Besoldungsanpassungsgesetz
Merkel hat Style, jetzt will sie Geld
Merkel ist auch nur eine Arbeitnehmerin. Und Merkel will auch nur eine Gehaltserhöhung. Ein hypothetischer Brief an das Volk.
Das Bundeskabinett hat über den Entwurf des Besoldungsanpassungsgesetzes abgestimmt. Konkret ging es darum, ob Politiker zukünftig und rückwirkend mehr Geld verdienen sollen als bisher. Nach einem solchen rührenden Brief wären die Steuerzahler sicher einverstanden:
Der Brief
Sehr geehrte Steuerzahlerinnen, sehr geehrte Steuerzahler,
ich wende mich am heutigen Tage per Brief an Sie. Das Internet ist nach wie vor Neuland für mich. Es gibt ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt. Grünkohl-Eintopf mit Mettwurst. Das ist mein Lieblingsgericht. Aber deswegen schreibe ich heute nicht zu Ihnen, liebes Volk. Ich schreibe, um Sie um etwas zu bitten. Und zwar um mehr Geld. Um 830 Euro mehr im Monat, um genau zu sein. Ich finde diese Summe angemessen und ich habe sie verdient.
Denn ich regiere nicht nur Deutschland, ein Land, das wirtschaftlich so stabil ist, wie Ursula von der Leyens Frisur, sondern ich regiere auch Schland, ein amtierendes Fußballweltmeisterland. Schröder hat das in seinen sieben Jahren Kanzlerschaft übrigens nie hingekriegt. Schröder ist nie Weltmeister geworden. In der Nationalmannschaft verdienen übrigens alle mehr als ich. Jogi Löw auch. (Ich habe mir übrigens noch nie öffentlich in meine Anzughose gegriffen). Thilo Sarrazin mit seinem Buch auch (Seriously?). Da habe ich doch wirklich mehr Geld verdient.
Ich weiß, was Sie jetzt denken. Ist ja alles schön und gut, aber 830 Euro mehr im Monat? Das wäre ja eine Erhöhung von 4,54 Prozent. Dann würde die Kanzlerin ja jetzt insgesamt 18.820 Euro im Monat verdienen. Sehen Sie, genau das haben Sie eben nicht bedacht. So viele so komplizierte Rechnungen in so kurzer Zeit, das können Sie nicht, und damit müssen Sie sich auch nicht beschäftigen. Dafür bin ich da, ihre Kanzlerin, ihre Untergebene, ihre Arbeitnehmerin. Um Ihnen komplizierte Entscheidungen und Rechnungen abzunehmen. Und ich kann das. Meine Doktorarbeit trägt den Titel: „Die Untersuchung des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden“. Das ist keine Schande, wenn Sie das nicht kapieren, deswegen bin ich ja Kanzlerin und nicht Sie. Und das ist jetzt nicht bewusst verletzend gemeint. Es ist nur so, dass der Beruf der Kanzlerin sehr schwer ist, und deshalb sollte er auch genügend Asche abwerfen.
Nein wirklich, ich weiß nicht, ob Ihnen bewusst ist, wie schwer der Job als Kanzlerin ist. Ein paar kleine Anekdoten: Ich wurde 1995, im zarten Alter von 41 Jahren, von einem Hund gebissen. Seitdem habe ich eine gewisse Sorge, was diese Tiere anbelangt. Das weiß auch Putin, trotzdem bringt er regelmäßig seinen Labrador zu unseren Gesprächen mit. So ganz verstehe ich das allerdings auch nicht. Es stellt schon ein immenses Paradoxon dar, dass ausgerechnet Putin sich so gut mit Hunden versteht, immerhin sieht er selbst aus wie eine Raubkatze.
Ich selbst verachte Botox ja - seien Sie, liebe SteuerzahlerInnen also versichert, dass ich das zusätzliche Geld, um das ich Sie bitten will, nicht für Schönheitsoperationen ausgeben werde. Vielleicht werde ich mir die ein oder andere Massage gönnen, ich hatte nämlich seit 10 Jahren keine mehr. Meine letzte war 2006. Die habe ich spontan und gegen meinen Willen vom damaligen amerikanischen Präsidenten George W. Bush bekommen. Und glauben Sie mir, liebe Geldgeber, Bush hatte mehr Talent als amerikanischer Präsident als als Masseur, und das will was heißen.
Also, liebes Volk: Style habe ich schon, jetzt brauche ich nur noch Ihr Geld.
Bitte geben Sie es mir.
Mit freundlichen Kanzlergrüßen,
Eure Angela.