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Mahnwache mit „Munich Animal Save”

Aktivisten gegen Viehtransporter

Quelle: © Bart Garbella 2018

Schweine im Viehtransporter

Immer mehr Aktivisten versuchen Schlachttransporter abzufangen, um das Bewusstsein für die Tiere zu steigern. Wir waren live bei so einer Aktion dabei.

Auch wenn in den letzten Jahren die Zahl der Vegetarier und Veganer zugenommen hat: Wir Deutschen essen gerne und viel Fleisch. Vor allem in Bayern lieben wir unseren Leberkas oder die Weißwurst. Die Wenigsten denken dabei über die Herkunft und Produktion nach. Ganz anders sieht es da bei „Munich Animal Save” aus. Die Aktivisten, die ein Teil des globalen Netzwerkes „The Save Movement” sind, treffen sich zu organisierten Mahnwachen vor Schlachthöfen. Ihr Ziel: Sie wollen den Tieren auf dem Weg zur Schlachtbank noch etwas Liebe mitgeben und über Social Media Berichte die Menschen daran erinnern, was da regelmäßig auf ihren Teller liegt und woher es eigentlich kommt.

Wir haben den Aktivisten bei ihrer Mahnwache über die Schulter geschaut:

Lagebesprechung

21 Uhr im Schlachthofviertel. Ungefähr 30 Aktivisten. In Warnwesten und mit Schildern bestückt, stehen neben der Einfahrt zu einem Schlachthof. Sie warten auf die LKWs, die in der Dunkelheit und fern von der großen Öffentlichkeit nach und nach Tiere zur Schlachtung fahren. So soll verhindert werden, dass das leckere Steak als ursprünglich süßes Schweinchen zu sehr in das Bewusstsein der Kunden rückt. Denn das wäre nicht gut für das Geschäft. Rebecca, die diese Mahnwache über die Facebook-Seite “Munich Animal Save” organisiert, erklärt zu Beginn noch einmal die Regeln. Sicherheit, Respekt und Freundlichkeit wird groß geschrieben. Und diese Grundstimmung, gepaart mit Nervosität und Hoffnung, ist deutlich in der Gruppe spürbar.

In Geduld üben

Die Wartezeit wird mit tiefgründigen Gesprächen gefüllt. Die friedlichen, aber auch aufklärenden Absichten, kommen dabei deutlich rüber. Zwischendurch reißt lautes Gegröhle die Gruppe aus ihren Diskussionen. Von weitem erkennt man einen Mann, offensichtlich ein Mitarbeiter des Schlachthofes, dessen Laute und Bewegungen einem Kneipenbesucher nach einer langen Nacht ähneln. Etwas besorgt beobachten wir ihn, bis er sich wieder in die Schlachtanlage begibt.

Endlich ein Transporter

Nachdem die ersten dann doch ungeduldig werden, ruft plötzlich einer der Aktivisten “LKW!” in die Menge. Alle begeben sich auf ihre Position und versuchen sichtbar und vorsichtig, den LKW auszubremsen. Mit einem extra Schild, auf dem die Bitte steht ,,Wir möchten 2 Minuten mit den Tieren.”, wird sich dem LKW vorsichtig genähert. Der LKW-Fahrer reagiert sichtlich genervt, noch bevor die Aktivisten groß etwas sagen können. Er brüllt aus dem Fenster, drängt die Aktivisten von der Einfahrt und fährt weiter, während ein Gestank aus Angstschweiß und Kot der Tiere einem unangenehm in die Nase steigt. Die anfängliche Hoffnung wechselt schlagartig in eine große Enttäuschung. Sogar Tränen fließen.

Nach dem Transporter ist vor dem Transporter

Die Reaktion des Fahrers wird scharf diskutiert. Danach legt sich die Anspannung wieder etwas und die vegan geprägte Gruppe konzentriert sich auf den nächsten Versuch. Manche stehen in dieser Zeit einige Meter weiter an der Straße und präsentieren den vorbeifahrenden Autos ihre Schilder. Obwohl die Schlachtungen sich an das Gesetz halten, soll mit Sprüchen wie ,,Zeigt Mitgefühl” oder ,,Tiere sind keine Ware”, auf die Zustände aufmerksam gemacht werden. Uns selbst war bis zu dieser Aktion zumindest nicht bewusst, dass mitten in der Stadt, direkt neben Restaurants und etwas versteckt vor der Öffentlichkeit, die verschiedensten Tiere geschlachtet werden.

2. Versuch

Nach einer gefühlten Ewigkeit dann der nächste Viehtransporter. Dieses Mal konnte der Fahrer in eine kleine Diskussion verwickelt werden. Dennoch kommen von ihm genervte Kommentare: ,,Das ist Nötigung und illegal, was ihr da tut!”. Und mit dieser Aussage liegt er falsch. Denn die Aktion ist in diesem Rahmen legal und wurde vorab sogar mit der Polizei abgesprochen. Was jedoch nichts an der Laune der meisten Fahrer ändert. Diese fühlen sich, verständlicherweise, in ihrer Arbeit behindert und wollen nur ihren Job erledigen. Unabhängig von den genervten Worten der Fahrer, verschaffen aber solche Diskussionen Zeit, in der einige der Aktivisten Aufnahmen machen können und andere versuchen, die Tiere durch die Spalten zu streicheln und zu beruhigen.

Nicht ganz ungefährlich

Und das zeigt auch beispielhaft der dritte LKW-Fahrer, der zwar erst leicht abbremst, danach aber ohne Rücksicht und demonstrativ auf das Gas tritt, um die Aktivisten aus dem Weg zu drängen. Die Gefahr, dass hierbei jemand verletzt werden kann, ist nicht gering. Umso wichtiger ist es, dass die Aktivisten sich rücksichtsvoll und konzentriert an die Sache heranwagen.

Etwas ist besser als nichts

Im Laufe der Nacht bringen mehrere dieser Viehtransporte Tiere zum Schlachthof. Mitten in der Stadt, während direkt nebenan Menschen im Restaurant sich Fleisch schmecken lassen. Für die Gruppe ein No Go. Und auch wenn nicht alle Abfangversuche erfolgreich laufen, sind weitere Aktionen bereits geplant und der Zusammenhalt groß. Denn wenn sie wenigstens einzelnen Tieren etwas Trost spenden können und der eine oder andere Passant die Aktion zur Kenntnis nimmt, ist das schon ein Erfolg. 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

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