Rrofshi = albanisch für Danke

George W. Bush wird auf dem Balkan gefeiert. Eine kuriose Meldung über Bush-Freunde in Albanien kursiert derzeit im Netz. M94.5 entzaubert die Geschichte und klärt auf, was Mythos und was Realität ist.

Die albanische Kleinstadt Fushë-Kruja ist normalerweise ein ruhiger, grauer Ort. Die etwa 20.000 Einwohner des mittelalbanischen Städtchens sehen die Welt normalerweise im tristen grau der Zementfabriken und Kalkbrennereien. Seit dem 6. Juli jedoch bestimmen neue Farben die Szenerie in Fushë-Kruja: rot, weiß und blau, das „star spangled banner“.

Ein gönnerhaftes Winken

Was war passiert? Die Stadt hatte mit der Enthüllung einer neuen Statue einen ihrer unvergesslichsten Besucher geehrt: den ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, George W. Bush. "Dubbya“ hatte den Ort im Jahr 2007 besucht. Er war der erste amerikanische Präsident, der ins postkommunistische Albanien gereist ist.

Dieser Besuch hat bei den Einheimischen wohl einen so großen Eindruck hinterlassen, dass sie sich genötigt sahen auf dem George W. Bush Platz eine George W. Bush Statue zu errichten - 2,85m geballte Souveränität. Dargestellt ist Bush Junior mit locker hochgekrempelten Hemdsärmeln und erhobener linker Hand. Ganz so, als würde er wieder einmal seine katzengleichen Reflexe einsetzen um sportlich-locker einen herannahenden Schuh aus der Luft zu holen.

Die Legende zur Meldung

George W. Bush war während seiner Amtszeit dafür berüchtigt, gelegentlich für ein gehöriges Maß an Verwirrung bei seinen Gastgebern zu sorgen. In Fushë-Kruja sollte dies nicht anders sein. Sehr verwundert muss die 72-jährige Thomaidha Kaziu gewesen sein, als der damals mächtigste Mann der Welt die Schaulustige ansprach und ihr attestierte, genau wie seine geliebte Mutter auszusehen.

Der große Streitpunkt ist aber die angeblich verschwundene (sprich: gestohlene) Armbanduhr des Ex-Präsidenten. "Dubbya" ist auf den Videoaufnahmen seines Besuchs im einen Moment mit und im nächsten ohne Armbanduhr zu sehen. Diese Tatsache führte zu dem Gerücht, ihm sei die Uhr von den Einheimischen geklaut worden und das Aufstellen seines gusseisernen Doppelgängers sei eine beschämte Geste der Entschuldigung gewesen. Welchen Grund sonst sollte eine albanische Kleinstadt haben, die Statue eines US-Präsidenten zu präsentieren?

Des Rätsels Lösung

Stolz wie die Albaner eben sind, wollten sie diesen ungerechtfertigten Vorwurf aber nicht auf sich sitzen lassen. Die Kommentarspalten der News-Seiten und Blogs, die die Nachricht verbreitet hatten, füllten sich schnell mit empörten Zeilen. Und tatsächlich, ein kurzes Gegenchecken der Quellen entlastet die Bewohner von Fushë-Kruja: die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, Bushs Armbanduhr sei nicht gestohlen worden. Der Ex-Präsident habe sie einfach nur abgenommen und danach zunächst nicht mehr gefunden.

Und warum dann die Statue? Diese Frage ist mit einem kurzen Blick auf die Geschichte Albaniens schnell beantwortet. Kaum ein Land Südosteuropas steht den USA so dankbar und freundlich gegenüber wie Albanien. Der Grund: Als die NATO sich unter Führung der USA dazu entschloss in den Kosovo-Konflikt einzugreifen, beendete sie damit die Massaker, die von serbischen Truppen an der albanischen Zivilbevölkerung begangen wurden.

George W. Bush wird es freuen. Mit Albanien gibt es zumindest ein Land, in dem er sich nicht vor unbekannten Schuh-Objekten fürchten muss.