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Die Geschichte von Väterchen Timofei

Ein magischer Ort

Autor(en): Anne Kleinmann am Donnerstag, 13. Juli 2017
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Quelle: Pixabay

Der Olympiapark im München

Für manche war er das "Wahrzeichen von München". Andere nannten ihn den "Olympia-Emerit". Seine Geschichte lebt auch nach seinem Tod weiter.

Auf den ersten Blick sind nur viele Sträucher zu sehen. Das kleine grüne Tor inmitten des Gestrüpps fällt kaum auf. Drum herum sitzen Menschen, lachen, essen und reden. An den Ständen warten die Besucher auf ihre Bestellungen. Das Tollwood-Festival im Olympiapark ist an diesem Tag gut gefüllt. Immer wieder bemerken einige Besucher das kleine Tor. Einige sind verwirrt und drehen wieder um. Doch bei ein paar siegt die Neugier.

Während draußen der Lärm des Festivals schallt, ist es auf dem kleinen Gelände ruhiger. Bäume und Gestrüpp schirmen den Ort völlig vom Rest der Welt ab. Mittendrin stehen zwei weiße Häuser. Und eine kleine Kirche.

In einer Vision sagte ihm Maria: "Bau eine Kirche"

Hier hat er gelebt, der Mann der eine Zeit lang der älteste Einwohner Münchens war. Timofei Wassiljewtsch Prochorow wurde angeblich 1894 in Russland geboren. Als junger Erwachsener fuhr er mit einem Pferdewagen Kohle aus. Timofei selbst erzählte, die deutsche Wehrmacht habe ihn gewzungen mit einer Kutsche deutsche Soldaten bei der Flucht vor der Roten Armee zu helfen. Zu dieser Zeit hatte er angeblich seine erste Vision: In einer Lichtsäule erschien die Gesalt von Maria und befahl ihm eine Kirche zu bauen, die er Ost und West nennen sollte.

Die Vision setzte der Russe in die Tat um: Erst versuchte er es in Wien, scheiterte dort aber an der Bürokratie. Wieder hat er eine Vision: Dieses Mal soll Maria ihm befohlen haben, nach München zu gehen. Auf seiner Reise lernte Timofei eine Russin namens Natascha kennen. Zusammen mit ihr kam er 1952 in München an.

Für den Bau der Kirche nutze Timofei Kriegsschutt

Dort ließen sich die beiden am Oberwiesenfeld nieder, das damals am Rande des Flugfelds lag. Aus Kriegsschutt begann Timofei dann zusammen mit seiner Lebensgefährtin ein Haus, eine Kapelle und eine Kirche zu bauen. Es vergingen Jahre, in denen die beiden dort ungestört lebten.

Doch  Ende der 60iger Jahre fällte die Stadt eine weitreichende Entscheidung: Auf dem Oberwiesenfeld sollten die Sportstätten für die Olympiaschen Sommerspiele 1972 errichtet werden. Eigentlich bedeutete das das Aus für Timofei und Natascha. Doch es kam anders.

"Der charmanteste Schwarzbau Münchens"

Die Münchner Bürger hatten sich mittlerweile so an den "Olympia-Emerit" gewöhnt, dass sie anfingen zu protestieren. Und das mit Erfolg: Das Olympiagelände wurde weiter nördlich errichtet. Timofei konnte bleiben.

Der damalige Bürgermeister Christian Ude war offenbart nicht traurig über den Erfolg des Protestes: Er nannte den Ort fortan "den charmantesten Schwarzbau Münchens". Weitere Persönlichkeiten besuchten den Emerit in seinem Haus. So zeigt ein Bild in dem ehemaligen Wohnhaus, Timofei und den Künstler Friedensreich Hundertwasser.

1972 heiratete er seine Lebensgefährtin Natascha. Sie starb jedoch fünf Jahre später. Angeblich hatte sie sich gewünscht, neben der Kirche beerdigt zu werden. Dieses Mal verlor Timofei den Streit gegen die Behörden. Dafür errichtete er ein symbolisches Grab an dem Ort, an dem es sich Natascha gewünscht hatte.

Seit 2002 verbrachte Timofei sein Leben überwiegend in Krankenhäusern und Altenheimen. Seine Gesundheit lies das Leben alleine nicht mehr zu. 2004 verstarb er. Angeblich war Timofei zu diesem Zeitpunkt 110 Jahre alt. Ob diese Zahl stimmt, ist nicht bewiesen. Doch Beweise gibt es auch für andere Erzählungen aus seinem Leben nicht. Und vielleicht liegt auch genau darin die Magie der Geschichte um "das Väterchen Timofei".

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