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Kritik der Fernsehlandschaft

Requiem auf das Fernsehen

Autor(en): Julian Hutter am Dienstag, 26. Juli 2016
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Quelle: pixabay.com

Fernsehen in der Kritik

Im Fernsehen läuft nur noch Schrott? Dieser These sind wir mal auf den Grund gegangen.

Sportschau vorbei, schnell ein Bad nehmen. Danach gibt es Popcorn und der Tommi kommt. So war meine Kindheit - Nostalgie der besten Sorte. Das ist jetzt schon wieder mindestens 15 Jahre her. Seitdem ist viel passiert in der deutschen Fernsehlandschaft. Ein junger Mann, der ohne Muskeln im Muscle-Shirt schlecht zu „Maniac“ getanzt und gesungen hat, entfachte 2003, im Zusammenspiel mit einem scharfzüngigen Narzissten, einen Casting-Boom. Mädchen und Jungen, Frauen und Männer versammelten sich elf Wochen lang jeden Samstag vor dem Fernseher. Daniel Kübelböck überzeugt mit Stimme. Danach begeisterte Michelle Hunziker mit atemberaubenden Künsten des Moderierens. Die Leute sollten schließlich anrufen, anrufen, anrufen. (Michelle Voice).


Früher bunt, heute grau: Das Fernsehen. Quelle: pixabay.com

Graue Gegenwart

Jetzt - dreizehn Jahre später - ist auch das letzte Stück gecasteter Drops, das am Gaumen von Dieter Bohlen klebte, final gelutscht. Castingshows sind tot. Genau wie die anderen großen Samstag-Abend-Shows der Öffentlich Rechtlichen. Spätestens seitdem der Musikantenstadel abgesetzt worden ist, weiß man ja gar nicht mehr, für was man den Clubbesuch ausfallen lassen sollte.

Grauen am Nachmittag

Aber nicht nur der Samstagabend besticht durch ein vielfältiges Programmangebot. Das goldene Flaggschiff - seit Jahren - ist das herausragende Nachmittagsprogramm. Eine Arena, in der Private und Öffentliche ihre Qualitätsschwerter kreuzen. In der blauen Ecke, für die Öffentlichen, steigen jeden Nachmittag „Rote Rosen“ und „Bares für Rares“ in den Ring. In der roten Ecke geben sich die „Verdachtsfälle“ und „auf Streife“ die Mühe, die privaten Sender zur repräsentieren. Zum Glück laufen aber auch manchmal auf The Big Bang Theory neue Folgen von „Pro 7“.

Ein Duo als Hoffnungsträger

Als Hoffnungsträger gilt seit vielen Jahren das Duo Joko und Klaas. Oft werden sie belächelt. Oft auch zu Recht. Circus Halligalli erinnert an die letzten Staffeln von TV-Total. Oft schlecht vorbereitete Interviews und lustlose Spiele. Einspieler sind redundant. Aber eine positive Parallele zu Stefan Raab darf man ihnen auf keinen Fall absprechen. Sie sind extrem produktiv und innovativ.

Dann wäre da noch „Teamwork“, eine weitere Samstagabend-Show. Vier Promis (Joko, Klaas, Sido und Smudo) treten in elf Spielen gegeneinander an, um Geld für Kandidaten zu erspielen. Die Show macht Spaß, ist trotz der langen Sendezeit (8:15 – 0:30 Uhr) kurzweilig. Dennoch kam gefühlt nach jedem Spiel eine Werbepause, die der Attraktivität der Show einen Abbruch getan hat. Der Fluch der privaten Sender.

Böhmermann, Gegenwart und Zukunft?!

Bei den Öffentlich-Rechtlichen Sendern ist Jan Böhmermann der neue „Hoffnungsträger“. Er hat erkannt, dass das lineare Fernsehen tot ist. Sein schlechter Sendeplatz im Spartensender ZDF neo ist ihm kein Dorn im Auge. In dem Wissen, dass sich alle U-35-Jährigen nicht mehr vorschreiben lassen wollen, wann sie das Endgerät einschalten sollen. Böhmermann setzt auf die Mediatheken und die Social Networks. Wie kein Zweiter versteht er es, Facebook und Twitter zu nutzen, um seine Zielgruppe an ihn und seine Sendung zu binden. Intendant Thomas Bellut weiß um die Strahlkraft des 36-Jährigen auf die Zielgruppe, die das ZDF sonst nicht erreicht. Die Courage, Böhmermann einen Sendeplatz im Hauptprogramm in Aussicht zu stellen, hat er trotzdem nicht. Dafür ist Böhmermann einfach zu unkonventionell und zu edgy.

Es wird in Zukunft spannend zu sehen sein, wie die TV-Sender mit der Zeit gehen (wollen). In Zeiten von Internet und Netflix hat die Generation Y die Möglichkeit, ihren eigenen Sendeplan zu erstellen - unabhängig von Tag und Zeit. Intelligente Köpfe wie Böhmermann haben das erkannt. Bleibt abzuwarten, wo die Reise hingeht. 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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