Bewusst essen durch #foodporn
Foodography
Das eigene Essen zu fotografieren, bringt mehr als nur Likes: Ernährungsbewusstsein zum einen, Schadensersatzforderungen zum anderen.
Ein Matchalatte mit Sojamilchschaum, ein saftiger Lachs auf Wasabipüree oder einfach die Brezn vom Bäcker nebenan: Unter dem #food finden sich auf Instagram mittlerweile mehr als 263 Millionen Beiträge. Damit werden Hashtags wie #politics (mit 3 Millionen Beiträgen) oder sogar #vacation (mit 74 Millionen Beiträgen) ganz klar in den Schatten gestellt.
Essen und Fotografie im Trend
Kein Wunder, dass Kamerahersteller wie Canon, Sony oder Olympus in ihren Digitalkameras sogar extra „Speisen“- Einstellungen anbieten. Wer sich früher durch einen bestimmten Musik- oder Modestil ausgedrückt hat, zeigt seine Zugehörigkeit zu einem bestimmten Lifestyle heute durch Essensfotos auf dem eigenen Instagramkanal. Die eigene Ernährung belegt heute Platz Nummer 1, wenn es um Selbstdarstellung geht. Eigene Seiten und Accounts wie zum Beispiel der Instagramkanal lmumensalove belegen diesen Trends.
Der #foodporn-Klassiker: Foodbowl mit Avocado, Couscous und Kürbiskernen
Stillleben - das Instagram des 17. Jahrhunderts
Auch wenn das Fotografieren von Essen ein aktueller Trend ist, geht er bis ins 17. Jahrhundert zurück - damals noch unter dem Begriff Stillleben. Das Fotografieren und somit Dokumentieren unserer Ernährungsweisen ist zwar nervig für das Gegenüber. Aber er hat deutlich mehr Einfluss auf uns selber, als es zunächst den Anschein macht.
Fotografiertes Essen schmeckt besser
Laut einer Forschungsarbeit des „Journal of Consumer marketing“ aus dem Jahr 2016 schmeckt Essen besser, wenn es vorher fotografiert wird. Durch die Zeit, um die der Verzehr herauszögert wird, enststeht eine künstliche Pause und die Sinne können sich besser auf den nachfolgenden Genuss einstellen.
Fotografiertes Essen kann beim Abnehmen helfen
Die Ernährungsberatung bedient sich schon lange der Foodfotografie. Klienten dokumentieren ihre Essgewohnheiten und analysieren sie danach. Laut einer US-Studie ist das gar nicht nötig. Allein das Abfotografieren macht bewusst, was und vor allem auch wie viel einjeder trinkt und isst.
Un caffè solo con Foto
Fotografiertes Essen kann Zwänge wecken
Was den einen beim Abnehmen hilft, setzt die anderen unter Druck. Instagram ist derzeit voll von Hashtags zum Thema gesunde Ernährung: #cleaneating, #vegan oder #nosugar sind nur ein paar davon. Beim Betrachten solcher Bilder wirkt der ungesunde Burger auf dem eigenen Teller gleich nicht mehr so ansprechend und viele fühlen sich unter Druck gesetzt. Instagram bietet die Möglichkeit sich nur so zu zeigen, wie jeder selbst wahrgenommen werden möchte. Der Schokoriegel zwischendurch oder der Abend auf der Couch teilt dann natürlich niemand. Um dieser Verzerrung des realen Essverhaltens entgegenzuwirken, gibt es den Hashtag #fürmehrrealitätaufinstagram mit bereits mehr als 100.000 Beiträgen.
Fotografiertes Essen kann rechtliche Konsequenzen haben
Keine Angst, euer Essen am Mittagstisch könnt ihr weiterhin gerne fotografieren. Es sei denn ihr besucht ein Sternerestaurant. Genau wie Kunstwerke oder komplexe Melodien können auch ideenreiche und individuelle Rezepte unter Urheberrechtschutz stehen. In diesem Fall muss für ein Foto die Erlaubnis des Kochs eingeholt werden.