München hält zam!
"I support 1860 München"
Löwenfans nehmen Flüchtlinge mit in die Allianz Arena. Und jeder profitiert!
"Bayern Munich!" lautet häufig die erste Anwort der Flüchtlinge in München auf die Frage, was sie als erstes mit der Landeshauptstadt verbinden. "Das muss sich ändern!" - hat sich zumindest Alexander Inderst gedacht und die Aktion "München hält zam!" ins Leben gerufen.
Löwen laden ein
Denn die Löwen brauchen auch Unterstützung. Die unliebsamen Arena-Heimspiele müssen aufgepeppt werden! Also ruft Inderst alle Sechzger dazu auf, zur Partie gegen RB Leipzig eine zusätzliche Eintrittskarte für Flüchtlinge zu kaufen. Auf die Idee kam er, als er und ein Freund von einigen Mönchengladbach-Fans hörten, die Flüchtlinge mit in den Borussia-Park genommen hatten: "Die haben da für mehr Stimmung gesorgt als alle anderen. Da dachten wir uns: das schaffen wir mit Sechzig doch auch!".
Perfekte Anpassung
Und der Aufruf wird gehört - 500 Löwenfans kaufen für sich und einen Geflüchteten eine Karte. Der Verein selbst rundet auf 1000 Karten auf. Mit Bussen werden die Gäste aus der Bayernkaserne zur Allianz Arena gefahren und umgehend mit Fanutensilien eingedeckt. Später, beim Gang zum Stadion, kann man zwischen "alten" und "neuen" Sechzgern kaum unterscheiden. Nur das Dauergrinsen im Gesicht entlarvt die Flüchtlinge - sowas gibt's bei der verbitterten und dauerzynischen blauen Anhängerschaft eher selten.
"Ein realisierter Traum"
"Sie sind einfach froh, mal wieder aus der Bayernkaserne rauszukommen" sagt Inderst. Und noch mehr als das. Jeder Flüchtling bestätigt auf Nachfrage, dass er ein großer Fußballfan sei. Auf die Frage nach dem Herzensverein lautet die Antwort für Afghaner, Syrer, Eritreer und Gambier meistens Real Madrid, dem weißen Ballett aus Spanien. Cheikh aber hält es mit dem FC Bayern: "Und allein, dass ich dieses Stadion betrete, ist ein wahrgewordener Traum. Das hätte ich nie gedacht - jetzt mach ich es, zusammen mit Frau und Kind!"
Schalalala!
Und auch wenn "nur" 1860 München auf dem Fröttmaninger Rasen spielt, Cheikh und die anderen Neulöwen geben über 90 Minuten Vollgas - ganz wie es Alex Inderst prophezeit hatte. Ein 2:2 gegen Aufstiegsfavorit RB Leipzig springt am Ende heraus, "Scho recht" sagt der geneigte Fan dazu. Die Flüchtlinge aber sind ungleich enthusiastischer und singen frisch gelernte Löwenfangesänge noch eine Stunde nach Abpfiff.