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Platten vor die Säue

Sweet Apple - Sing The Night In Sorrow

Quelle: Tee Pee Records

Sweet Apple - Sing The Night In Sorrow

Was kommt heraus, wenn sich renommierte Mitglieder aus Noise-Rock, Stoner Metal und Seventies Rock zusammentun? Richtig, ein Indie-Pop Album! …Wie bitte?!

Okay, ganz so schlimm ist es dann doch nicht, aber fangen wir von vorne an. Die Rede ist von Sweet Apple, einer Allstar-Combo bestehend aus Namensgeber Dave Sweet Apple, der auch schon den Bass bei den Stonermetalern von Witch geschwungen hat. Dabei wird er von den beiden Gitarristen John Petkovic und Tim Parnin von der Seventies Rockformation Cobra Verde unterstützt. Die Combo vervollständigt Genreveterane und Strippenzieher J Mascis, der mit Dinosaur Jr und ihrem Noise Rock bereits weltweite Erfolge verzeichnen konnte und nun an den Drums sitzt.

Man kann nicht immer alles haben

Mit "Sing The Night in Sorrow" veröffentlichen die süßen Äpfel bei Tee Pee Records nun ihr drittes Album und wissen, wie sie die Fans ihrer einzelnen Bands mit dieser Combo überraschen. Wer nämlich erwartet, dass die fünf Musiker, die ihr Handwerk durchaus verstehen, erneut auf die Tube drücken, hat sich leider geirrt.

Zwischen Himmel...

Während schon der Opener beim Hören "(My Head Is Stuck In) Traffic" mächtig drückt und mit seiner DIY-Attitüde gut die Grundstimmung vorgibt, legt die Single „World I’m Gonna Leave You" gitarrenmäßig noch einmal gehörig eine Schippe drauf. In diesem zweiten Song wird mit tiefergelegten Riffs nur so um sich geworfen, dass es eine wahre Freude ist. Zum Abschluss wird noch die hohe Kunst des klassischen Gitarren-Solos zelebriert, die heutzutage ja leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

...und Hölle

Ab da wendet sich allerdings das Blatt und die anfängliche Verzückung weicht zunehmend der Verwunderung. Plötzlich wechseln sich in den darauffolgenden Songs cleane Gitarrenparts mit (zu) eingängigen Refrains ab, die zwar schon beim ersten Mal zum Mitsingen einladen, aber nicht wirklich durch Tiefgang und Raffinesse bestechen. Nicht eimal vor Keyboards und Cembalos machen Sweet Apple auf ihrem neuesten Album halt. Für kurze Zeit lassen sie beim Song „Candles in The Sun“ ihr Talent und ihre ursprüngliche Leidenschaft wieder kurz durchblicken. Dann verabschieden sie sich aber mit der obligatorischen Akustikballade und „Everybody's Leaving“ als klassischer Mitschunkelnummer.

Auf zu neuen Ufern

Das eigentliche Problem von Sweet Apple sind die großen Namen, die man von vornherein mit der Band verbindet. Man erwartet ein richtiges Rockbrett und wird mit einem Album überrascht, das sich zwar von einer anderen Seite zeigt, aber doch auf Nummer sicher geht. "Sing The Night In Sorrow" ist insgesamt ein sehr zugängliches Album, allerdings fehlen Nummern, die wirklich zünden und das Songwriting ist nicht gerade einfallsreich. Man hat ständig das Gefühl, dass die Combo mit angezogener Handbremse fährt und sich mit ihren Songs bei neuen Zielgruppen anbiedern will. Fans von Dinosaur Jr, Witch und Cobra Verde sollten sich auf jeden Fall darauf gefasst machen, etwas entgegen ihrer sonstigen Hörgewohnheiten serviert zu bekommen. Aber wer weiß, vielleicht hatten Sweet Apple ja einfach nur Lust, die Musik zu machen, die ihnen gefällt und hatten nicht gleich das Bedürfnis, den nächsten musikalischen Meilenstein hinzulegen? Beweisen müssen die Mitglieder auf jeden Fall keinem mehr etwas.

Gesamtbewertung: 2 von 5 Platten

Sing The Night In Sorrow ist am 28.07.17 bei Tee Pee Records erschienen.

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