Vibro-Seismik-Fahrzeuge
Erdbebenautos in München
Diesen November ist es wieder soweit. Tonnenschwere Trucks schieben sich durch den Münchner Süden und bringen die Erde zum beben. Eine Gefahr?
Kann das wiederholte Auftauchen der Lastwägen, die gut einem Christopher Nolan Batman Film entsprungen sein könnten, ein Zufall sein? Sicher nicht. Mit höchster Vorsicht tasten wir uns an das Thema der Erdbeben-Autos heran. Als eine Presseeinladung herein flattert, weiß ich, es ist soweit. Ich werde einer der ersten sein, die diese von der Regierung finanzierten Vibroseis-Fahrzeuge, wie sie genannt werden, in Augenschein nehmen darf. Dass die Einladung von den Stadtwerken München kommt und nicht vom BND, blende ich vorübergehend aus. Auch das Heizkraftwerk Süd halte ich vorerst für einen geheimen Stützpunkt der Regierung, perfekt getarnt als Energieversorger.
Die Spannung steigt
Ich schreite zum Gebäude und bin etwas verwundert, dass ich lediglich meinen Namen hinterlassen muss und keine Fingerabdrücke. Von den gewaltigen Fahrzeugen ist auch keine Spur. Zusammen mit den anderen Journalisten warte ich, bis wir abgeholt werden. Unser Führer trägt nicht einmal eine Waffe. Tarnung ist hier wohl das A und O. Nur konsequent, dass wir vom SWM Geschäftsführer 'Versorgung und Technik', Stephan Schwarz, begrüßt werden. Wir werden durch das weitläufige Areal geführt in einen kleinen Presseraum.
Ernüchterung, weder geheim noch gefährlich
Während der Konferenz wird mir schnell klar, dass ich wohl irgendwie auf dem Holzweg war. Statt Geheimdienst-Infos gibt es hier eine interessante Einführung in die Geothermie und das geplante Konzept der Stadtwerke München, die Fernwärme bis 2040 rein regenerativ zu gewinnen.
Vibro-Seismik-Fahrzeug. Quelle: Stadtwerke München
Ich unternehme einen letzten verzweifelten Versuch, doch noch Weltherrschaftsvorstellungen zu erwecken und schnappe mir Dr. Christian Pletl für ein kurzes Interview.
Können Sie kurz zusammenfassen was Sie vorhaben?
Dr. Pletl:
"Wir arbeiten an der Vision bis 2040 die Fernwärme komplett aus regenerativen Energien bereitzustellen. Dabei soll der Schwerpunkt dieser regenerativen Energiegewinnung aus der Geothermie erfolgen. Dafür müssen wir in den nächsten drei Monaten in München eine Seismik-Messung durchführen. Das ist im Grunde ein großes Echolot mit dem wir den Untergrund untersuchen, um dort Strukturen zu finden aus denen wir dort möglichst viel Thermalwasser gewinnen können, um damit München mit Wärme zu versorgen."
Seismik kennt man ja jetzt eher von Erdbeben. Ich denke da an wackelige Handyvideos mit einstürzenden Gebäuden, besteht da akute Gefahr?
Dr. Pletl:
(lacht)
Also besteht da Gefahr für Gebäude oder Lebewesen während Sie die Messungen durchführen, in dem Sie Erdbebenwellen versenden, um das Gebiet auszumessen?
Dr. Pletl:
"Da liegt wohl eine Verwechslung des Begriffs Seismik vor. Seismizität kann man zwar als Erdbeben interpretieren, was wir hier machen sind jedoch nur leichte Vibrationen die wir in den Untergrund einbringen, die an Gesteinsschichten im Untergrund reflektiert werden, die wir oben wieder registrieren können. Von der Intensität her, sind sie viel niedriger. Es besteht keinerlei Gefahr für Gebäude oder Leib und Leben. Dies wird auch durch eine ständig begleitende Messung sichergestellt."
Wäre es denn technisch möglich damit ein Gebäude zum Einsturz zu bringen?
Dr. Pletl:
"Das ist wohl im Bereich der Science Fiction anzusiedeln, dass man mit den Vibro-Fahrzeugen Gebäude einstürzen lassen oder Erdbeben auslösen könnte. Da gibt es zwar Romane die anderes behaupten, aber in der Realität ist das nicht möglich und auch nicht zu befürchten."
Es gibt also keine Superschurken Anwendung für diese Fahrzeuge?
Pletl:
(lacht) Nein.
Bondschurken und Weltherrschaftsambitionen sucht man hier bei den Stadtwerken München wohl vergeblich. Dafür bekomme ich eine gute Vorstellung von der Vision 2040 und der regenerativen Wärmegewinnung in der Zukunft hier in München. Auch okay.
So sieht das Ganze übrigens in Vollendung aus.
Alle weitern Infos gibt es unter: http://www.swm.de/seismik