Wildtierverbot
Dicke Luft im Zirkuszelt
Einer Studie zufolge fällt jede zweite Zirkuskontrolle in Bayern mangelhaft aus. Ganz zum Leidwesen der Tiere. Aber das könnte sich bald ändern.
Gelbliche Lamellenvorhänge, abgeblätterte Goldfarbe und ein etwas miefiger Geruch. Das Schnalzen einer Peitsche. Beim Blick in die Manege entdeckt man eine Tiertrainerin, die mit Pferden ihre Show übt. So sieht es an einem Vormittag um 10 Uhr im Zirkus Krone in München aus. Ja, man könnte sagen: der Lack im einst so schillernden Zirkus ist etwas abgeblättert. Und noch etwas könnte dem Zirkusgeschäft schwer zusetzen: ein Wildtierverbot.
Trainingsalltag im Zirkus. Quelle: M94.5/Marina Höllrigl
Savanne anstatt Manege
Geht es nach der Tierschutzorganisaton "Vier Pfoten" ist mit Wildtieren, wie Raubkatzen, Elefanten oder Nashörnern bald Schluss im Zirkus. Die Tiere leben in engen Käfigen, sind ständig in Transportboxen eingesperrt und durch den häufigen Spielplatzwechsel müssen sie sich oft an neue Umgebungen gewöhnen. Dazu käme noch, dass sie dressiert und in die Manege gezwungen werden. Das alles entspreche nicht ihrer natürlichen Lebensweise, sagt "Vier Pfoten". Sie fordern deshalb ein Wildtierverbot in Deutschland.
Zirkusse wie zum Beispiel der "Roncalli" oder der "Cirque du Soleil" würden zeign, dass auch ohne die Dressur von Wildtieren ein erfolgreiches Zirkusprogramm möglich sei, schildert Denise Schmidt von "Vier Pfoten". Außerdem könne man ja domestizierte Tiere, wie zum Beispiel Pferde, in die Show einbauen. Die Tierschutzorganisation hofft, dass auf die Initiative des Bundeslandes Hessens hin ein Wildtierverbot in Deutschland erwirkt werden kann.
Elefanten während ihres Auftritts. Quelle: Fred Dott, Hamburg
Zirkus - Afrika 1:0
Gegen ein solches Verbot spricht sich unter anderem der Zirkus Krone aus. Es gibt eine wissenschaftliche Studie der Universität Münster, die beweist, dass beispielsweise Elefanten nicht unter Stress stehen, wenn sie von einem Ort zum anderen transportiert werden.
Außerdem trage der Zirkus, so wie auch der Zoo, dazu bei, bedrohte Tierarten auch weiterhin zu schützen und sie den Menschen nahe zu bringen, sagt Frank Keller vom Circus Krone. So gebe es im Zirkus Krone in München zum Beispiel ein Breitmaulnashorn zu bestaunen, in Afrika hingegen sei diese Tierart bereits ausgestorben, sagt Keller.
Das Breitmaulnashorn in seinem Stall. Quelle: Fred Dott, Hamburg
Entscheiden werden andere
Das letzte Wort haben aber weder die Zirkusse noch die Tierschützer. Das Wildtierverbot wird bald Thema im Bundesrat sein, wo dann endgültig entschieden wird. Das Bayerische Umweltministerium hat herausgefunden, dass jede zweite Zirkuskontrolle mangelhaft ist, hat sich uns gegenüber folgendermaßen zu den Ergebnissen der Tests geäußert.
„Das Wohl der Tiere ist von großer Bedeutung - unabhängig von der Haltungsform. Deshalb gibt es auch regelmäßige und umfassende Kontrollen der Zirkus-Tierhaltung in Bayern. Für die Haltung von Zirkustieren gelten bundeseinheitliche Vorschriften. Die Kontrollen werden von den zuständigen Behörden vor Ort durchgeführt. Verstöße werden konsequent verfolgt und bei den Staatsanwaltschaften angezeigt. Für ein Haltungsverbot von Zirkustieren ist der Bund zuständig.“
Wie sich die Diskussion und der Gesetzesentwurf weiter entwickeln, erfahrt ihr natürlich auf M94.5!