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Kommunismus in München

Münchner Räterepublik

Autor(en): Anika Welter am Montag, 2. Mai 2016
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Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte

Hände Hoch

2. Mai 1919: Das Ende einer Republik. Der letzte Tag des bayerischen Kommunismus. Die Geschehnisse im Überblick.

Chronik:

1918: In diesem Jahr ist so einiges passiert. Der erste Weltkrieg ist nach vier Jahren endlich vorbei. Die Novemberrevolution erfasst ganz Deutschland, sodass die Monarchie abgeschafft und die Weimarer Republik ausgerufen wird. Die noch junge Demokratie hat aber zu kämpfen, denn als Verlierer des Krieges sind nicht nur Bevölkerung und Wirtschaft geschwächt, sondern es müssen auch noch Reperationszahlungen an die Kriegsgewinner geleistetet werden. Gleichzeitig hat die parlamentarische Demokratie viele politische Feinde, die lieber ein anderes System einführen wollen.



Der erste bayerische Ministerpräsident Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte

 

Unruhen in ganz Deutschland, komplettes Chaos in Bayern. Am 7. November 1918 wird König Ludwig III. gestürzt und der Freie Volksstaat Bayern ausgerufen. Kurt Eisner von der USPD, Bayerns erster Ministerpräsident, muss jetzt ein komplett zersplittertes politisches Spektrum einen, die Wirtschaft wieder in Gang bringen und die sozialen Unruhen befrieden.

Dies gelingt ihm allerdings nicht, weshalb er am 21. Februar zurücktreten will. Noch auf dem Weg zu seiner Rücktrittsrede wird er von einem völkisch-nationalistischem Studenten erschossen. Am selben Tag kommt es im bayerischen Landtag zu gewaltsamen Ausschreitungen der Linksradikalen. Das erste frei gewählte Parlament flüchtet daraufhin aus München. Die Regierung hat jede Exekutivmacht verloren. An diesem 21. Februar scheitert die erste Bayerische Demokratie.

In den folgenden Wochen gewinnen die vielerorts entstandenen Rätegremien an Macht und verhindern Neuwahlen. Das Parlament installiert Johannes Hoffmann als neuen Ministerpräsidenten. Auch er schafft es nicht, die politischen Extreme zu versöhnen. Hoffman flieht schließlich aus München nach Bamberg und versucht, von dort aus zu regieren.

Dieser Versuch scheitert und am 7. April 1919 rufen die verschiedenen Räteverbände die Münchner Räterepublik aus. Diese erste Phase der Münchner Räterepublik wird nach nur einer Woche von der Regierung, die nach Bamberg geflohen war, geputscht. Allerdings wird nun nicht die Demokratie reinstalliert - radikale Kommunisten übernehmen die Macht.

Die zweite Phase der Münchner Räterepublik steht unter ständigem Druck. Die Bamberger Regierung, die gesamtdeutsche Reichswehr sowie Freikorps und rechtsradikale Splittergruppen rücken immer weiter nach München vor, um die Räterepublik zu stürzen. Die Stadt wird schließlich eingekesselt und befindet sich in einem Versorgungsengpass. In Münchens Vororten und schließlich sogar rund um den Hauptbahnhof und Stachus liefern sich die zwei Fronten Straßenkämpfe. Die Verteidiger der Münchner Räterepublik sind zahlenmäßig unterlegen und verlieren schließlich am 2. Mai den bürgerkriegsartigen Konflikt.

In den Tagen und Wochen nach dem Konflikt werden vermutete und tatsächliche Anhänger der Räterepublik ermordet oder zu langen Haftstrafen verurteilt. Ende Mai wird Johannes Hoffmann erneut als Bayerns Ministerpräsident vereidigt, nun aber von einer Koalition, in der auch konservative Parteien involviert sind. Erst im Dezember 1919 wird der Kriegszustand in München aufgehoben.


Rotarmisten werden abgeführt Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte

Auswirkungen:

Gerade nach diesem kommunistischen Kapitel der Bayerischen Geschichte ist es natürlich erstaunlich, dass es nur vier Jahre später in München zum Hitlerputsch kommen konnte.

Historiker Dr. Markus Schmalzl erklärt diesen politischen Umschwung mit den im Kommunismus herrschenden Lebensbedingungen der in München eingekesselten Menschen. "Die Menschen hatten im Krieg schon Lebensmittelknappheiten erleben müssen. In der Zeit in der München eingekesselt war, gab es diese Situation erneut. Weil Lebensmittel gehortet und geschmuggelt wurden führte die Räterepublik Hausdurchsuchungen durch, um dies zu vermeiden. Das verursachte bei der Münchner Bevölkerung eine Angst und Ablehnung vor linken Kräften. Das hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass man sich später lieber vermeintlichen Ordnungskräften und rechten politischen Vereinigungen zugewandt hat. Zudem sind oft auch die Waffen, welche beispielsweise von den Freicorps zur Einnahme von München genutzt wurden, später in die Hände von Völkischen Verbänden gelangt."

So hat also die kurze, missglückte Phase des Kommunismus in Bayern den Boden für das Nationalsozialistische Gedankengut bereitet.

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