Platten vor die Säue
Wilco - Star Wars
Meow, Jedis! Eine Fusion aus Katzen und Star Wars erwartet Wilco-Fans. Whuat? Wir gehen mit Lerch & Ko vor Gericht - Platten vor die Säue!
Das Rezept von „Spiel, Spaß und Überraschung“ ist einfach. Das wusste schon Ferrero mit seinem Kinder Überraschungsei erfolgreich zu vermarkten. „Why release an album this way and why make it free? […] It felt like it would be fun. What's more fun than surprise?“ dachte sich Jeff Tweedy, Sänger und Frontmann der Chicagoer Band Wilco.
Von miauenden Jedis. Und Wilco.
Aber nicht genug der Überraschungen. Das Cover der neunten Wilco-Platte (wenn man die Kollabo-Alben mit Billy Bragg ausnimmt) ziert eine weiße Katze. Vor beigefarbenen Rosen macht sie es sich bequem. Zugegeben, das Internet und seine User liebt Katzen. Und Star Wars. Also warum das Album nicht „Star Wars“ nennen und eine Katze aufs Cover packen? „Star Wars“ - das neue Studioalbum der US-amerikanischen Folkrocker. Erstmal sacken lassen. Katzen, Star Wars. Star Wars, Katzen. Was zum Teufel? Aber es wirkt. Boom! Überraschung, Wilco, Album, umsonst. Boom! Miau. Eine Katze. Boom! Star Wars. Eigentlich sollte jeder glücklich sein.
Freakouts, Fuzz und Fett!
Vier Jahre hat es gedauert, bis sich Jeff Tweedy und Wilco zurückmelden. Mit gut einer halben Stunde Spielzeit ist das Album kurz- aber keinesfalls langweilig. Der schrullige Opener „EKG“ könnte den einen oder anderen Herzschrittmacher aussetzen lassen, klingt der Track wie ein Tribut an die extremen musikalischen Freakouts der progressiven Mathrocker The Dillinger Escape Plan. Ein ungemütlicher und gleichzeitig erfreulich frischer Song auf „Star Wars“, der in das zweite Lied „More...“ mündet – hier befinden wir uns wieder in gewohntem Wilco-Terrain: Fuzzige Akkorde und nervöse Gitarren, die gegen Ende in einem psychedelischen Höhepunkt enden.
„Random Name Generator“ (nochmals: hallo Internet!) ist ein erster Höhepunkt auf der Platte: Riff-lastig, groovig, selbstsicher, locker. Gefühlt schon seit Jahren ein Hit. Wir befinden uns mittlerweile bei Song Nummer drei des Albums. Kein Soundtrack zu "Star Wars: Das Erwachen der Welt" in Hörweite. Puh, Darth Vader und Boba Fett können ihre Machtwürgegriffe und Jetpacksprünge einpacken.
Spätestens mit „You Satellite“ sollte jeder letzte Zweifler überzeugt sein. Eine Ode, angetrieben durch einen subtilen zwei-Akkord-Zauber. Jeff Tweedy in bester Lou Reed-Manier, bis die Band im Lärm versinkt. Mit 5:16 Minuten der längste Track auf „Star Wars“ und gleichzeitig irgendwie doch zu kurz. Kurze Schwächeanfälle kommen bei „Taste The Ceiling“ oder dem jammigen „King Of You“, um dann jedoch im Closer-Song „Magnetized“ den Hörer wieder in den Bann zu ziehen. Ein perfekter oldschooliger Eels/John Lennon-esker Abschluss.
Das angenehme Gefühl des Überraschtseins
In kurzen Momenten verzaubert Wilco den Zuhörer mit authentischem Rock. Ein paar wenige nicht weiter zu erwähnende schwache Augenblicke hat „Star Wars“. Das zurückbleibende Gefühl ist nach dem ersten Durchhören eher eine Erleichterung und eine angenehmes Gefühl des Überraschtseins. Vor allem natürlich auch durch die Veröffentlichungsaktion von Jeff Tweedy. Zwar an sich nichts neues – wir erinnern uns an Radiohead oder missglückte PR-Aktionen von U2, der Effekt wirkt jedoch. Miau! Star Wars!
Gesamtbewertung: 4 von 5 Punkten
Nicht ganz so Miau findet das Noch-Münchner Duo Lerch & Ko die Platte. Aber seht selbst:
"Star Wars" von Wilco erschien digital zum Free Download am 17. Juli 2014. Ab dem 21. August 2015 via Anti auch als CD erhältlich.