Chanukka 2015
München feiert das Lichterfest
Eine Chanukkia. Mithilfe der mittleren Kerze werden die acht übrigen angezündet.
Wir sind nicht nur mitten in der Adventszeit, bis Montag wird auch das jüdische Lichterfest Chanukka gefeiert. Was ist das eigentlich?
Acht Tage lang dauert das Lichterfest Chanukka in der jüdischen Tradition. An dem Leuchter mit acht Armen wird jeden Tag eine weitere Kerze angezündet, die Familie versammelt sich abends zum gemeinsamen Essen, die Kinder bekommen kleine Geschenke.
Das Lieblingsfest der jüdischen Familien
Die Tradition ist über 2000 Jahre alt. Rabbiner Israel Diskin von der orthodoxen Bewegung Chabad Lubawitsch in München erzählt, dass Chanukka das Lieblingsfest vieler jüdischer Familien is. Es wird von den meisten Juden auf der ganzen Welt gefeiert. „Auch Leute, die vielleicht andere Feiertage nicht so richtig einhalten, feiern Chanukka“, sagt Diskin. Er glaubt, dass das vor allem mit der Geschichte des Feiertags zu tun hat.
Der geht nicht direkt auf die Tora, die Heilige Schrift des jüdischen Glaubens zurück, sondern entstand erst später, in Erinnerung an das sogenannte Ölwunder. Nach der Rückeroberung der jüdischen Tempel in Jerusalem, im Jahre 164 vor der christlichen Zeitrechnung, wollten die Priester, das ewige Licht wieder entzünden. Aber sie fanden nur ein kleines Fläschchen Öl, das vermutlich nicht länger als eine Nacht halten würde. Aber es brannte auf wundersame Weise acht Tage lang, bis neues Öl hergestellt werden konnte und das ewige Licht musste nicht erlöschen. "Der Charakter des Festes ist eher spirituell", sagt Diskin. "Wahrscheinlich feiern es so viele Leute, weil es die Identität des jüdischen Volkes so stark anspricht“, sagt Rabbi Diskin.
Aus Chanukka wird manchmal auch Weihnukka
Natürlich hat sich diese Identität über die Jahrhunderte mit anderen Traditionen vermischt. So haben heute viele jüdische Familien auch einen Weihnachtsbaum oder Adventskalender. Neben den Kugeln hängen dann eben auch Davidsterne und hinter einem Türchen verbirgt sich ein kleiner Chanukkia oder hebräische Schriftzeichen statt einem Engel oder Hirten. Weihnukka heißt diese Mischung der Traditionen
Die Kerzen sollen als Symbol auch von vielen Leuten gesehen werden. Deshalb wird ein Chanukka-Leuchter immer auch vor dem Fenster aufgestellt. Und in der Münchner Innenstadt.
Vom Weihnachtsmarkt zur Chanukkia
Die Chanukkia vor der Hauptsynagoge Ohel Jakob auf dem Jakobsplatz ist mit ihren acht Metern Höhe und sieben Metern breite der größte in Europa. Diesen Sonntag wird dort die achte Kerze angezündet. Vor 18 Jahren hat Rabbi Diskin das öffentliche Chanukka-Fest ins Leben gerufen. Zusammen mit der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern wird es jedes Jahr organisiert.
Alle Münchner sind zu Musik, Tanz und Krapfen (die natürlich in Öl gebacken werden) eingeladen. Mehrere hundert Menschen werden erwartet. Rabbi Diskin findet, es heute besonders wichtig, dass das Fest stattfindet. „Es kam uns nicht der Gedanke das Fest dieses Jahr nicht zu feiern, wegen Sicherheitsproblemen. Ein Ziel von Terroristen ist es auch unser Leben einzuschränken. Deshalb wollen wir dieses Jahr ein umso stärkeres Zeichen setzen, um zu zeigen dass unser Leben weitergeht“.
Weitere Informationen zur Veranstaltung am Sonntag auf dem St.-Jakobs-Platz findet ihr hier.