Begriffliche Differenzierungen
Gefährliches Begriffschaos
„Anschlag in Münster - drei Tote“ - Diese Eilmeldung der Rheinischen Post anlässlich der Amokfahrt in Münster letzten Samstag wurde im Nachhinein korrigiert.
Dennoch ist sie kein Einzelfall, sondern vielmehr symptomatisch für mangelnde begriffliche Differenzierungen, wie sie in der Vergangenheit nach verschiedenen Vorfällen sowohl in der journalistischen Berichterstattung als auch auf Social Media immer wieder auftraten. Daher eine Abgrenzung der wichtigsten Begriffe:
Attentat und Attentäter
Der Begriff stammt vom lateinischen Wort „attentare“ („versuchen“) und bezeichnet ursprünglich einen politisch oder ideologisch motivierten Anschlag auf das Leben eines einzigen Menschen. Dabei handelt es sich häufig um Personen des öffentlichen Lebens. Weiter gefasst werden in letzter Zeit aber auch Täter von Anschlägen auf mehrere Menschen als Attentäter bezeichnet. Zentral ist, dass ein politisches oder ideologisches Motiv vorliegt, wie zum Beispiel bei den islamistisch motivierten Attentätern von Charlie Hebdo. Nehmen die Attentäter ihren eigenen Tod in Kauf, so spricht man von einem Selbstmordattentat.
Anschlag
Ein Anschlag bezeichnet genau wie ein Attentat eine politisch oder ideologisch motivierte Tat, allerdings größeren Ausmaßes. Immer wenn sich ein Angriff gegen mehrere Menschen und ihre Werte richtet, handelt es sich also um einem Anschlag. Besteht wie beispielsweise beim Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz zudem eine Verbindung zu einer Terrororganisation, lässt sich dieser als Terroranschlag einordnen. Im Unterschied zum Attentat, bezieht sich der Begriff Anschlag aber nicht nur auf Personen, sondern auch auf den Angriff von Objekten und Werten. So sind zum Beispiel die Ausdrücke „Anschlag auf die Demokratie“ oder „Anschlag auf die Meinungsfreiheit“ geläufig.
Terror und Terroristen
Abgeleitet vom lateinischen Wort „terrere“ („erschrecken“, „einschüchtern“) bezeichnet der Begriff Terror die (systematische) Verbreitung von Angst und Schrecken durch Gewaltverbrechen, insbesondere zur Durchsetzung politischer Ziele. Er umfasst damit jegliche politisch, ideologisch oder religiös motivierte Verbrechen, zum Beispiel Bombenattacken auf Zivilisten, Attentate auf Politiker oder die Zerstörung von Gebäuden. Terroristen sind häufig Mitglied in einer Organisation oder Zelle, wie zum Beispiel der linksextremistischen Rote Armee Fraktion (RAF) in Deutschland oder aktuell des sogenannten „Islamischen Staates“ (IS).
Amoklauf und Amokfahrt
Der Wortursprung des Begriffs Amok findet sich im malaiischen Wort „amuk“, was so viel heißt wie „wütend“ oder „rasend“. Die Begriffe Amoklauf und -fahrt bezeichnen Angriffe auf mehrere Personen mit Tötungsabsicht, die entweder zu Fuß oder mit einem Fahrzeug durchgeführt werden. Im Gegensatz zu den drei zuvor genannten Begriffen werden Amokläufe oder -fahrten in der Regel nicht von politisch oder ideologisch motivierten Tätern, sondern von psychisch schwer gestörten Menschen verübt. Das trifft auch auf den Amokläufer von Münster zu, der nach aktuellem Erkenntnisstand psychisch labil war und nicht aus ideologischen Motiven handelte.
Attacke
Alle zuvor erläuterten Begriffe verbindet, dass sie Attacken bezeichnen, die einem bestimmten Ziel dienen. Sind die Hintergründe und Motive einer Tat also noch nicht bekannt, ist man immer gut beraten, von einer Attacke zu sprechen.