Semesterstart
Neues Semester, neuer Vorsatz
Achtung: Für diese Lehrveranstaltungen gibt es leider keine Creditpoints! Dafür aber ganz viel Lebenserfahrung. Ein Kommentar
Als Student kann man heute eigentlich gar nicht genug klagen. Vor allem die Bologna-Reform, die das Studium in ein eng geschnürtes Korsett aus Pflichtmodulen zwängt, macht uns zu dauergestressten Arbeitsmaschinen. Brav zählen wir Creditpoints und freuen uns, wenn wir den Bachelor in Regelstudienzeit schaffen. Das alles macht uns zu angepassten Langweilern.
Wie wärs zum Semesterstart mit ein bisschen Eigeninitiative? Ja genau, es kommt auf euch an. Darauf, ob Ihr euch als Opfer einer unfairen, verschulten Bildungspolitik beleidigt in die Ecke irgendeiner Unibibliothek verzieht oder den von oben doktrinierten Lehrplan, wie eine Bibel liest. Oder, ob ihr euer Studium selbst in die Hand nehmt und einfach mal über den Tellerrand hinausblickt. Denn abseits von Pflichtveranstaltungen und Schlüsselqualifikationen versteckt sich in der Uni weit mehr, das sich zu entdecken lohnt.
Wie wärs, im nächsten Semester einfach mal eine neue Sprache zu lernen, eine Vorlesung in Achtsamkeit zu besuchen oder an deinem ersten Businessplan zu knobeln. Nicht, weil du musst, weil es Creditpoints oder später mehr Chancen im Beruf bringt, sondern einfach, weil es dich schon immer interessiert hat. Weil das Studium die Zeit sein sollte, in der du deine Interessen ausleben kannst. Eine Zeit zum Ausprobieren, Scheitern, Erfahrungen sammeln, in der man auch mal nach links und rechts blicken und einen Umweg riskieren sollte, statt mit Scheuklappen stumpf Plan A zu verfolgen.
Und weil ihr bestimmt gerade dabei seid, euren Stundenplan fürs kommende Semester zu erstellen, hier gleich mal ein paar Anregungen. Damit den neuen Plänen keine Ausreden in die Quere kommen, gleich mal mit direktem Link zum Vorlesungsverzeichnis.
Für alle LMU-Studenten
1. Sprachen lernen
„As-salam alaykom“ - Arabisch für Anfänger. Du hast dich in den vergangenen Wochen für Geflüchtete engagiert und dir gedacht: Arabisch sprechen, das wärs! Nur zwei Stunden die Woche und ein bisschen Vokabeln lernen. Mehr braucht es nicht. Dieser Sprachkurs ist für jeden Studenten zugänglich und umsonst. Er wird an fast allen Wochentagen angeboten - das müsste jeder in seinen Stundenplan unterbringen können.
Sprachkenntnisse auffrischen. Du findest Sprachkurse langweilig? Musst ja nicht. Jedes Semester kommen viele Studenten nach München, um hier ein Auslandssemester zu machen. Bewirb dich doch einfach als Mentor und werde Tandem-Sprachpartner und frische deine eingestaubten Französischkenntnisse abends nach der Uni bei einem Bier wieder auf.
2. Einführungsvorlesungen
Du hast neben deinem Studium keine Zeit mehr, um dich mit anderen spannenden Themen auseinanderzusetzen, dabei wolltest du schon immer mal Soziologie oder Philosophie studieren? Vielleicht sind diese Einführungsvorlesungen was für dich:
Von Adorno und Arendt: Eine Philosophie-Ringvorlesung. Jeden Dienstag um 16 Uhr stellt ein andere Philosophie-Professor sein Themengebiet vor. Wann können wir uns einer Sache sicher sein, was macht ein gutes Leben aus und wovon lassen wir uns bei unseren täglichen Entscheidungen beeinflussen. Egal ob Ethik, Erkenntnistheorie oder Logik. Hier müsste für jeden was dabei sein. Das Gute: Da die Vorlesungen nicht aufeinander aufbauen, kann man auch mal fehlen.
3. IT-Wissen
Nicht nur für Nerds: Programmier-Kurs. Um die eigene Homepage zu erstellen oder einfach nur, weil man es später nochmal brauchen könnte - Programmieren lernt ihr Mittwoch von 14 bis 18 Uhr, in der Vorlesung „Einführung in die Informatik: Programmierung und Softwareentwicklung“
IT-Zentrum. Für die Literatur- und Sprachwissenschaftler unter euch, bietet das IT-Zentrum der LMU Unterstützung.
4. Kultur und Gesellschaft
Den Islam verstehen. Dich nervt es, dass die ganze Welt über den Islam schreibt und redet, ohne seine Geschichte und Motive wirklich zu kennen. Machs besser und setze dich in diese Einführung der Islamwissenschaften. Im Mittelpunkt der Vorlesung steht der erste islamische Staat der Umayyaden von Damaskus, das Weltbild der schiitischen Fatimiden Ägyptens und die hybride Kultur der Normannen Siziliens. Klingt spannend?
Wer da keine Zeit hat - zugegeben, ist ja auch recht früh - kann sich das hier mal anschauen. An sieben Donnerstagen will die „Vortragsreihe für die breite Bevölkerung“ sieben solide Antworten der Islamwissenschaft geben. Eine Stunde, von 19.15 -20.15 Uhr, dauert die Vorlesung. Also perfekt, um danach noch gemeinsam ein Bier trinken zu gehen und weiter zu diskutieren.
Inklusion und Vielfältigkeit. Diese Ringvorlesung setzt sich mit Themen auseinander, die sich mit sozialer Benachteiligung, kultureller Herkunft und verschiedenen Generationen auseinandersetzen. Zum Beispiel spricht Julian Nia-Rümelin über „Einheit und Vielfalt – zur Philosophie der Demokratie“ und Markus Vogt referiert zu „Inklusion Menschenrecht – Ethische Analysen zu Anspruch, Grenzen und Umsetzung. Immer dienstags von 19.15 bis 20.45 Uhr.
5. Mentale Vorbereitung
Achtsamkeit zum Semesterbeginn. Du willst dieses Mal ganz bewusst ins Semester starten und dich nicht wieder so stressen lassen wie letztes Mal. Wie wärs dann mit einmalig dreieinhalb Stunden Vorlesung zum Thema „Achtsamkeit“. Am 9. Dezember, ab 14.30 Uhr, lernst du, wie du Stress reduzieren und dich selbst besser reflektieren kannst. Tja, was soll dem neuen Semester da noch im Weg stehen?
6. Berufserfahrung
BWL-Crashkurs für Möchtegern-Unternehmer. Mal ehrlich, wer träumt nicht davon, später mal sein eigenes kleines Café aufzumachen. Oder eine eine Bar, das wärs! Blöd nur, dass du Germanistik, Kunstgeschichte oder Biologie studiert hast und jetzt zwar weißt, wie Alfred Döblin die Montagetechnik in „Berlin Alexanderplatz“ einsetzt, aber keine Ahnung hast, von Businessplan und Co. An vier Terminen bietet das Entrepreneurship-Center der LMU einen Crashkurs in „Geschäftsplanung“ an. Erwirb ein paar BWL-Grundkenntnisse oder erstelle ein Geschäftsmodell für deine Businessidee. Noch bis 16. Oktober könnt ihr euch anmelden.
Das Praxisbüro. Sprach-und Literaurwissenschaftler können im Wintersemester im Rahmen des Praxisbüros etwas zu Filmproduktion, Drehbuchschreiben oder Moderation lernen.
LMU-PLUS bietet nicht nur praktische Kurse an, die dich auf das Berufsleben vorbereiten „(Präsentieren auf Englisch", „Excel bedienen", „Zeit- und Projektmanagement"), sondern auch Workshops zu Genderkompetenz („Geschlechterforschung jenseits der Zweigeschlechtlichkeit", „Gender. Theoretischer Begriff, gesellschaftliche Bedeutung und persönliches Bewusstsein", „Mannsein heute - Was Männer aus den Gender Studies gewinnen können").
Für alle TU-Studenten
1. Vorbereitung
Das Lernen lernen. Bevor du überhaupt anfängst, irgendetwas zu lernen… Halt stopp! Lern doch erst mal, wie man überhaupt lernt. Hier wird dir alles Nützliche an die Hand gegeben: die wirkungsvollste Lernstrategie, Methoden zur Zeiteinteilung und Strategien, mit denen du Wissen am besten behältst. Alles basierend auf neurowissenschaftlichen Erkenntnissen über die Funktionsweisen von Gedächtnis und Stress. Das alles unter der Prämisse: Richtiges Lernen soll Freude und mehr Freizeit bringen. Klingt nicht schlecht, oder?
Prüfungsangst. Etwas später im Semester, zur Prüfungszeit, bietet sich dann „Fight or Flight – Prüfungssituationen gekonnt meistern“ an. Im Workshop lernst du, in schriftlichen und mündlichen Prüfungen einen kühlen Kopf zu bewahren.
2. Einführungsvorlesungen
Auch bei der TU gibt es die Möglichkeit, sich mit in einige Einführungsvorlesungen zu setzen.
Soziologie. Alles über Soziologie von Luhmann bis Badiou gibt’s in dieser Einführungsvorlesung der TU.
Politische Theorie. Freiheit, Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit – hier liest du Texte zu politischer Theorie, die du später in der Gruppe dann noch einmal diskutieren kannst.
3. Sprachkurs
Auch an der TU kannst du Sprachen lernen: Zum Beispiel Hebräisch, wenn die nächste Rucksack-Reise nach Israel gehen soll.
4. Kreativität
Games Engeniering. Du willst dein eigenes Computerspiel entwerfen? Hier lernst du die Grundlagen dafür.
Kunst können. Um beim nächsten Museums-Date im Winter nicht ganz dumm dazustehen: „Kunst des 20. und 21 Jahrhunderts“.
Zeichnen. Früher im Kunstunterricht hast du immer gerne gezeichnet. Aber jetzt: Zu viel zu tun, zu lesen, zu lernen - du bist einfach nicht mehr dazu gekommen. Hier lernst du nicht nur verschiedene Zeichentechniken kennen, sondern auch, wie du Menschen proportionsgerecht zeichnest.
Wer's wirklich nicht in die Uni schafft...
...für den gibt es immer noch diese Möglichkeiten:
Podcasts. Die LMU bietet kostenlose Podcasts auf ITunes an. Zum Beispiel „Tonspur“. Dort erzählen WissenschaftlerInnen der LMU über ihre Forschung. So erfährst du zum Beispiel von Prof. Oliver Jahraus, was E.T.A. Hoffmann und Amy Winehouse gemeinsam haben oder von Prof. Armin Nassehi, warum Fußball uns fasziniert.
Moral, Migration, Menschenrechte – Wer sich zwischen Unialltag und Nebenjob zum Beispiel noch ein bisschen in Soziologie weiterbilden will, wird sich über den Soziopod freuen.
Online-Lernen. Genau wie mit Podcasts lässt sich auch mit „Coursera“ von Zuhause oder von unterwegs aus lernen. „Magie im Mittelalter", „Buddhismus und Moderne Psychologie" oder „Graphic Design". Auch diejenigen, die damals wegen eines zu schlechten NCs nicht zum Psychologie- oder Kommunikationswissenschafts-Studium zugelassen worden sind, kommen hier auf ihre Kosten.