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Platten vor die Säue

Unknown Mortal Orchestra - Sex & Food

Quelle: Unknown Mortal Orchestra

Unknown Mortal Orchestra - Sex & Food

Genialer Stilmix oder doch nur umstimmiges Chaos? Die Psych-Rock Band um Mastermind Ruban Nielson ist mit ihrem vierten Album zurück!

Unknown Mortal Orchestra - ein Name, der nach sehr viel Personal klingt, ist genauso irreführend wie der Titel ihres neuen Albums Sex & Food. Hinter dem Orchester steckt nämlich im Grunde nur ein Mann namens Ruban Nielson, der UMO 2010 als DIY-Soloprojekt ins Leben gerufen hat. „Ffunny Ffrends" (sic) hieß der erste Track, den er auf Bandcamp hochgeladen hat und der auch gleich die DNA des Projekts auf den Punkt bringt: Retro-Gitarrenklänge + Hip-Hop-Beats + Nielsons exzentrischer Gesang = UMO. Es folgten zwei sehr gute Psych-Rock-Platten, die anders als bei den Zeit- und Genregenossen Tame Impala eher auf „weniger ist mehr" als auf „je mehr, desto besser" setzten. Der Bruch kam 2015 mit dem dritten Album Multi-Love, auf dem Nielson nicht nur texlich die Höhen und Tiefen der polyamourösen Beziehung, in die er und seine Frau geraten waren, behandelt, sondern sich auch einer sehr viel bunteren und tanzbareren Klangpalette bedient.

Falsche Fährten

Sex & Food heißt nun also der neue Longplayer und ja, der Titel ist ein bisschen dumm und ja, das war Absicht. Nielson, der ursprünglich aus Neuseeland kommt, mittlerweile aber in Portland, Oregon, lebt, hat für dieses Album den kreativen Prozess umgekehrt und einfach mit dem Titel angefangen. Und dieser sollte schön einfältig klingen, damit niemand ahnt, was musikalisch und texlich folgt. Falsche Fährten zu legen scheint ein Hobby von Nielson zu sein, denn auch die erste Single „American Guilt" steht mit dem ungewohnt aggressiven Sound und einem Gitarrenriff, das Hendrix stolz machen würde, in starkem Kontrast zum Rest des Albums, das (mit Ausnahme von „Major League Chemicals") ganz andere Wege geht. Es sind tatsächlich sehr, sehr viele Wege, denn Sex & Food schwankt vom Hard-Rock-Brett zur Akustik-Ballade zur Funk-Nummer und über Umwege zurück und lässt den Hörer letztendlich ein bisschen ratlos zurück.

Wirre Strecken

Wo sich „Multi-Love" mit seinem Abwechslungsreichtum noch wie ein wunderbar kohärentes 70ies-Mixtape aus einem Paralleluniversum angefühlt hat, wirkt die neue Platte unangenehm zerfranst und chaotisch. Songs wie „American Guilt", „How Many Zeros" oder „Hunnybee" sind zwar für sich spannende Songs, gehen stilistisch aber so weit auseinander, dass das Album musikalisch keinerlei Spannungsbogen oder roten Faden entwickeln kann. Das weitaus größere Problem von Sex & Food ist jedoch, dass auf jeden spannenden Track auf der Platte ein in gleichem Maße langatmiger Song folgt. Ein oder zwei langsamere, ruhigere Stücke können einem Album sehr gut tun, aber hier sind es dann doch einfach zu viele davon.

(Knapp) Verfehltes Ziel

Das ist ziemlich schade, denn das Album weiß eigentlich auf vielen anderen Ebenen zu überzeugen. Die Produktion, die Nielson wieder selbst übernommen hat, ist auf die bestmögliche Art und Weise ungewöhnlich, die Lyrics sind zwar abstrakt, aber sehr assoziativ, sodass man ohne es genau wissen zu können, trotzdem immer eine Ahnung hat, um was es im Song geht. Der inhaltliche Rahmen, der irgendwo zwischen futuristischer Dystopie und Alltäglichkeit schwankt ist relevanter denn je - aber leider kann nichts davon darüber hinwegtäuschen, dass „Sex & Food" lange nicht so großartig ist, wie es hätte sein können.

Gesamtbewertung: 3,5 von 5 Platten.

Sex & Food ist am 06.04.2018 über Jagjaguwar erschienen.

 

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