Das faule Studentenpack und die Nacht des Fleißes
Diese Veranstaltung trotzt allen Vorurteilen gegen das ach so faule Studentenpack. Eine ganze Nacht, von 19 bis 6 Uhr morgens versammelten sich Studierende aller Fachrichtungen im Audimax um Wissen zu sammeln. M94,5 war natürlich mit dabei!
Abend und Nacht von Donnerstag auf Freitag. Der normale Durchschnittsbürger verbringt diesen Zeitraum vermutlich mit Beschäftigungen wie Abendessen, Fernsehen schauen, am Computer sitzen und sonstigen Lockerungsübungen. Zu trinken gibt es Tee, Wein, oder ein Feierabendbier - Getränke, die beruhigen und entspannen.
Nicht so die ca. 1000 Studenten, die sich Donnerstag, den 20. Januar, ab 19 Uhr im Audimax der LMU einfanden. Hier wurde der Geist geschärft, Vorlesungen aus verschiedensten Fachrichtungen gehört und Wissen angesammelt. Zu trinken gab es Cola, Kaffee, Red Bull und (neuester Trend, natürlich aus Berlin) Club Mate – Getränke, die sich vor allem durch eines auszeichnen: Ihren Koffeingehalt!
Nach zwei Jahren der Nachtruhe an der LMU ist es der GAF (Gruppe aktiver Fachschaften) gelungen, wieder eine lange Nacht der Universität auf die Beine zu stellen.
Die GAF setzt sich aus zahlreichen naturwissenschaftlichen Studiengängen zusammen.
Höhepunkte der langen Nacht der Universität
Schon im Vorhinein war besonders die Vorfreude auf Professor Doktor Harald Lesch, Astrophysiker und Philosoph, groß. Dass er selbst als Student Kabarett und Theater gemacht hat, merkte man ihm bei seiner Vorlesung mit dem Titel „Wir irren uns empor“ deutlich an: Wie kosmische Strahlung schwirrte er zwischen den Seiten des Audimax hin und her, jonglierte mit sprachlichen Metaphern zwischen Asterix und Briefmarkensammlungen der Deutschen Demokratischen Republik, schlug Brücken zwischen dem persönlichen Bauchspeck und der Expansion des Universums und erklärte die Evolution anhand fliegender Elefanten und kurzsichtiger Affen. Einziger Fixpunkt des wirbelnden Dozenten schien das Pult zu sein, auf dem er sich seine zwei Bierchen bereitgestellt hatte.
Mit dieser Virtuosität gelang es ihm, das prall gefüllte Audimax und somit ca. 1000 Studenten zu faszinieren. Eine Vorlesung vor so großem Publikum war jedoch auch für ihn etwas besonderes:
„Also das ist wunderbar! Also hier würde ich gerne eine große Ringvorlesung halten, so vom Urknall bis zum Gehirn, das wäre mir eine große Freude. Ich denke im Sommersemester 2012 könnte ich mir mal so eine Vorlesung hier gönnen. Also das ist schon eine sehr angenehme Atmosphäre hier drin und wenn viele Leute kommen, ist es wunderbar! Aber es müssen viele kommen – möglichst viele auch von draußen! Also was ich toll finde, wäre, wenn dann der Taxifahrer kommt und irgendein Malermeister und ein Bäcker und Putzfrauen und alle möglichen Leute reinkommen und sich so eine Vorlesung anhören und dann sagen, Ja! Mensch, die Leben ja von unseren Steuergeldern da und das sind keine Verrückten! Das ist eigentlich das wichtigste.“
Auch seine Kollegen waren von der Veranstaltung begeistert. Der Mathematiker Prof. Dr. Schottenloher freute sich über eine Möglichkeit, Werbung für die Spieltheorie zu machen und hatte auch mit seiner Vortragszeit keinerlei Probleme, da er eh meist nachts arbeitet.
Der krönende Abschluss des Vorlesungsmarathons war ein Vortrag von Dr. med. Oliver Peschel, einem Gerichtsmediziner, der als wissenschaftliches Splattermovie mit zahlreichen Bildern und Geschichten von Moritaten und Tatorten daherkam. Auch Herr Dr. Peschel hatte kein Problem mit seiner Arbeitszeit um 5 Uhr morgens, da er des Öfteren um diese Uhrzeit zu Mordschauplätzen gerufen wird...
Nächtliche Kuriositäten
Dennoch stolperte man das ein ums andere Mal über Anblicke, bei denen man sich einen kurzen Moment versichern musste, dass man noch nicht träumt.
So lauschte ein aufmerksamer Julius Cäsar ganz bescheiden in der hintersten Reihe des Audimax aufmerksam und gespannt den Ausführungen des Gerichtsmediziners. Beweise befinden sich in unserer Fotogalerie!
Ein anderes Mal hörte man die ein oder andere flüstern „Wow, das ist irgendwie so 68 hier... so mit mit Bildung und so... ich seh sie schon alle nackt dasitzen!“.
Dazwischen flanierten STUVE-Vertreter durch die Studierenden und machten mehr oder weniger subversiv Werbung für ihre Petitionen gegen Forschungsprofessuren
und gegen 3000 Euro Studiengebühren für berufsbegleitende Studiengänge unter www.Bildung-in-Bayern.de.
Für Verwirrung sorgte auch ein Golden Retriever, der sich die ganze Nacht im Audimax herumtrieb und einen offensichtlichen Wissensdurst an den Tag legte.
Insgesamt war die Lange Nacht Der Universität eine sehr gelungene und interessante Veranstaltung, die auf große und fast ausschließlich Positive Resonanz stieß!
Nächstes Jahr: Bitte gerne wieder!