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Geburtsstunde einer Lebensform

Autor(en): Jana Lotze am Freitag, 13. Januar 2012
Sich vom kleinbürgerlichen Spießertum entfernen und eine ganz neue Gesellschaftsform leben, das war die Intention der Kommune 1. Anfangs noch politisch angehaucht führte ihr Weg mehr und mehr zu Drogen Sex und Musik. Heute vor 45 Jahren bezogen Fritz Teufel, Dagrun Enzensberger und 6 Mitbewohner, die Wohnung eines Künstlers in West-Berlin. Sich vom kleinbürgerlichen Spießertum entfernen und eine ganz neue Gesellschaftsform leben, das war die Intention der Kommune 1. Anfangs noch politisch angehaucht führte ihr Weg mehr und mehr zu Drogen Sex und Musik. Heute vor 45 Jahren bezogen Fritz Teufel, Dagrun Enzensberger und 6 Mitbewohner die Wohnung eines Künstlers in West-Berlin.

Einige Monate später nistete sich Rainer Langhans in die Wohngemeinschaft ein. Die Ursprünge der Kommune 1 liegen in der „Münchner Subversive Aktion“ und dem Kern des „Sozialistischen Deutschen Studentenbundes“. Die konservative Lebensform sahen die Mitglieder als Gefahr. Ihre These: Aus der Kleinfamilie entsteht der Faschismus, Mann und Frau können sich nicht frei entwickeln. Die Kommune 1 sollte die Lösung sein, dieser Gefahr zu entfliehen. Dazu gehörte, sich von allen Sicherheiten zu lösen und frei von Besitz und Privatsphäre zu leben. Hedonistisch und frei sollte sich jeder seiner Leidenschaft hingeben können.

Politische Aktion der Kommunarden

Neben ihrem Leben der „leidenschaftlich an sich selbst Interessierten“ plante die Kommune politische Aktionen. Das sogenannte „Pudding-Attentat“ ging weltweit durch die Presse. Die Kommunaden planten, den US-Vizepräsidenten Humphrey bei einem Staatsbesuch in Berlin mit Tüten voller Pudding, Joghurt und Mehl zu bewerfen. Da die Behörden davon Wind bekamen, wurden elf Studenten verhaftet, kamen aber am nächsten Tag wieder frei. Die Polizei war von unbekannten Chemikalien und Steinen ausgegangen.

Mit weiteren Protestaktionen und Flugblättern provozierte die Kommune 1 - und erlangte Aufmerksamkeit in der Bevölkerung. Als die Kommune im Namen des „Sozialistischen Deutschen Studentenbundes“ ein Flugblatt verbreitete, in dem indirekt zur Brandstiftung in Kaufhäusern aufgerufen wurde, distanzierten sich die Studenten von der Kommune. Auch die linke Politik warf der Kommune 1 Egoismus vor - und keine politischen Interessen.

Sex, Drugs and Capitalism

Rainer Langhans und seine Mitkommunaden trugen lange Haare, Perlenketten und Mäntel. Von ihrer marxistischen Einstellung schien nicht mehr viel übrig geblieben zu sein. Darauf wies auch ein Schild im Flur der Wohngemeinschaft hin: „Erst blechen, dann sprechen“, war eine Ansage an die Journalisten. Die Mitglieder der Kommune 1,  mittlerweile bekannt wie Popstars, ließen sich ihre Interviews und Fotos bezahlen.

Im neuen Lebenswandel der Kommunaden gehörten Sex, Musik und Drogen zum Alltag. Vor allem Rainer Langhans und Fritz Teufel hatten einen ausgiebigen Frauenverschleiß. Im September 1968 verliebte sich Langhans in Uschi Obermaier und holte sie in die Berliner Wohngemeinschaft. Ihre Interviews über ihre Beziehung und ihr Liebesleben ebneten den Weg für einen tabufreien Umgang mit Sexualität in der Öffentlichkeit. Außerdem kam Uschi Obermaier so zu Erfolg und Ruhm im Model- und Schauspielbusiness.

Vorbild für eine neue Lebensform

Drogenabhängigkeit und interne Auseinandersetzungen zersetzten die Kommune 1 immer mehr. 1969 wurde in die Wohnung der Kommunaden bei einem Einbruch verwüstet. Die letzten Mitglieder sahen dadurch die neue Gesellschaftsform als gescheitert und lösten die Kommune 1 auf. Heute wird sie als Vorreiter für weitere Kommunen, Lebensgemeinschaften und als erste WG angesehen. Auch wenn die heutigen Wohngemeinschaften im Normalfall nicht mehr viel mit dem Kommunenleben gemein haben.


Bildquelle: Das blaue Sofa / Club Bertelsmann

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