Wo wohnen wohl die ganzen Pornodarstellerinnen? Liegen sie auf ihrem Sofa mit abwaschbarem Lederbezug in Paris oder ziehen sie Koks mit Aussicht über die Skyline New Yorks? Mindestens eine lebt in Oberbayern: Natalie Hot ist Pornostar, Webcamgirl, Venus-Award-Gewinnerin und eine der 6000 Menschen, die in Ampfing bei Mühldorf am Inn wohnen.

Anscheinend ist die Stadt jedoch nicht allzu stolz auf ihre Mitbürgerin, denn Natalie Hot zog vor das Verwaltungsgericht München gegen einen Bescheid des Landratsamts, in dem ihr verboten worden ist, in ihrem Einfamilienhaus Webcamshows aufzunehmen. Nachbarn hatten sich beschwert. Wenn sie nicht mit den Webcamshows aufhöre, wäre ein Busgeld von 2000 Euro fällig.

Die Beschuldigung

Aber Natalie Hot ist nicht die erste Pornodarstellerin in Deutschland, die in ihrer Wohnung keine Videos mehr drehen darf. Die Darstellerin Luna Love ging mit ihrer Pornoparodie Doggy Bi im Internet viral. Doch nur wenig später wurde sie aus ihrer Wohnung geschmissen. Ihr wurde der Mietvertrag mit der Begründung gekündigt, dass jede Nutzung zuerst mit dem Vermieter abzuklären sei und dieser die Wohnung nicht für gewerbliche Zwecke freigegeben habe. Zusätzlich dazu sei sie auch zu laut gewesen und hätte Anwohner gestört.

Bei Natalie Hot ist die Lage ähnlich: Einmal hatten sich Nachbarn beschwert, wegen des Lärms und des Lichts bis spät in die Nacht. Ihre minderjährigen Kinder könnten nicht schlafen. Und zum anderen, dass Natalie Hot das Zimmer, in welchem sie vor ihrer Webcam performt – ein im Bauplan angedachtes Kinderzimmer – nicht in ein Darstellungs- und Schaustellungszimmer umgewandelt werden kann, weil ihr Bauantrag dazu vom Gemeinderat abgelehnt worden ist.

Der Unterschied zu einem YouTuber, der seinen letzten „dm Haul“ macht, besteht darin, dass dem YouTuber eine gewisse Schöpfungshöhe zugesprochen wird und Pornographie nicht. Im Bescheid steht, dass in einem Erotikchat weder die schöpferische Gestaltung von Eindrücken und Ereignissen noch eine schöpferische und geistige Qualifikation erkennbar ist.

Natalie Hot stürmt die Bastille

Nun wehrt sich Natalie Hot in einem gerichtlichen Prozess. Die hohen Wellen, die ihr Fall in den Medien schlägt, scheinen ihr dabei keineswegs unangenehm zu sein. Auf Facebook kündigt sie an, in den „Kampf gegen die bayerische Prüderie“ zu ziehen und auch sonst kann sie die Aufmerksamkeit brauchen. Auf ihrem Facebook- und Twitter-Titelbild steht: „Der Stöhn-Eklat aus Presse und TV“ gefolgt von den Logos einiger Medien, die über sie berichtet haben.

Aber sie hat einen Beruf in dem Popularität gleichbedeutend mit Geld ist. Und soll sie sich wirklich verbieten lassen, in ihrem eigenen Haus zu arbeiten? Wird hier vielleicht sogar ein weitgreifender Präzedenzfall geschaffen?

Aber die Verhandlung ging wohl nicht zu Natalie Hots Gunsten aus: Nach der Verhandlung postete sie auf Facebook, dass sie enttäuscht sei von der Justiz und, dass sie die Hoffnung verloren habe, dass wir in einem freien Land wohnen.

Am Donnerstag werden die Prozessteilnehmer über das Urteil benachrichtigt. Das Gericht sieht zwar die Webcamshows schon als eine gewerbliche Tätigkeit, unklar bleibt nur, ob oder in welchem Umfang Natalie Hot weiter machen kann.