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Anti-Veganer Gesetzesentwurf

Die illegale Seite des Veganseins

Autor(en): Catiana Rettenberger am Freitag, 30. September 2016
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Quelle: M94.5 / Catiana Rettenberger

Vegane Lunchbox

In Italien will die Partei Forza Italia einen neuen Gesetzesentwurf verabschieden. Dieser soll Eltern, die ihre Kinder vegan erziehen, ins Gefängnis bringen.

In Italien versucht die konservative Oppositionspartei Forza Italia einen Gesetzesentwurf zu verabschieden, der Eltern, die ihre Kinder vegan erziehen, Haftstrafen auferlegen soll. So sieht das "Savino-Gesetz" von der stellvertretenden Chefin der mittel-rechten Partei Forza Italia, Elvira Savino, vor, dass Eltern, die ihr unter 16-jähriges Kind vegan ernähren, ein Jahr Gefängnis erwarten soll, bei unter Dreijährigen bis zu zwei Jahren. Bei Krankheit des Kindes könnten es zwischen zweieinhalb bis zu sechs Jahren hinter Gittern werden.

Gesetzesidee

Zu diesem durchaus weitgreifenden Gesetzesentwurf kam es, weil in den vergangenen Monaten mehrere Kinder von unter anderen auch veganen Eltern mit Mangelerscheinungen in Kliniken gebracht wurden. Savino erklärt, dass sie die vegane Lebensweise nicht an sich ablehnt, sondern ausschließlich Kleinkindern eine solch strikte Ernährung "aufzuzwingen". Der veganen Diät fehlen Savino zufolge "wesentliche Bestandteile für ein gesundes und ausgewogenes Wachstum". Deshalb hält es die Vizechefin der Oppositionspartei Italiens für nötig gegen "verantwortungslose und gefährliche Essgewohnheiten" und "ideologische Exzesse" vorzugehen. Und das obwohl das Vegansein boomt. In Deutschland gibt es derzeit knapp 900 000 Veganer, in Italien 600 000. Das ergibt jeweils ungefähr ein Prozent der Bevölkerung, die versuchen ihre Kinder mit gutem Gewissen und nachhalltig zu ernähren. Oftmals jedoch ohne Absprache mit Ärzten und ohne Wissen darüber welche Nährstoffe in der Ernährung von Heranwachsenden essentiell sind. Beispielsweise gab es in Mailand kürzlich den Fall, dass die Großeltern eines einjährigen Kindes dieses in die Klinik brachten, weil es mit 14 Monaten nur knapp fünf Kilogramm wog und damit stark unterernährt war. Die veganen Eltern ließen den kleinen Jungen nicht regelmäßig untersuchen und ersetzten den Ausfall von Eisen und Kalzium nicht genügend, wodurch er erkrankte.

Trotz der bekannt gewordenen fünf Fällen stieß der Gesetzesentwurf vor allem auf Entsetzen. Auch vegane YouTube-Stars wie die vegane Mutter Mango Island Mamma äußerten sich zu dem Thema und erklären ihre Frustration über die Vorurteile:

Fehler in der Logik

Zunächst ist der Grund für den Gesetzesentwurf schwammig. Nicht nur der behandelnde Mailänder Arzt Luca Bernado erklärte, dass das Problem nicht die Ernährung sei, sondern die Unterernährung. Das heißt, dass die veganen Eltern ihrem Kind an sich quantitativ mehr Essen und Essen mit Bedacht auf seinen Bedarf für eisen- und kalziumhaltige Lebensmittel (wie z.B. Spinat, Bohnen und Vollgetreide) hätten geben müssen; nicht zwangsläufig Fleisch und Milch. Und wenn der wahre Grund wirklich die Angst vor der Kindsgefährdung ist, wieso geht man nur die Obst- und Gemüseverzehrer und nicht auch die Fett- und Zuckerverspeiser an? Studien zufolge leidet kein anderes europäisches Land so stark an Übergewichtigkeit bei 2- bis 10-Jährigen wie Italien mit über 40 Prozent.

Somit ist die Schlussfolgerung, veganen Eltern, die ein Zeichen für Tier- und Umweltschutz setzen wollen, die Rechte teils zu entziehen, fehlerbehaftet. Die eigentliche Schlussfolgerung, aus sowohl den "Veganen"-Fällen als auch den Fällen in denen Kinder zocken und essen als einzige Zeitvertreibsmittel nach der Schule sehen, sollte sein Kurse für frisch gebackene Eltern anzubieten, in denen sie lernen was ein Kind zum gesunden Aufwachsen braucht. Welche Nährstoffe von Bedeutung sind und auch wie wichtig Bewegung und Freundschaften sind.

Das Ergebnis sollte demnach also nicht sein veganen Eltern Haftstrafen aufzuerlegen, sondern aufzuklären! Viele der meist jungen Eltern wollen dem Trend des Übergewichtes und dem Übermaß an Zucker, Fett und unter kuriosen Umständen hergestellten tierischen Produkten entgegenwirken, sind jedoch nicht darüber informiert, dass es nicht um Verzicht, sondern Ersatz gehen muss. Nicht nur bei ihren Kindern, sondern auch bei ihnen. So dürfen Fälle in denen Mütter ihrem Neugeboreren nur Sojamilch oder nur Tomatensaft und Äpfel geben nicht auftreten.

Fazit

Das Gesetz spricht ein echtes Problem an, findet jedoch nicht die richtigen Adresse. Diese befindet sich nämlich nicht nur bei Veganern, sondern bei allen. Entscheidend ist eben nur der Unterschied zwischen denen, die sich informieren und jenen, die es nicht tun.

 

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