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München: Stadt der Gegensätze

Quelle: M94.5

München: Stadt der Gegensätze

Sauber, sicher, multikulturell und innovativ. Aber München hat auch seine Schattenseiten: Wir möchten unter den Tellerrand blicken.

München ist bekannt für seine vielen Rekorde.13 Mal in Folge wurde das "Bayersiche Herz" zur besten Stadt Deutschlands gewählt. Ebenso gilt München als eine der sichersten, saubersten und multikulturellsten Städte der Bundesrepublik (über 37 Prozent der Einwohner haben ausländische Wurzeln). Allerdings hat München auch einige Leichen im Keller, die nicht gerne ans Tageslicht geholt werden.

"Netflix und chillen"

Wer dieses Angebot missinterpretiert, ist wahrscheinlich ein Zugezogener oder schon lange in einer Beziehung. Fahrlässigkeit im Bett ist in unserer schönen Stadt allerdings ein großes Thema geworden. Im Jahr 2015 - neuere Statistiken gibt es nicht – wurden 230 HIV-Erstdiagnosen in München gemeldet. Verglichen mit der Einwohnerzahl hat ausschließlich Frankfurt eine höhere Erstinfektion. Warum es gerade in einer sonst so sauberen und gepflegten Stadt wie München so schmutzig im Bett zugehen soll, hat verschiedene Gründe.

Bayern ist einer der ersten Anlaufpunkte für Geflüchtete. Diese werden zwangsweise einem Bluttest unterzogen und fließen in die Statistik mit ein. Das fällt allerdings kaum ins Gewicht, da diese eher außerhalb Münchens unterkommen. Für Münchner hingegen ist ein Bluttest freiwillig, dementsprechend macht Experten vor allem die tatsächliche Dunkelziffer sorgen. Ein anderer Grund liegt schlicht daran, dass die Ansteckung nicht nur durch Geschlechtsverkehr zustande kommt, sondern auch z.B. durch schmutzige Nadeln. Das führt zu einem weiteren Problem:

"Saubere Straßen, schmutzige Nadeln"

314 Menschen starben in Bayern im Jahr 2015 an illegalen Drogenkonsum. Für das Jahr 2016 waren es bis August bereits 44 - alleine in München. Neuere Zahlen zu dem Thema gibt es noch nicht. Im Vergleich zu anderen Großstädten oder ländlichen Kleinstädten wie Murnau am Staffelsee gibt es in München keine Rückzugsorte für Drogenabhängige.

In diesen sogenannten Fixerstuben können sich Abhängige ihren Stoff auf den Reinheitsgrad testen lassen und saubere Nadeln abholen. Der Gedanke wirkt zwar im ersten Moment etwas absurd, verhindert allerdings, dass sich Süchtige durch verunreinigten Stoff oder Nadeln noch mehr Schaden zufügen.

München hingegen betreibt immernoch eine Kultur des Wegschauens. So werden die Katakomben unter dem Hauptbahnhof als Rückzugsort für Junkies fast schon toleriert, da sie so das Stadtbild nicht verschlechtern. Drogenkonsumräume werden schlichtweg abgelehnt. In keinem anderen Bundesland sind in den letzten vier Jahren so viele Menschen am Konsum illegaler Drogen gestorben wie in Bayern.

"Bildung für alle... die es sich leisten können"

München rangiert mit ca. 120.000 Studenten direkt auf Platz zwei der größten Studentenstädte hinter Berlin. Kein Wunder, die LMU und TU sind europaweit bekannt und bei vielen Erstsemestern und Masterstudenten sehr begehrt. Dennoch bemüht sich kaum eine deutsche Stadt so wenig um seine Studenten wie München.

Während Leipzig oder Bochum mit attraktivem Wohnraum, günstigem Semesterticket und anderen Studentenvorteilen werben, mussten in München Studenten selbst, in aufwendigen Verhandlungen mit der MVV, ihr Studententicket organisieren.

Zusätzlich kommt auch noch hinzu, dass dieses alljährlich von der MVV torpediert wird und neu verteidigt werden muss - nicht von der lokalen Politik, sondern den Studenten. Desweiteren ist die Landeshauptstadt erwiesenermaßen die teuerste Studentenstadt Deutschlands. Anstrengungen, bezahlbaren Wohnraum für den akademischen Nachwuchs zu schaffen, scheint nicht weit oben auf der Agenda zu stehen. München ist und bleibt also ein Bildungsvergnügen für diejenigen, die das nötige Kapital in petto haben.

"Multikulti ohne Moscheen"

Rund 100.000 Münchner sind Muslime. Seit einem Jahrzent versucht die islamische Gemeinde in München ein geistliches Zentrum zu schaffen, für Kontakt, Austausch und Begegnung. Das Zentrum war dabei auch als ein Ort der Offentheit gegenüber anderer Religionen angedacht, von Atheisten bis Buddhisten. Im letzten Jahr musste das für die Dachauerstraße angedachte Projekt endgültig eingestampft werden. Zu behaupten, es wäre nur an finanziellen Mitteln gescheitert, ist leider nicht zutreffend. Schon im Frühjahr 2017 folgte der nächste Schlag für die Glaubensgemeinschaft.

Die Schließung der letzten Moschee im südlichen Bahnhofsviertel. Grund: Dem Vermieter wurde der Andrang zu hoch, um den bestehenden Brandschutzverordnungen folgen zu können. Ausgerechnet dort, wo der Anteil muslimischer Münchner besonders hoch ist, fehlt nun jegliche Möglichkeit religiösen Traditionen folgen zu können. Dabei braucht es gerade im Hinblick auf ankommende Geflohene jetzt einen Ort der Begegnung und des Kontaktes.

Eine hervorragende Grundvoraussetzung für die Schaffung von Randgruppen innerhalb islamischer Glaubensgemeinden. Es scheint, als haben neue Büroräume und Loft-Wohnungen Vorrang gegenüber Toleranz und Integration.

Natürlich lieben und leben wir gerne in München, seine kulturelle Vielfalt und wertvollen Eindrücke möchten wir keinesfalls missen. Aber gerade deswegen schauen wir genau dorthin, wo es weh tut.


Weiterführende links:

http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.auslaenderanteil-in-der-bevoelkerung-in-muenchen-ist-die-ganze-welt-zu-hause.1bbca6db-2896-4aa6-9d99-79255a614e5a.html
 

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/moscheen-muslime-haben-in-muenchen-kaum-platz-zum-beten-1.3445341-2
 

http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/gesundheit-fast-nirgends-in-deutschland-gibt-es-so-viele-hiv-diagnosen-wie-in-muenchen-1.3366862
 

http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.deutschland-studie-studentenwohnungen-werden-rasant-teurer.dfc3355f-de29-4a24-bf03-0240ab8686a5.html
 

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/drogen-die-katakomben-des-muenchner-hauptbahnhofs-ein-rueckzugsort-der-junkies-1.3235572
 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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