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Cyberheilung

Googlen bis der Arzt kommt

Quelle: CC0 Public Domain

Krank im Bett

Wer sich krank fühlt, will sofort wissen, was los ist. Also ab an den Computer und Symptome googlen. Aber taugen die Infos im Internet wirklich was?

Heute fühle ich mich gar nicht gut. Mir ist übel, mein Kopf brummt und ich habe Magenkrämpfe. Zum Arzt? Nein, danke! Da darf ich dann eine Dreiviertelstunde im Wartezimmer mit hustenden, schniefenden Menschen warten bis ich endlich von der Arzthelferin aufgerufen werde. Für was habe ich schnelles Internet und einen funktionierenden Laptop? Auf meinen Browser geklickt, Google geöffnet und es kann los gehen.


Ein erster Besuch bei Dr. Google. Quelle: Screenshot google.de

Ich klicke auf die erste Seite, die mir angezeigt wird und hoffe, dass „Ihre Symptome“ mir dabei hilft, herauszufinden, was mit mir nicht stimmt. Was ich dann lesen muss, ist alles andere als schön. Der sogenannte Symptomprüfer diagnostiziert diverse mögliche Krankheiten. Ich bekomme es mit der Angst zu tun. Chemische Vergiftung? Anaphylaxie? Nie gehört! Und sogar HIV könnte ich haben?


Wenige Symptome, viele Krankheitsbilder Quelle: Screenshot ihresymptome.de

Diese Antwort gefällt mir gar nicht. Gut, dass es zahlreiche andere Ratgeberseiten gibt! Der Gesundheitsleitfaden hört sich gut an.

 

„Eine relativ harmlose Krankheit, die für Magenkrämpfe und Erbrechen sowie Übelkeit verantwortlich sein kann, ist eine Magen-Darm-Infektion. Sie wird durch Viren oder Bakterien ausgelöst und verursacht zusätzlich noch Durchfall. Nach wenigen Tagen ist ein Erkrankter in aller Regel wieder beschwerdefrei.“

 

Das ist schon eine beruhigendere Diagnose, die mir dort präsentiert wird. Und die klingt in meinen Ohren auch viel plausibler. Zufrieden bin ich aber immer noch nicht. Vielleicht ist es ja doch was ganz anderes und viel ernster als eine Magen-Darm-Infektion. Der Bekannte des Cousins einer Freundin hatte letztens Kopfschmerzen und wollte das erst gar nicht ernst nehmen. Hatte der am Ende nicht sogar einen Hirntumor?

Ich stelle bei meiner weiteren Recherche fest, dass meine Symptome auch für eine Noroviren-Infektion sprechen. Die Frau auf dem Bild auf der Internetseite der Apotheken Umschau sieht gequält aus. Genauso fühle ich mich ja auch.


Ich fühle mich, wie diese Frau. Das passt. Quelle: Screenshot apotheken-umschau.de

In digitalen Ratgeber-Communities wie Gutefrage.net finde ich Mitleidende, denen es genauso schlecht geht wie mir:


Guter Entschluss: Ab zum Arzt Quelle: Screenshot gutefrage.net

User wolfgang001 hat folgenden Ratschlag für BerlinTuNFanxD parat:

„Du solltest endlich zu Deinem Hausarzt gehen und Dich untersuchen lassen. Ich vermute, dass Du Dir eine Magenschleimhaut-Entzündung zugezogen hast. Das ist ein Fall für einen Arzt!“

Magenschleimhaut-Entzündung? Darauf hat mich bisher noch keine Internetseite gebracht. Ich bin verwirrt, müde und mein Bauch schmerzt nach wie vor. Mein Entschluss steht fest. Ein Arztbesuch ist unumgänglich! Meint schließlich auch wolfgang001.

Meine Hausärztin reagiert auf meine Beschreibung der Symptome nüchtern. Sie schmunzelt, als ich ihr von der chemischen Vergiftung und der möglichen HIV-Infektion erzähle. Natürlich müsse man eine Erkrankung immer ernst nehmen. Aber sie vermute eine gewöhnliche Magen-Darm-Grippe. Nach der Blut- und Urinuntersuchung kann meine Ärztin ihre Diagnose stellen: Eine klassische Magen-Darm-Infektion.

Fazit:

Beim nächsten Mal geht’s direkt zum Arzt. Die eigene Recherche war im Endeffekt nicht weniger zeitaufwendig als ein Arztbesuch. Symptome treffen häufig auch auf viele seltene und ungewöhnliche Krankheiten zu, die dem Suchenden dann auch direkt auf den ersten Seiten präsentiert werden. Deshalb plant Google ein neues Feature namens Symptom Search, das die mobile Suche nach verschiedenen Krankheitssymptomen stark verbessern soll. Bisher posten viele Laien ihr Halbwissen in Gesundheitsforen. In Zukunft sollen die Suchergebnisse deshalb auch von echten Ärzten geprüft werden. Denn am Ende einer solchen Internetrecherche stellt sich oft heraus, dass die Krankheit, die man hat doch gar nicht so dramatisch ist wie gedacht und Dr. House hier gar nicht Detektiv spielen muss.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

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