Zeitumstellung
Wenn die Zeit gegen uns ist
Diese Uhr aus dem 19. Jahrhundert ist älter als die Zeitzonen
Am Sonntag wird die Uhr wieder um eine Stunde zurückgestellt. Wie schädlich das für den Körper wirklich ist und welche Tricks gegen den Mini-Jetlag helfen.
Der amerikanische Politiker und Erfinder Benjamin Franklin entwarf nicht nur den ersten Blitzableiter, sondern hatte auch einen sinnvollen Vorschlag, wie man Energie einsparen und die Kraft des Tageslicht besser nutzen könnte: im Sommer die Kirchturmglocken einfach eine Stunde später schlagen lassen und so bewirken, dass es eine Stunde länger hell bleibt und Kerzen gespart werden.
Doch um einheitlich alle Uhren verstellen zu können, brauchte man zunächst einmal eine homogene Zeitzone. Denn bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte jeder Ort seine eigene Zeit, sogar innerhalb von Deutschland tickte, je nach Bundesland und Stand der Sonne, jede Uhr anders. Mit der Einführung der Zeitzonen und somit auch der Mitteleuropäischen Zeit wirkte man dieser Zerstückelung entgegen.
Chaotische Zeiten
Wollen wir eine Stunde mehr Tageslicht oder nicht? Die Regierenden in Deutschland waren sich da nicht immer so einig. Im deutschen Kaiserreich führte man die Zeitumstellung ein, während der Weimarer Republik schaffte man sie wieder ab. Kompliziert wurde es vor allem während der deutschen Teilung: die sowjetische Besatzungszone richtete sich nach der Moskauer Zeit, die drei anderen hielten sich an die Sommerzeit. Seit 1996 gilt nun eine einheitliche europäische Sommerzeit, die Uhren werden von Ende März bis Ende Oktober verstellt.
Von Lerchen und Eulen
Wie wirkt sich nun der Raub einer Stunde im Sommer auf den menschlichen Körper aus? Schließlich hat jeder eine Art innerer Uhr, die physische Abläufe koordiniert. Dass nachts der Blutdruck sinkt und man flacher atmet zum Beispiel. Oder dass bei Dunkelheit das Schlafhormon „Melatonin“ ausgeschüttet wird, welches Inaktivität und Müdigkeit hervorruft. Kein Wunder also, dass sich Eulen (Langschläfer) schwer tun, wenn ihnen eine Stunde fehlt: der Körper befindet sich noch im Schlafmodus, die Hormonausschüttung ist noch nicht umgestellt, man fühlt sich schlapp. Andersrum bei der Umstellung zurück zur „Normalzeit“. Da kann es passieren, dass auch Eulen zu Lerchen (Frühaufsteher) werden und früher als gewohnt aufwachen. Zwischen 4 und 14 Tagen kann es dauern, bis sich der Körper auf den neuen Rhythmus eingestellt hat. Neben Schlafstörungen können auch Appetitlosigkeit und Konzentrationsschwäche auftreten.
Sonnenlicht, Bewegung und Bettsocken
Um sich nun von der Zeitumstellung nicht aus der Bahn werfen zu lassen, gibt es ein paar Tricks, mit denen man ihr entgegenwirken kann. Erstens kann es sinnvoll sein die Einschlafphase sukzessive an den neuen Rhythmus anzupassen, also 10 Minuten später ins Bett gehen, als gewöhnlich, um nicht zu früh aufzuwachen. Hat man Probleme bei der Schlaffindung, können Bettsocken, eine entspannte Atmosphäre oder zur Not die gute alte Schäfchen-Zähl-Methode Abhilfe schaffen. Generell gilt für graue Wintertage: viel Bewegung und Sonnenlicht halten wach und fit.
Und noch eine Eselsbrücke, für die, die sich das mit eine Stunde vor oder zurück nicht merken können: sOmmerzeit vOr, wÜnterzeit zurÜck.