The Pilgreens
Bye, Bye, Tuk Tuk
Eine ungewöhnliche Klimaschutzaktion geht zu Ende. Was haben die Pilgreens erreicht und was haben sie von ihrer Reise mitgenommen?
20.000 km sind es vom thailändischen Bangkok bis ins französische Toulouse. Diese Strecke haben Karen, Ludwig und Rémy mit einem Elektro-Tuk Tuk zurückgelegt, um zu zeigen, dass Elektroenergie unser Weg für die Zukunft ist. Seit Montag (14.12.15) sind sie jetzt schon wieder zurück in Toulouse und verarbeiten langsam die Erlebnisse.
Der Gast ist König
15 Länder haben die drei Studenten bereist und oft bei Familien übernachtet. Da bekommt man natürlich einen ganz besonderen Bezug zu Land und Leuten. „Egal in welchem Land wir angekommen sind, wir sind überall mit einem Lächeln aufgenommen worden“, sagt Ludwig Merz, einer der Pilgreens. Gerade auch muslimische Familien waren sehr gastfreundlich. „Der Koran gibt uns ein bisschen vor, dass man Gäste wie einen besten Freund behandeln soll.“, sagte eine Familie zu den Jungs.
Aber eine kasachische Familie bleibt den Pilgreens ganz besonders in Erinnerung, denn diese Familie, ist so arm, dass sie zu viert in einem Bett schlafen müssen.Trotzdem haben sie die Umweltschützer bei sich aufgenommen und ihnen sogar ihr Bett gegeben. „Sie haben für uns am Boden geschlafen und das konnten wir ihnen auch nicht ausreden. Das würden hier in Europa nur die allerwenigsten machen“, erzählt Ludwig gerührt.
In Armenien war neben dem Besuch bei Karens Familie eine Parade mit über 100 Teilnehmern durch die Stadt, ein ganz besonderes Erlebnis für die Tuk Tuk Fahrer.
Unterstützung für die Pilgreens in Vanadzor, Armenien Foto: The Pilgreens
Auf Sonne folgt Regen
Nach Höhen kommen aber oft auch Tiefen und dass bei so einer Reise nicht immer alles nach Plan läuft ist auch klar. Da gab es z. B. eine nächtliche Abenteuerfahrt bei großem Gewitter durch einen unbeleuchteten Tunnel mit riesigem Loch in der Straße. „Da sind wir dann tatsächlich umgekehrt, weil wir einfach zu viel Angst hatten in ein Loch zu fallen.“, sagt Ludwig. Zurück in der Ortschaft vor dem Tunnel, bekamen die Klimaschützer dann eine Ausnahmegenehmigung für die Autobahn von der Polizei, weil selbst sie gemeint haben, dass die Straße zu gefährlich ist.
Trotz vieler solcher verzweifelten Momente, war für Ludwig die Vorbereitung der Reise am schlimmsten. Die Anzahlung von 60.000 € für das Tuk Tuk stand an und die Jungs hatten das Geld einfach noch nicht zusammen. „Da haben wir uns dann auch richtig in die Haare gekriegt und wollten die Reise abbrechen.“, sagt Ludwig. Letzten Endes haben sie sich aber doch wieder vertragen und bis die Sponsoren gefunden waren gab es finanzielle Unterstützung von den Eltern.
Kleiner, grüner Freund
Dass nicht immer alles glatt lief zeigt auch die Unterseite vom Boden des Tuk Tuks. Schon am ersten Abend ihrer Reise ging es ziemlich schnell durch eine große Pfütze. Das Batterie-System bekam zu viel Wasser ab und es kam das uns allen vom Auto her bekannte „Error“-Zeichen. Wie es der Zufall so will, konnten die Jungs kurz vor einer Garage anhalten und die Unterseite wurde einfach mit einem Tape wasserdicht gemacht. Das Tape ist immer noch da und so schaut's noch gut aus und es fährt auch super!“ sagt Ludwig.
Wer sein Tuk Tuk liebt, der schiebt. Foto: The Pilgreens
Blick in die Zukunft
Bis März geht das grüne Gefährt jetzt erst mal im französischen Lourdes, bei Rémy zu Hause, in den Winterschlaf und dann darf es wieder nach Deutschland. Jetzt, nach so einer langen Zeit auf so engem Raum zusammen, braucht jeder für eine Woche mal Zeit für sich. Die Studenten haben dann noch viel vor.
Es stehen z. B. viele deutsche Veranstaltungen zum Thema Elektromobilität an, u. a. eine Tour durch neun europäische Städte in neun Tagen und da muss das Tuk Tuk natürlich mit! In der Türkei gibt es z. B. solarbetriebene Heizungen und in China fahren alle nur mit leisen Elektrorollern durch die Stadt. Diese Ideen nehmen die Umweltschützer von ihrer Reise mit und möchten versuchen, sie in andere Länder zu bringen.
Vielleicht trennen sich ihre Wege teilweise, denn Rémy studiert noch ein Jahr, Karen geht vielleicht wieder zurück nach Armenien und Ludwig will in Berlin eine Firma gründen, die sich mit Ladestationen in Hotels beschäftigt. Aber sie werden sich sicher wieder finden, denn „wir sind Freunde fürs Leben geworden“, sagt Ludwig.
Ludwig geschafft von der Reise im Tuk Tuk. Foto: The Pilgreens
„Remember why you started“
Auch wenn die drei jetzt erst mal wieder mit einem „ganz normalen Auto“ vorlieb nehmen müssen, Ludwig ist der Meinung sie haben ihre Ziele erreicht. Nicht nur, dass sie pünktlich zur Klimakonferenz in Paris waren, nein sie wollten v. a. Jugendlichen zeigen, dass Elektroenergie Spaß macht und sie in Zukunft umweltfreundlichere Fortbewegungsmöglichkeiten haben werden als ihre Eltern und Großeltern.
„Zudem wollten wir vermitteln, dass man, wenn man wirklich was erreichen will, auch verrückte Ideen umsetzten muss.“, sagt Ludwig.
The Pilgreens on tour. Foto: The Pilgreens