Oktoberfest
Besucher Nr. 6.231.583
Die Wiesn von oben - Kein Wunder, dass dieser Ausblick die Massen anlockt
Gute 6 Millionen Besucher - das ist der alljährliche Wiesn-Standard. Aber wer zählt eigentlich die Bierpilgerer? Und wie?
Für fleißige Studenten, die ständig auf der Suche nach einem lukrativen Nebenjob sind, bietet die Wiesn unzählige Möglichkeiten. Geld verdienen kann man in Mandelbuden, als Brezenverkäufer oder als Besucherzähler am Eingang zur Festwiese. So werden nämlich die etwa 6 Millionen Wiesngänger jedes Jahr aufs Neue ermittelt... Denkt man vielleicht als unvoreingenommener Bierfan. Aber den Job "Besucherzähler" gibt es nicht. Tatsächlich machen die überfüllten Zelte und Wiesn-Straßen das Zählen zu einer nicht ganz unkomplizierten Angelegenheit.
Blick vom Riesenrad auf die Wiesn-Straße. Bild: M94.5 / Sophie Dechansreiter
Eine Formel wie beim Mathe-Abitur
Jedes Jahr gibt es relativ genaue Angaben über die Besucherzahlen auf der Wiesn. Aber Menschen auf Fotos zählen - schwierig. Denn die Leute auf der Wiesn sind nicht so nett eben mal stehen zu bleiben um sich registrieren zu lassen. Die Wahrheit ist: Gezählt wird nicht – nur ziemlich genau geschätzt. Und zwar von erfahrenen Experten, die ein ausgeklügeltes Verfahren benutzen. Dafür wurde in den 70er Jahren eine Luftbildaufnahme vom Wiesn-Gelände erstellt. Über diese hat man damals ein Raster gelegt und die Menschen gezählt, die sich in einem Planfeld befanden. So hat man ermittelt, dass sich etwa 100.000 Besucher im Freien auf den Wiesn-Straßen bewegen. Addiert man dann noch die Sitzplätze in den Zelten kommt man insgesamt auf etwas mehr als 200.000 Personen. Da die Anzahl der Besucher nicht an jedem Wochentag und bei jedem Wetter gleich ist, hat man sich auf einen sogenannten Belegungsfaktor von eins bis drei geeinigt. Dieser wird dann je nach Menschenandrang noch miteinberechnet und macht das Ergebnis genauer.
Genau ist nicht genau genug
Um die so ermittelten Werte zu prüfen, werden noch verschiedene weitere Faktoren zur Kontrolle miteinbezogen: Von der Menge an verkauften Hendln und Mandeltüten, über den Umsatz des Wiesn-Postamts und ausgegebenem Wechselgeld bis hin zur Anzahl der gewickelten Kinder. Auch der unfassbar hohe Strom – und Wasserverbrauch (320 Millionen Liter Wasser und Strom, mit dem man umgerechnet ein Jahr lang etwa 1100 Haushalte versorgen könnte) helfen, die Schätzungen zu stützen. Die Einnahmen der Souvenirbuden geben Informationen über den Anteil der Touristen unter den Wiesnbesuchern. Zusammengefasst: Wer Wiesn-Besucher zählen will, sollte wohl mindestens einen Abschluss in Algebra nachweisen können - oder Quantenphysik.
Für alle, die den Schätzungen nicht glauben
Dass die so geschätzten Zahlen auch stimmen, hat sich bereits im Jahr 1997 gezeigt: Walter Weitmann, der größte Wirt der Canstatter Wasen in Stuttgart, hatte an den hohen Besucherzahlen seiner Konkurrenz gezweifelt. Deshalb wurde eine Zählung per Radar durchgeführt. Das Ergebnis war eindeutig: Die tatsächlichen Zahlen waren sogar noch höher als die von den Experten geschätzten Werte. Mittlerweile kann man mit den Rechenformeln sogar Voraussagen treffen, ähnlich wie das Fernsehwettermänner machen. Das Wiesnbarometer zeigt an, an welchen der kommenden Tage der Andrang auf der Wiesn besonders groß ist.