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Ein Bulgare nutzt Lücke in Spotify-Regeln

Reich werden mit Spotify

Autor(en): Hubert Spangler am Dienstag, 27. Februar 2018
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Quelle: Wikicommons

Reich werden mit Spotify

Viele Künstler beschweren sich, von Spotify zu wenig Geld für ihre Musik zu bekommen. Ein Bulgare hat eine Lücke im System gefunden.

34 Millionen mal wurde seine Musik auf Streamingdiensten angehört. Geoff Barrow von der Band Portishead ist enttäuscht. 2000 Euro hat er nach abgezogenen Steuern dafür bekommen. Er fühlt sich unfair behandelt. Noch vor wenigen Jahrzehnten ist eine so große Hörerschaft mit einer goldenen Nase einhergegangen – 2000 Euro wären mit vergleichsweise wenigen Albenverkäufen eingenommen worden.

Es gab vor ein paar Jahren einen medialen Aufschrei, der die Künstler als Opfer der Streamingdienste sichtbar machte. Resultierend daraus nahmen sogar einige Superstars wie Taylor Swift ihre Diskografien offline. Es ist deutlich: Spotify ist nicht der Ort, an dem Musiker das Herzblut, das sie in ihre Kunst stecken, monetarisieren können.

Da Spotify aber der Ort ist, auf den aktuell die meisten Ohren gerichtet sind – und weil Musikverkäufe in der Regel ohnehin die niedrigste Einnahmequelle von Musikern sind, spielt die Allgemeinheit der Künstler das Spiel weiterhin mit.

Ferner ist künstlerischer Anspruch für Umsatz sowieso kein Maßstab – siehe generische Popmusik.

Anleitung zum Reichwerden

Einer der größten Gewinner des Spiels war zeitweise ein kluger Kopf aus Bulgarien. Auf künstlerischen Anspruch verzichtet er gänzlich, um die Spielregeln zu seinen Gunsten zu missbrauchen. Er lud massenhaft Songs hoch, die nur knapp über 30 Sekunden lang waren. So lang muss ein Track nämlich sein, um von Spotify monetarisiert zu werden.

Diese Songs brachte er in Playlists unter, denen er unscheinbare Namen wie „Soulful Music“ oder „Music From The Heart“ gab. Er investierte in eine Armee an 1200 künstlichen Premium-Accounts und spielte die Playlists in Dauerschleife ab. Knapp 250.000 Euro generierte allein die Soulful-Music-Playlist auf diesem Wege - monatlich.

Der Coup ist erst aufgeflogen, als der Spotify-Algorithmus eine Fake-Playlist in den USA vorübergehend auf Platz 11 gerankt hat.

Dieser Vorfall würgt den Künstlern noch einmal rein, in welchem Misstand sie sich befinden. Ihre Musik wird in abstrakten virtuellen Zahlen gemessen und bewertet. Einen halben Cent zahlt Spotify pro Stream aus. Laut eigenen Angaben generiert ein Globales Hitalbum knapp 350.000 Euro pro Monat, ein beliebtes Indie-Album gut 60.000 und ein Underground-Indie-Album 2500.

2500 pro Monat sind für die meisten Indie-Musiker aber definitiv eine Utopie. Selbst wenn diese Zahlen stimmen sollten, liegt das Problem nur bedingt bei Spotify selbst: Die Ausschüttung des Geldes erfolgt nämlich an den Inhaber der Rechte – und das ist oft ein Label.

Wie viel von dem Geld am Ende beim Künstler hängen bleibt ist individuell vom Vertrag zwischen Interpret und Label abhängig. Das erklärt auch, warum es manche Künstler schlimmer trifft als andere. Warum laden Musiker ihre Werke dann nicht ohne Mittelsmann hoch, ist eine berechtigte schlussfolgernde Frage – Ist der Künstler besonders versiert in seiner Selbstvermarktung, wäre das natürlich ein klügerer Weg. Die meisten benötigen aber die Expertise eines Labels und zahlen so den hohen Preis, um Augen und Ohren auf sich zu ziehen.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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