Fernbus in der Krise
Bald mit dem Fahrrad nach Berlin?
Vor noch einem halben Jahr wurden sie gehypt. Jetzt müssen zahlreiche Fernbusunternehmen die Segel streichen. Das freut vor allem die Konkurrenz.
Sie wurden als Schrecken der deutschen Bahn gesehen
Seit 2013 rollen die gerne gesehenen, meist knallgrünen Verkehrsmittel über deutsche Autobahnen, um die Insassen für das Monats-Taschengeld an das andere Ende des Landes zu bringen.
Während sich Anfangs die Meisten über Angebote wie „Für 20€ von München in die Hauptstadt“ gefreut haben, wird dieser Preis oft nur noch akzeptiert, wenn der Bus zu tollen Zeiten losfährt und bloß nicht lange bis zum Ziel braucht.
Denn mittlerweile hat man schnell die günstigere Variante für unter 5 Euro an der Hand.
Wichtig ist uns als Fahrern dann natürlich aber, dass ich für das kleine Geld auch bitte die gesamte Fahrt über gratis WLan habe, die Toiletten im Bus sauber sind, mein Lieblingssnack praktisch schon beim Einsteigen auf meinem Sitz auf mich wartet und der Fahrer nicht nur wach und vorsichtig, sondern auch noch freundlich zu mir ist.
Das paradiesische Konzept „Minimales Geld und maximale Leichtigkeit“ scheint zu bröckeln und langsam sein eigenes Ablaufdatum zu hinterfragen.
Die Ansprüche, die mittlerweile im Erwartungshorizont von uns Busnutzern stecken und die trotzdem gleichzeitige Abnahme der Mitfahrer sind der Grund dafür.
Denn während sich die Fahrtkosten gegenseitig unterbieten, bleiben die Fixkosten ja gleich. Kein Bus kann kostenlos betankt werden, weil der Mitfahrende gerne günstig reist und kein Busfahrer fährt unentgeltlich seine Route, damit die Insassen ihr Geld lieber für überteuerte Nackenkissen an den Raststätten ausgeben können.
20 Subunternehmen verabschieden sich von Flixbus
Deswegen verabschieden sich immer mehr Subunternehmen vom Fernfahrer-Geschäft.Aktuellstes Beispiel ist das Busunternehmen „Elite Traffic“, das die letzten Jahre für den Fernbus-Marktführer „Flixbus“ gefahren ist.
Wie „Elite Traffics“-Betriebsleiter Sebastian Reimers dem NDR berichtet, beendete er nach drei Jahren die Kooperation mit 2 Millionen Euro Verlust. Grund dafür sei der bereits erwähnte Kosten-Konkurrenzkampf der Unternehmen, gepaart mit der Vertragsverpflichtung, auch bei geringster Fahrgast-Anzahl zu fahren.
Große Einnahmen kommen bei einem Konzept, nach dem man pro Passagier bezahlt wird, aber einen kompletten Bus trotz minimaler Passagierzahl durch die Bundesrepublik fahren muss, nicht heraus.„Elite Traffic“ ist damit nur eines von rund 20 Subunternehmen, die kürzlich die Kooperation zu Flixbus beendet haben.
Der Marktführer gibt sich dennoch optimistisch. Nach eigenen Angaben habe der Konzern keine Einsicht in die Bilanz seiner Partner, weshalb die genauen Verluste der Buspartner nicht zu beurteilen wären.
Ergebnisse der Marktforschung zeigen neuen Trend auf
Was sehr viel besser einzusehen ist, sind die vierteljährlichen Ergebnisse des Iges-Marktforschunginstituts. Die zeigen zusammengefasst, dass der Trend des Fernbusfahrens zwar seit Mitte 2015 gestiegen ist, seit Ende des letzten Jahres aber im Vergleich noch stärkere Verluste gemacht hat.
Quelle: eigene Darstellung nach Studien der IGES-Marktforschung.
Seit Beginn des Jahres werden Flixbuslinien immer weniger. Auch die Fahrten gehen insgesamt zurück. Quelle: eigene Darstellung nach Studien der IGES-Marktforschung.
Während sich also der knallgrüne Bus für viele bereits in einer „Krise“ befindet, kann der ursprüngliche Gefährdete, die deutsche Bahn, Erfolge vorweisen.
Hier kann man sehen, dass sich die einstigen Busfans im ersten Viertel des Jahres 2016 lieber für den Zug als Alternative entschieden haben.
Auch die Bahn-eigene Buslinie „berlinlinienbus“ braucht sich mit ihren Ergebnissen nicht zu verstecken. Mit 13% Marktanteil liegt sie zwar immer noch weit unter dem Marktführer, der 68% des Marktes beansprucht, hat aber dafür im direkten Vergleich einen stärkeren Zuwachs erhalten als Flixbus und ist damit die derzeitige Nummer 2.