"Wer wird Millionär?"-Pannenfrage
Kandidat darf nochmal antreten
Nach der Pannenfrage von "Wer wird Millionär?" gibt es nun ein Statement der RTL-Redaktion. Eine fehlerhafte Recherche hatte für Aufsehen gesorgt.
In der "Wer wird Millionär?“-Sendung vom 30.1.2017 erregte der junge Kandidat Max Graf von Arnim Aufsehen: Er wand sich mehr schlecht als recht durch die Fragen, verbrauchte auf diesem holprigen Weg einige Joker und gab offen zu, lieber schwarzzufahren, als für die Öffentlichen Geld zu zahlen – eine gelegentliche Strafe käme da schließlich weitaus günstiger. Hinzu kam, dass er an der 32.000 Euro-Frage scheiterte, nachdem ihm sein Publikumsjoker einen falschen Rat gegeben hatte.
"Schwarzfahrer-Graf" machte Schlagzeilen
Während sich namhafte Tageszeitungen und Internetportale über den falschen Rat des Jokers echauffierten, fiel der M94.5-Redaktion etwas ganz anderes auf: Die Frage, an der von Arnim scheiterte, wäre so gar nicht lösbar gewesen – wir berichteten bereits vergangenen Dienstag.
Irreführende Fragestellung
Die Fragestellung lautete wie folgt: „Wer ist Namensgeber einer der drei größten deutschen Universitäten? – A: Friedrich Wilhelm, B: Ludwig Maximilian, C: Ernst August oder D: Peter Alexander“- Von Arnim entschied sich letztendlich für Antwort „A“, wobei „B: Ludwig Maximilian“ als richtige Antwort eingeblendet wurde, und stürzte somit auf 500 Euro ab.
Dass die Lösung der „Wer wird Millionär?“-Redaktion so nicht richtig ist, bzw. sogar die Frage falsch gestellt worden war, beanstandete M94.5 auch gleich am Tag nach der Sendung. Einen „Ludwig Maximilian“, nach dem die Münchner Universität benannt worden sein soll, hat es nämlich nie gegeben. Vielmehr wurde sie nach zwei Persönlichkeiten der bayerischen Geschichte benannt: Herzog Ludwig IX., der die Universität im 15. Jahrhundert gegründet hatte und König Maximilian I. Joseph, der sie Anfang des 19. Jahrhundert von Ingolstadt in die Landeshauptstadt München holte.
Das Statement von RTL
Nachdem M94.5 Kontakt mit RTL aufgenommen hatte, erhielt die Redaktion am Donnerstag Vormittag von RTL diese Mitteilung:
„(…) Es ist richtig, die Frage wurde nicht klar genug formuliert. Gleichzeitig waren – wie auch in der Sendung zu sehen – für die Antwort-Entscheidung des Kandidaten nie die Identitäten der historischen Namensgeber relevant, sondern richtigerweise immer die Frage, welche Universitäten bekannt sind und wie groß die Anzahl der dort Studierenden ist. Die Entscheidung des Kandidaten fiel bedauerlicherweise auf Antwort A: Friedrich Wilhelm – und er hatte dabei die Westfälische Wilhelms Universität in Münster im Sinn, die nicht zu den drei größten deutschen Unis zählt. Damit war die Antwort definitiv falsch. Der Kandidat erhält aber dennoch eine zweite Chance, sich in einer zukünftigen Sendung in einer Auswahlrunde zu qualifizieren und erneut anzutreten.“
Einfach eine peinliche Recherche-Panne
Mag sein, dass Kern der Frage war, welche Universität zu den drei größten Universitäten Deutschlands gehört und nicht die Identitäten der historischen Namensgeber. Irreführend war die Formulierung dennoch. Ein Kandidat, der über die Namensgeber der Ludwig-Maximilians-Universität im Bilde ist, hätte die 'richtige' Antwort von Vornherein ausgeschlossen, sodass für ihn nur eine der drei falschen Antworten in Frage gekommen wäre.
Hätte man nicht lieber ganz ohne Umwege fragen sollen: „Welche ist eine der drei größten Universitäten Deutschlands?“ statt Schlagersänger vergangener Zeiten und offenbar imaginäre historische Persönlichkeiten einzubeziehen? Auch wenn die Frage dann vielleicht etwas langweilig formuliert gewesen wäre, die offenbar substanzlose Recherche der "Wer wird Millionär?"-Redaktion hätte sie gar nicht erst offenbart.
M94.5 drückt die Daumen
Erfreulich ist dennoch, dass der Unglücks-Kandidat von Arnim eine zweite Chance erhalten soll. Zwar darf er nicht wieder direkt auf dem Stuhl Platz nehmen - so wie in vergangenen Fällen, als es Probleme mit den Quizfragen gegeben hatte - doch er darf sich in einer weiteren Sendung immerhin nochmals in der Auswahlrunde beweisen und kann es dann vielleicht wieder auf den begehrten Stuhl, gegenüber von Günther Jauch, schaffen.
Der hat einen Teil seiner Ausbildung übrigens in München an der Deutschen Journalistenschule absolviert, die zu Bildungszwecken mit der Ludwig-Maximilians-Universität kooperiert. Jauch hätte also durchaus auffallen können, dass mit der Frage etwas nicht ganz stimmt.
Wir jedenfalls freuen uns, dass von Arnim dank unserer Recherche und Nachfragen bei RTL eine zweite Chance bekommen wird und wünschen schon jetzt viel Glück! Vielleicht kann er sich dann in Zukunft ja sogar Tickets für Bus und Bahn leisten und muss nicht weiter schwarzfahren.