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Platten vor die Säue

The Surfing Magazines

Quelle: thesurfingmagazines.bandcamp.com

The Surfing Magazines

Das Debütalbum von The Surfing Magazines lässt die altbekannte Surfmusik wieder aufleben. Und es gibt Gitarrensoli. Sehr viele Gitarrensoli!

Die Surfmusik. Sofort schießen einem da Bilder von den Stränden Kaliforniens in den Kopf. „If everybody had an ocean, across the USA...“ Im Ohr hat man sofort die Beach Boys und ihren Hit „Surfin' U.S.A.“ Haben die sechs Mitglieder in den 1960ern doch das Genre des Surf-Pops und Surf-Rocks maßgeblich geprägt. Da wird man doch gleich melancholisch und träumt sich an einen der zahlreichen Strände der Westküste. Zurück in die Zeit des Twists und der Cadillacs. Tribut zollen dem Surf-Rock auch The Surfing Magazines. Auf dem selbstbetiteltem Debütalbum verbinden die Mitglieder Blues, Folk und Americana. Und das, obwohl die Band aus Großbritannien stammt. Vielleicht ist deshalb die Sehnsucht nach der Surfmusik so groß.

My heart is racing for guitars

Die Band setzt sich unter anderem zusammen aus David Tattersall und Franic Rozycki, 2/3 der Rockband The Wave Pictures. Schlagzeuger Dominic Brider und Charles Watson (Slow Club) machen die Kombo komplett. Benannt haben sie sich nach einem Song der Go-Betweens. Und ganz wie der Bandname schon vermuten lässt, gibt es eben die berühmte Surfmusik zu hören. Die zeichnet sich ursprünglich durch instrumentalen Rock'n'Roll aus. Und dass sich The Surfing Magazines diesem Genre verschrieben haben, wird durch die vielen Gitarrensoli klar. Fast in jedem Song bauen Tattersall und co. Gitarrenriffs ein, die manchmal sogar länger als eine Minute dauern. Gleich im fast 7-minütigen Opener „Sawdust“ spielt die Gitarre zwar erst nur eine Nebenrolle und begleitet den Song, wird aber nach fast viereinhalb Minuten schließlich zum Protagonisten.

Aber nicht nur die Surfmusik, auch die anderen Genres, die auf der Platte vertreten sind, erinnern an gute alte Zeiten und lassen einen regelrecht in Erinnerungen schwelgen. Oder lassen einen zumindest denken, man wäre zur Blütezeit des Blues, Americana und Folk schon auf der Welt gewesen. Und diese Genres mischen The Surfing Magazines so gut, dass das Album wie aus einem Guss klingt. Auf eine herzzereißende Ballade ("One Of These Days") folgt peppiger Garage Rock ("Goose Feather Bed").

Mit Liebe zum Detail

Sogar zwei komplett instrumentale Tracks sind auf dem Debütalbum von The Surfing Magazines vertreten. Der dritte Song auf der Platte ("Peeping Dom") und ("A Fran Escaped"), wobei der nicht komplett instrumental ist, sondern mit einer tiefen angsteinflößenden Stimme startet, die den Titel nochmal nennt und dann ihre böseste Lache aufsetzt. Diese beendet den Song fast im gleichen Takt zum nach vorne gehenden Gitarrenriff und zum Saxophon auch wieder. Dass die Musik die Stimme untermalt oder den Text hervorhebt, ist auf der Platte öfter zu hören. Im Song "Orange And Blue" geht es um furchtbar starke Kopfschmerzen. "I've got a headache where there once was a head." Die Art von Kopfschmerzen also, die sich anfühlen, als würde jemand mit der Bohrmaschine durch den Kopf bohren. Passend zur Zeile "Drill a hole in the wall" mimt die Gitarre an dieser Stelle die Bohrmaschine und Gitarrist David Tattersall bohrt mit seiner Gitarre ein regelrechtes Loch in den Song. Genau diese speziellen Details sind es, die das Debüt der Engländer ausmachen.

Aber nicht nur musikalisch haben The Surfing Magazines ein Augenmerk auf die Details gelegt. Es sind auch die Texte, die zeigen, mit wie viel Liebe das Debüt entstanden ist. Mal geht es um Häuser, die die mit Geburtstagskuchen überquellen oder um den Sommer, der nur mit einer bestimmten Person in Verbindung gebracht wird ("Summer"). Der Wortwitz und die bildhafte Sprache sind dabei das Markante der Songtexte. Songwriter Tattersall hat sein Talent zum Schreiben schon auf sämtlichen Platten der Wave Pictures bewiesen, mit The Surfing Magazines macht er einfach direkt weiter. 

 "My heart is racing and I'm looking for your Russian doll. My heart is racing and I'm wondering whether I should call. My heart is racing for the freedom freaks and crazy town. My heart is racing for the contract killer birthday clown." 

Die Engländer beweisen mit ihrer Debütplatte, dass man nicht unbedingt an der Westküste leben und auf dem Surfbrett stehen können muss, um die Surfmusik wieder aufleben zu lassen. Ihre britische Sicht auf das amerikanische Genre macht den Charme des Albums aus. Klar, die Gitarrensoli bei jedem Song wirken auf Dauer vielleicht etwas anstrengend und zwischendurch hat man das Gefühl, die Bandmitglieder wollen den Fans ihrer Ursprungsbands The Wave Pictures und Slow Club nur beweisen, dass sie auch in anderer Zusammensetzung die Musik im Blut haben. Die Stimmung, die das Album einfängt - der Rückblick in die 60er Jahre und der Retro Vibe - rechtfertigen die Gitarrensoli aber allemal. Ganz nach dem Motto "Rock'n'Roll!"

Gesamtwertung: 4,5 von 5 Punkten.

"The Surfing Magazines" erscheint am 01. September 2017 auf Moshi Moshi

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