Warum im Sommer denn unbedingt wegfahren fahren, wenn die schönsten Berge direkt vor der Haustür warten? Und zu allem Überfluss auch noch die optimalen Wetterverhältnisse sind, um diese auch noch zu besteigen. Ganz privat ist das natürlich nicht, spätestens seitdem die deutsche Bevölkerung ihre Liebe zu Outdoor-Klamotten entdeckt hat, ist Bergsport zur Massenfaszination geworden. Faszinierend ist auch, dass - obwohl unsere technischen Hilfsmittel Bergsport jeder Art immer sicherer machen - die Unfallrate seit Jahren ansteigt. Verleiht uns das Gefühl von Sicherheit etwa Größenwahn? 

Relative vs. absolute Unfallzahlen

Zuerst gilt festzustellen, dass es absolute und relative Unfallzahlen gibt. Die absoluten Unfallzahlen sind deprimierend, denn diese steigen, auch international, durchgehend seit fast zwei Jahrzehnten. Der deutsche Alpenverein veröffentlicht regelmäßig Statistiken und diese kamen zu den Ergebnis: Die Unfälle haben sich seit den Fünfzigern sogar vervierfacht.

Die Berge werden oft unterschätzt. Quelle: pixabay.com / CC0 Public Domain 

Relative Unfallzahlen vergleichen dagegen die Relation zwischen der Masse an Menschen, die auf die Berge gehen, und denjenigen, die anschließend auf Hilfe der Bergwacht angewiesen sind. Betrachtet man es aus dieser Perspektive, steigen die Notfallzahlen nur sehr gering an. So sind zwar, wie schon erwähnt, die Hilferufe seit den Fünfzigern vervierfacht, dagegen hat sich allerdings mit Anzahl der Mitglieder des Alpenvereins ca. Verelffacht. Und das sind nur die registrierten Bergsteiger.

Häufiger Notrufe von unverletzten Menschen

Ebenfalls zu unterscheiden sind Notlagen und Unfälle, denn nicht jeder Notruf hat mit einer Verletzung zu tun, ganz im Gegenteil. Rettungen von Unverletzten, welche sich in hilfsbedürftige Lagen bringen, sind verantwortlich für die ansteigenden Zahlen in der Notfallstatistik. So sind zwar die Verletzungen, ob tödlich oder nicht, in den letzten Jahren etwas angestiegen, aber seit 2015 wieder auf zurückgefallen auf das Niveau von 1980. Die Notrufe von unverletzten Personen haben sich dagegen vervierfacht und sind damit Schuld an den Rekordzahlen. Die häufigste Ursache für eine Notlage sind sogenannte Blockierungen, was soviel heißt, wie dass eine Person aus eigener Kraft nicht mehr weiter kommt.

Handys und Klimawandel

Im Verdacht an den steigenden Zahlen schuld zu sein steht auch das Handy, denn das Gerät verleiht vielen Wanderern etwas Übermut. "Was soll mir schon passieren, ich hab ja mein Handy dabei?" Tatsache ist aber, dass es für den Notruf nicht möglich ist, die Koordinaten des Anrufers zu bestimmen. Als hilfreich erweisen sich dafür Apps, wie zum Beispiel die des Alpenvereins selbst. Nicht zuletzt spielt der Klimawandel auch eine Rolle, so führten die immer häufigeren "Hitzesommer" in den Rekordjahren 2003 und 2015 beispielsweise. dazu, dass Bergsteiger dreimal so häufig wie sonst in einer Blockierung landen, oder schlicht dehydrierten.

Also: Immer nur mit richtiger Berg-Ausrüstung, genügend Proviant und Wasser und am besten noch der DAV-App zum Wandern, dann steht dem Gipfelsturm auch nichts im Weg. Außer halt ein paar Hundert Höhenmeter.