Wer das Gefühl kennt, sich einen Traum zu erfüllen, der weiß was seit gestern im Kopf von Markus Kreßler vorgehen dürfte. Monatelang hat der Gründer der Kiron-University auf diesen Moment hingearbeitet. 1000 Flüchtlinge konnten am Donnerstag ihr Studium starten. "Dass die ersten Kurse starten ist nicht nur für die Flüchtlinge ein großer Schritt", erklärt Markus Kreßler, der das Projekt trotz eigenem Doppelstudium auf die Beine gestellt hat.

Aus einer "vagen Idee" wird Realität

Der Einfall Flüchtlingen auch ohne bürokratische Hürden Bildung in Deutschland zu vermitteln, entstand bereits im vergangenen Jahr, damals noch unter dem Namen "Wings-University". Ganz wichtig war den Initiatoren dabei, dass es keinerlei Zulassungsbeschränkungen gibt. Nicht einmal einen Asylantrag muss ein Flüchtling gestellt haben um an der Kiron-University aufgenommen zu werden. Für Bewohner von Flüchtlingscamps reicht zum Beispiel schon eine Bestätigung der Verantwortlichen vor Ort. Diese Idee von Kreßler und seinem Team fand sofort großen Anklang. Partneruniversitäten, Sponsoren und über Crowdfunding auch die Unterstützung der Bevölkerung war schnell gefunden. Und so dauerte es nur knapp ein Jahr ehe der erste Pilotjahrgang nun starten konnte.

Dieses Crowdfundingvideo brachte dem Projekt schon insgesamt über 170.000 Euro.

Nach den Onlinekursen an die Uni

Auch die Münchner Universitäten versuchen Flüchtlingen eine Möglichkeit für das Studium zu bieten, allerdings nur als Gasthörer. Besuchte Kurse können dadurch nicht für ein Studium angerechnet werden. Hinzu kommen die sprachlichen Schwierigkeiten, weshalb das Angebot auch eher für Flüchtlinge gedacht ist, die schon länger in Deutschland sind. Bei Kiron ist das anders. Ziel der Universität ist es die Flüchtlinge spätestens ab dem 3. Studienjahr an einer der teilnehmenden Partneruniversitäten zu immatrikulieren. Spätestens dann brauchen die Flüchtlinge entsprechende Papiere und einen Hochschulabschluss, entweder in Deutschland oder einen übersetzten aus dem Heimatland. Die Kiron University bringt den Flüchtlingen also vor allem Zeit, diese zu beschaffen. Und die ist nicht einmal verschwendet, denn alle in den zwei Jahren absolvierten Onlinekurse werden für das spätere Studium angerechnet. Die technischen Voraussetzungen hierfür bieten vom Projekt finanzierte und standortsgebundene Tablets und Laptops. Die Kurse stammen unter anderem von etablierten Unis wie Harvard, Stanford oder Yale und werden auf Englisch begleitet. Während der zwei Jahre bis zur Immatrikulation an einer Partneruni, werden die Flüchtlinge bei Kiron außerdem mit Deutschkursen betreut.

Quelle: Screenshot kiron.university

In zwei Jahren zum Weltprojekt

Kreßler hofft auch in Zukunft auf große Unterstützung von außen. Er hat mit seinem Team vor, das Projekt noch weiter zu expandieren. Bisher gilt das Angebot zwar nur in Deutschland, im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk sagte Kreßler aber bereits, er sei zuversichtlich, dass in zwei Jahren jede Uni auf der Welt von Kiron gehört hat und mit ihnen zusammenarbeitet. Das klingt nach fast utopischen Visionen, aber wer weniger als ein Jahr braucht, um so ein Projekt auf die Beine zu stellen, dem ist schließlich alles zuzutrauen.