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Pelz in der Mode

Der neue alte Trend zum Fell

Autor(en): Philipp Munsch am Dienstag, 15. Dezember 2015
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Quelle: M94.5/Philipp Munsch

Pelz an der Kapuze

In den Neunzigern noch verschrien, heute von vielen wieder akzeptiert: Echtpelz. Aber wieso?

Vor wenigen Jahren noch galt es in der Öffentlichkeit als Tabu, echten Pelz zu tragen. Mittlerweile sieht man ihn aber überall: Ob als Kragen, Kapuze oder Bommel an der Mütze. 100 Millionen Füchse, Kaninchen, Nerze oder Marderhunde werden im Jahr für die Modeindustrie getötet, obwohl 86 Prozent der Deutschen dagegen sind. Wie ist der umstrittene Trend zu erklären?

Julia Mandoki von Animals United hat im Interview mit uns über das Thema gesprochen:

Doppelmoral und Unwissenheit

Noch in den Neunzigern, war es moralisch nicht vertretbar, Pelz zu tragen. Das Ganze unterstützten damals zahlreiche Tierschutzkampagnen.
Vor wenigen Jahren wurde es dann modern, Kunstfelle - besonders an Kapuzen - zu tragen. Über diesen Trend ist die Pelzmode schließlich zurückgekommen. Die Zahl der echten Fellkapuzen steigt stetig. Diese sehen nicht nur teurer aus, sondern sind auch deutlich flauschiger.


Einige Kunstpelze sehen verblüffend echt aus, andere weniger. Quelle: M94.5

Da ja lediglich kleine Teile des Kleidungsstücks aus Pelz sind, legitimieren viele Verbraucher den Kauf mit dem Gedanken, dass es sich bei den Fellen um Resteverwertung handelt. Zudem lassen niedrige Preise häufig den Trugschluss zu, dass man es mit Kunstfell zu tun hat.

Fehlende staatliche Konsequenzen

Aufgrund mangelnder Kennzeichnungspflicht, gerade in Deutschland, und immer besser werdender Imitate ist es oft schwer zu unterscheiden. Käufer wissen manchmal garnicht, was sie eigentlich gekauft haben. Der Satz "enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs" etwa, weist auf echten Pelz hin. Trotzdem müssen weiterhin weder Angaben zur Haltung, Tötung oder Herkunft des Tieres gemacht werden.

Boom in China

Um Resteverwertung handelt es sich bei den verarbeiteten Tierfellen in jedem Fall nicht. Die Pelzindustrie boomt. Besonders in China hat sich die "Produktion" enorm gesteigert, auf mittlerweile über 70 Millionen Felle jährlich. Viele davon kommen - ob als Jacke, Bommel oder Handschuh - dann nach Deutschland und sind bereits für unter 20 Euro zu haben.
Dass Tierschutz und artgerechte Haltung in China eher Fremdwörter sind, ist kein Geheimnis. Trotzdem schockieren die Haltungsbedingungen. Da pro Fell entlohnt wird, ist die sogenannte "Ernte" Taktarbeit. Hierbei wird oft nicht darauf geachtet, ob die Tiere überhaupt tot sind, wenn ihnen das Fell vom Körper gezogen wird. Die Kadaver enden meist als Tierfutter oder werden verbrannt.

Flaute in Deutschland

Die deutsche Fellindustrie hat unterdessen starke Einbußen machen müssen. Durch immer strenger werdende Haltungsbedingungen ist die Konkurrenz der billigen Pelze aus China groß und die hiesige Zucht häufig nichtmehr profitabel.

Was tun?

Mit einigen wenigen Tricks und einem guten Auge kann man in der Regel zwischen Kunst- und Echtpelz unterscheiden. Imitate aus Baumwolle und Synthetik verklumpen etwa, wenn ein paar Härchen angezündet werden. Pelz hingegen riecht wie verbranntes menschliches Haar. (Das aber bitte erst ausprobieren, wenn das Kleidungsstück bereits gekauft wurde!)
Vor dem Einkauf kann man aber auch den Pusttest machen: Wenn sich alle Härchen bewegen, weiß man: Es handelt sich um echten Pelz. Zudem ist dieser deutlich flauschiger und sitzt auf einem echten Lederansatz und nicht auf Stoff.

Falls man sich unsicher ist, raten Tierschützer die Finger vom Produkt zu lassen. Denn letztendlich ist der Marderhund auch der Einzige, der sein Fell wirklich braucht.

Bildergalerie
Kunstpelz-Kapuzen
Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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