Netz-Terrorismus
Cyberattacken auf Medienkanäle
Zwölf Stunden war der TV-Sender TV5 Monde in der Gewalt von Cyber-Terroristen. Experten über diese neue Form des Terrorismus.
Schwarzbild im Fernsehen, islamistische Forderungen auf Internet Auftritten. Um 22 Uhr am Mittwochabend setzten plötzlich verheerende Veränderungen auf den Kanälen vom französischen Sender TV5 Monde ein.:
Bei Facebook waren der französischen Presse zufolge Drohungen gegen französische Soldaten zu lesen.
„Soldaten Frankreichs, bleibt dem Islamischen Staat fern! Ihr habt die Chance, eure Familien zu retten, nutzt sie!“, zitierte die Agentur.
Im Profilbild ist der Slogan „Je suIS IS“ („Ich bin IS“) zu sehen, eine Anspielung auf die solidarische Kundgebung für die Opfer des Terrorangriffs des Satireblatts „Charlie Hebdo“. „Die Webseite und die Antennen von TV5 Monde stehen im Moment unter einer Piratenattacke von großen Ausmaß“ , schrieb der Sender kurz vor Mitternacht bei Twitter.
Am frühen Donnerstagmorgen schien es, als habe er die Situation wieder im Griff: Auf Twitter und der Facebook-Seite des Senders sind keine IS-Forderungen mehr zu sehen, das TV-Programm läuft.
Reichweite durch Angriffe
Cyberangriffe auf Medien – auch Zeitungen wie die „New York Post“, der „Boston Globe“ oder die britische Zeitung „The Independent“ wurden in den vergangenen Monaten Opfer von Hackerangriffen. Durch Anschläge auf mediale Kanäle erreichen Hacker vor allem eines: Reichweite.
Dr. Bernhard Goodwin, Leiter der Geschäftsstelle des Departments Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der LMU:
Terroristisch motivierte Anschläge auf Zeitungen und Fernsehsender nutzen mediale Kanäle, um ihre Botschaften so weit es geht zu verbreiten. Gleichzeitig setzten sie auch dort an, wo Tugenden wie Informations- und Meinungsfreiheit groß geschrieben werden und verletzten diese mit ihren Attacken ganz bewusst.
„Ein Angriff ist immer ein Symbol dessen, wogegen man kämpft“, so Dr. Bernhardt Goodwin. Er räumt aber auch andere mögliche Hintergründe für einen Cyberanschlag auf die Medien ein:
Hacker brauchen spezielle Vorbereitung
Sich in die innersten Kommunikations-Wege eines großen Medienkonzerns einhacken. Um das zu schaffen, bedarf es an Vorbereitung, wie Georg Acher, Doktor der Informatik, erklärt.
„Social- Engineering“, das ist das Aufspüren von Passwörtern, indem man beim Betrieb per E-Mail nach der sozialen Umgebung anfragt. Häufig sind Passwörter bekannte Namen, wie beispielsweise die Vornamen der Kinder oder Geburtstage, so Acher.
Ob die letzten Reste der Cyberattacke auf den französischen Sender TV5 Monde in den nächsten Tagen beseitigt werden ist unklar. Man arbeite daran, das gewohnte Programm wieder herzustellen, erklärte der Programmleiter des Sender Yves Bigot. Die Rückkehr zum Normalzustand könne aber Tage dauern, sagte er der französischen Presse.
Die Frage ist, müssen Medien in Zukunft vermehrt mit solchen Attacken rechnen? Dr. Achers persönliche Einschätzung: