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Platten vor die Säue

Trapped Under Ice - Heatwave

Quelle: Pop Wig Records

Trapped Under Ice - Heatwave

Die Sonnenstrahlen stechen auf der Haut, der Schweiß tropft - mit ihrem ersten Album in 6 Jahren beschwören Trapped Under Ice eine musikalische Hitzewelle.

11 Songs in 14 Minuten - die Hardcore-Lieblinge Trapped Under Ice kehren mit ihrem dritten Album zurück. "Heatwave", so der Titel der LP, erscheint genau 10 Jahre nach der ursprünglichen Demo-EP der fünf Jungs aus Maryland. Mit dem Doppelschlag von "Soul Vice/Reality Unfolds" haben sich Trapped Under Ice 2007 zum Vorboten für die zukünftige Hardcore-Szene erhoben. Eine Szene, die in der 6-jährigen Pause der Band kopierte, revidierte und stagnierte. Doch mit "Heatwave" läuten Trapped Under Ice die neue Sommer-Saison ein.

Schwüle Stimmung

Heruntergekomme Viertel, verfallene Straßen und die hoffnungslosen Jugend Baltimores - die Demo EP landet 2007 wie ein schwerer Schlag im Kolletivgesicht des Genres. Die persönlichen Erfahrungen von Sänger Justice Tripp mit Diebstahl, Drogen und Gewalt resonierten landesweit in Kopf und Körper der Szene. Metallische Gitarren und wirbelnde Drums, wie man sie nur von den 90er Größen Madball oder Gorilla Biscuits kannte, sorgten für ein kataklystisches Klima - auf Platte und vor allem live. 10 Jahre später erinnern die Anfangstöne der neuen Darbietung an diese vergangene Zeit, der Opener "Backstabbed" schillert nur von der Brutalität Baltimores.

Hardcore goes Pop (Wig)

2012 begeben sich Trapped Under Ice auf ein längeres Sabbatical, die Mitglieder starten ihre eigenen Reisen in die musikalische Wüste. Das Ergebnis: Sänger Justice Tripp und Drummer Brendan Yates gründen mit Angel Du$t (Tripp) und Turnstile (Yates) wohl zwei der bedeutendsten, aber auch ansteckendsten Bands der Szene. Endgültig losgelöst von der Verwüstung durch Trapped Under Ice, lassen beide das Genre farbenprächtig aufblühen. Im gleichen Zug gründet Tripp das Label "Pop Wig Records" - ein Label, wie eine Familie, das sich in nur kurzen Zeit zum Hort für die spannendsten und jüngsten Bands im Hardcore entwickelt.

Aus der Eiszeit in den Sommer

"The Same, but different" - so lautet das neue Mantra von Trapped Under Ice. Die Gewalt und Dominanz des männlichen Chauvinismus, die tief in den frühen Shows verfangen war, bewegt die Band in neue Richtungen, so Tripp. Pop Wig, Angel Du$t und Turnstile finden sich alle auf dem neuen Album wieder. Der heulende Weltschmerz weicht lässiger Lebenslust und pointiertem Swagger. Im Kern unverfroren Trapped Under Ice, stellt "Heatwave" doch alles auf den Kopf. Nicht mehr "Stay Cold" gibt den Ton an, sondern die stechende Sommersonne scheint auf Songs, wie "Heatwave" oder "XL" durch. Ob Pop, Punk oder Hardcore - die Hitzewelle setzt zum Rundumschlag an und bringt alle Regler zum explodieren.

Furiose Fata Morgana

Und dafür brauchen Trapped Under Ice auch nicht mehr als knapp 14 Minuten. Wo der Vorgänger noch eine Länge von mehr als 30 Minuten verzeichnen konnte, macht "Heatwave" schluss mit jeglichem Überdruss. Die 11 Songs, die sich alle an der Minutenmarke messen, rasen nur so durch die musikalischen Sanddünen. Hier und dort weht noch der wüste Wind Baltimores, doch dafür bleibt keine Zeit mehr. Synkopische Bongorhythmen und akkzentierte Kuhglocken verschmelzen mit durchgedrehten Gitarrensoli zur fieberhaften Fata Morgana. Tracks wie "Slow Death" oder "Pressure Is On" bringen jede einzelne Pore zum Schwitzen, bis das Blut überkocht.

Vor 10 Jahren haben Trapped Under Ice mit ihrer Demo-EP "Stay Cold" das Hardcore-Genre revolutioniert. Dieser Tatsache ist sich die Band bewusst. Doch vielleicht genau deshalb sticht "Heatwave" auch so aus der Masse heraus.  Weder Druck noch Zwang sind auch nur in einem Moment der 14-minütigen Eskapade zu spüren, die Kreativität überollt den Hörer wie eine Hitzewallungen. Tripp beschreibt es am besten: "Do what you want, do it your way, put your own stamp on it." - vielleicht genau das, was die Szene jetzt braucht.

Gesamtbewertung: 4,5 von 5 Punkten.

"Heatwave" von Trapped Under Ice erscheint am 21.07.2017 auf Pop Wig Records.

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