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Ein Vergleich

München vs. Stuttgart

Autor(en): Andreas Plotzitzka am Mittwoch, 27. Juli 2016
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Quelle: pixabay.com

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Wir lassen hier in München keine Gelegenheit aus, um uns über die MVG zu beschweren. Aber tun wir unserem Bahn-Unternehmen da nicht Unrecht? 

Der Autor dieser Zeilen ist nämlich in Stuttgart aufgewachsen unter der Schreckensherrschaft des Stuttgarter Nahverkehrbundes (VVS). Und im Gegensatz zum dortigen Betrieb fließt hier in München Milch, Honig und der Verkehr ebenso. Ein Vergleich:

6:00 Uhr

München: Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln meine Nase, doch ich drehe mich noch einmal um und versinke zurück in den Schlaf der Gerechten. Denn ich muss noch nicht aufstehen, wir sind hier schließlich in München.

Stuttgart: Viel zu spät merke ich, dass ich längst aus dem Haus müsste. Vom Wecker schrill geweckt, hetze ich hinaus, ein ungesundes und ungeröstetes Toastbrot in meiner Hand. Es regnet - typisch für einen Stuttgarter Außenbezirk. Verzweifelt versuche ich die einzige Buslinie zu erwischen, die mich zur S-Bahn fahren kann.

6:30 Uhr

München: Weil ich inzwischen ausgeschlafen habe, setze ich mich an den reich gedeckten Tisch und frühstücke frisches Obst, ein herrliches Croissant und kann meinen frisch gepressten Orangensaft unter wolkenlosem Himmel genießen. Die Sonne strahlt, typisch für einen Münchner Außenbezirk. Ich schaue auf die Uhr und weiß, dass es längst noch nicht Zeit ist loszugehen. Tiefenentspannt trete ich auf die Straße. Nach einem kurzen Spaziergang erreiche ich die Station und steige in die nächste S-Bahn. Jeder hat hier einen Sitzplatz, die Fenster sind offen, es lässt sich aushalten. Die malerische Landschaft zieht vorüber und ein freundlicher Schaffner fragt unaufdringlich nach meinem Ticket.

Stuttgart: Den Bus habe ich knapp verpasst, der nächste kommt frühestens in 15 Minuten. Man hat sich natürlich nicht um ein Dach für die Haltestelle geschert, so trieft meine Kleidung nach kurzer Zeit und ich stehe frierend im Regen. Und das im Hochsommer. Endlich, der Bus ist da. Heillos überfüllt wie immer, ich quetsche mich zwischen eine Horde Schüler, die schon wieder damit beschätigt sind Kaugummi unter die Sitze zu kleben und Berufspendler, die tatsächlich daran glauben wenn es in der Werbung heißt, dass die Deo-Wirkung 72 Stunden hält. Gut, dass heute mal kein Reifen platzt. Zum Busfahren gehört hier immer eine Portion Mut, die Wenigsten fahren ohne Helm und Schützer.

Eine typische Bushaltestelle in Stuttgart

7:00 Uhr

München: Nach kurzer Fahrt muss ich in die U-Bahn umsteigen, unkompliziert werde ich zum Gleis geleitet. Die erste Bahn lasse ich ziehen. Sie ist mir zu voll, was aber nicht schlimm ist, in zwei Minuten kommt auch schon die nächste. Diese ist leer, in München hat es für jeden einen Sitzplatz.

Stuttgart: Mit ordentlicher Verspätung und blanken Nerven erreiche ich völlig abgehetzt den S-Bahnhof. Meine Bahn fuhr allerdings schon vor fünf Minuten. Doch zu meinem Glück hat sie wieder einmal Verspätung. Der Regen sucht sich indessen Wege durch das marode Dach und auf den wenigen trockenen Stellen wird geraucht. Vom Regen in die Traufe. In der Bahn dann herrschen asiatische Zustände, positiv, man kann noch das ein oder andere Minütchen schlafen, denn zum Umfallen ist schlicht kein Platz mehr. Dann plötzlich, alle Lichter aus und die Bahn steht still. Irgendwo zwischen Stadtmitte und Hauptbahnhof tut sich nichts mehr. 

7:30 Uhr

München: Viel zu früh erreiche ich meine Haltestelle und entscheide mich gegen den Bus. Stattdessen flaniere ich noch ein wenig an Cafés und Schaufenstern vorüber und genieße das gute Wetter.

Stuttgart: Die U-Bahn kam, nahm mich mit und ich verpasste meinen Bus. Ich beschließe die letzten zwei Kilometer Strecke zu laufen. Der Regen macht das ganze Unterfangen nicht gerade einfach. Die Arbeitsunterlagen sind längst durchgeweicht und ähneln von der Konsistenz her meinem Mittagessen, Brei. Die Straßen sind trotzdem voll. Hunderte Menschen hetzen zu ihren Arbeitsstätten, es ähnelt einem Marathon.

8:00 Uhr

München: Den inneren Buddha tragend, erreiche ich meine Arbeitsstätte und werde von einem ebenso entspannten Chef gegrüßt. Wir beschließen noch einmal kurz brunchen zu gehen. Die Kollegen in Stuttgart seien ja sowieso noch nicht im Büro.

Stuttgart: Man braucht schon starke Nerven für diese Stadt. Mit entspanntem Reisen hat das nichts mehr zu tun. Gerüchteweise überlegt sogar ein Ösi-Brausehersteller, den allmorgendlichen Wahnsinn zu sponsern. Im Gebäude angekommen, merke ich wie so oft, bin ich der Erste und ich hätte ruhig auch ausschlafen können, die anderen hocken noch im Bus (siehe 6:30).

 

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