James Gunn als Regisseur gefeuert
Die Kunstfreiheit in Gefahr?
Sich über Vergewaltigung witzig zu machen ist kein Spaß, sondern bitterer Ernst. Und deshalb sollte James Gunn auch bei Guardians of the Galaxy 3 Regie führen.
Der Regisseur des dritten Teils der Marvel-Reihe "Guardians of the Galaxy", James Gunn, wurde vom produzierenden Studio Disney entlassen. Zwei rechte Internetaktivisten hatten Tweets aus dem Jahr 2010 entdeckt, in denen Gunn unter anderem Witze über Pädophilie und Vergewaltigungen machte. Daraufhin gab Disney in einer Mitteilung bekannt, dass Gunns "Haltung und anzüglichen Äußerungen", "nicht die Werte" Disneys widerspiegeln würden.
Tausende wollen James Gunn zurück
Eine Woche später hat die Petition, die James Gunn zurück im Regiestuhl fordert über eine Viertel Millionen Unterschriften. Die massive Untersützung für den entlassenen Regisseur der "Guardians of the Galaxy Vol. 3", dürfte für viele kaum überraschend kommen. Denn die ersten beiden Filme der Reihe liefen bereits auch unter seiner Regie und wurden von Kritikern hoch gelobt. Er hätte sich also noch viel ausfallender äußern können und Comic-Fans hätten ihm vermutlich trotzdem nicht den Rücken zugedreht.
Doch eine gute Arbeit ist noch lange keine Ausrede, für unangemessenes Verhalten. Das dürfte inzwischen sogar Kevin Spacey, Louis C.K. und Harvey Weinstein bewusst sein. Wieso also wäre es trotzdem richig gewesen, Gunn weiterarbeiten zu lassen? Und ist die Kunsfreiheit auch in Bayern in Gefahr?
Angriff auf die freie Kunst
Das Statement von Disney selbst nimmt schon vorweg, wieso die Entlassung ein Eingriff in die Kunstfreiheit ist. Denn eigentlich ist genau deshalb nach einer großen Filmproduktion, an der viele verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Weltanschauungen gearbeitet haben, eine Texttafel eingeblendet die darauf hinweist: Die Meinungen und Handlungen der beteiligten Personen spiegeln nicht die des Studios wieder. Wenn nun aber dieses Studio beginnt, sowieso nur noch Produktionen von Menschen zuzulassen, mit deren Handlungen und Meinungen sie übereinstimmen, wird die Vielfalt and Kunst eingeschränkt.
Der Vorwurf, man hätte also auch die Künstler im Rahmen der "#MeToo-Debatte" schützen müssen, bedient sich hingegen eines anderen Arguments. Denn James Gunns Aufgabe als Mensch im Beruf des Satirikers ist nämlich zu provozieren. Die Aufgabe eines Schauspielers hingegen, ist mit Sicherheit nicht, jemanden zu belästigen oder sogar zu vergewaltigen. Und eine Provokation ist ihm mit seinen Tweets offensichtlich gelungen.
Kunstfreiheit in Bayern
Doch auch in München versuchen sich Akteure in die Kunstfreiheit einzumischen, die eigentlich keine Befugniss darüber haben sollten was gezeigt werden darf und was nicht. Nämlich die Stadtratsfraktion der CSU: Deren Vorsitzender Manuel Pretzl wollte den Kammerspielen eine Teilnahme an der "#ausgehetzt"-Demonstation in München verbieten lassen. Die Reaktion des Intendanten auf die Aufforderung und wie er die Rolle der Kunst zu politischen Zwecken weiterhin nutzen will, hat er im M94.5-Interview erzählt.
So wurde die Demonstration in München nicht nur eine für den gesitteten politischen Diskurs sondern auch für die Kunstfreiheit und gegen die, die versuchen sie zu untergraben. Egal ob sie das absichtlich oder unabsichtlich vorhatten.