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Platten vor die Säue

Tess Parks & Anton Newcombe - I Declare Nothing

Quelle: ©KatyLane2015

Parks & Newcombe in Berlin

Eine junge Sängerin trifft auf einen Meister des Psychedelic-Rocks. Dabei entsteht eine Platte, die durch ihre Einfachheit lebt.

Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Genau so muss es auch Anton Newcombe ergangen sein, als er Tess Parks in Berlin getroffen hat. Er: seit über 25 Jahren im Musikgeschäft tätig - sie: kaum älter als 20 und erst am Anfang ihrer aussichtsreichen Karriere. Tatsächlich haben sich beide auf Anhieb blendend verstanden - vor allem musikalisch. Dies mag nicht zuletzt an gemeinsamen Einflüssen liegen, wie zum Beispiel My Bloody Valentine oder The Jesus And Mary Chain. Mit I Declare Nothing schaffen Tess Parks und Anton Newcombe nun eine neue Dimension des Psychedelic-Rocks.

Tess Parks - Wie Patti Smith auf Narkotika

Geboren in Toronto, Kanada hatte Tess Parks immer schon große Pläne. Bereits mit 17 Jahren zog sie in das weit entfernte London, um dort Fotografie zu studieren. Ziemlich schnell entschied sie dann aber, sich voll und ganz ihrer eigentlichen Leidenschaft zu widmen: der Musik. Schnell wurde die Londoner Szene auf sie aufmerksam, allen voran Alan McGee, Mitbegründer der legendären Plattenfirma Creation Records und eine Größe der Musikindustrie. Unter McGees neuem Label 359 Music veröffentlichte Tess Parks im November 2013 ihre Debüt-LP Blood Hot, die durchwegs positiv rezensiert wurde. Wegen ihrer düsteren, monotonen Stimme wurde sie unter anderem als "Patti Smith auf einer Dosis Hypnotika" bezeichnet.

Anton Newcombe - Virtuose und Mastermind

Durch Alan McGee wurde auch Anton Newcombe auf Tess Parks aufmerksam. Doch im Gegensatz zu ihr ist Newcombe sicherlich nicht mehr als Newcomer zu bezeichnen. Bereits 1990 gründete er seine Band The Brian Jonestown Massacre, mit der er bis heute ganze 14 Studioalben veröffentlicht hat. Das letzte, Musique de Film Imaginé, ist erst im April 2015 erschienen. Kaum drei Monate später produziert Anton Newcombe mit I Declare Nothing also wieder ein Album - Hut ab vor dieser Produktivität!

Die Mischung macht's

Nun haben sich also zwei talentierte Musiker gefunden. Anton Newcombe lud Tess Parks Ende 2014 in sein Tonstudio in Berlin ein, wo er auch schon seit einigen Jahren zu Hause ist. Es entstand die Vorab-Single Cocaine Cat, die auch als eingängistes Stück der Platte heraussticht. Der düstere, raue Gesang von Tess Parks mischt sich wunderbar mit den simplen Akkorden einer Akustik-Gitarre, die im Hintergrund das Lied trägt. Unterlegt wird das Ganze von genau so harmonischen Synthie-Klängen. Solche im Prinzip einfache Songstrukturen ziehen sich durch das gesamte Album, so richtet sich Anton Newcombe auf der Rückseite der Platte auch an die Hörer: "Ich hoffe, euch gefällt die Primitivität dieses Albums." Man merkt schnell, dass Newcombe der geniale Kopf hinter dieser Produktion ist.

Das gleiche trifft auch auf ein weiteres, großartiges Stück von I Declare Nothing zu. German Tangerine vereint Shoegaze-Elemente mit einem fast schon wehmütigen, psychedelischen Sound. Analog dazu sind auch die Themen der Texte: Probleme der Selbstfindung, fast schon schizophrene Wahnvorstellungen: “I look to the sky / And ask for answers / Am I really alive? / But there are no answers", heißt es im Stück Voyage de L'ame. Es sind die Worte eines verträumten, introvertierten Mädchens, die uns Tess Parks vorträgt.

Schüchternheit als Motivation zum Songwriting also - ein Konzept, dass Musiklegenden wie David Bowie, Morrissey oder Jarvis Cocker berühmt machte. Möglicherweise startet Tess Parks so eine ähnlich erfolgreiche Karriere - denn sowohl gesanglich als auch textlich hat sie allemal das Zeug dazu!

 

 

 

Gesamtbewertung: 4,5 von 5 Punkten

I Declare Nothing erscheint am 03.07.2015 auf Anton Newcombe's eigenem Label 'A' Records.

 

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