Zivilcourage
Sicher durch den ÖPNV
In Bus und Bahn sind täglich tausende Menschen unterwegs. Immer wieder kommt es zu Extremsituationen. Wie verhält man sich dann?
2009 sorgte der Dominik-Brunner-Fall für große Schlagzeilen. Ein Mann erlebt mit, wie Schüler von Jugendlichen in der S-Bahn bedroht werden und will eingreifen. Seine Zivilcourage kostet ihm am Ende das Leben. Seitdem setzt sich die Aktion "Münchner Fahrgäste" für mehr Zivilcourage und Selbstsicherheit ein und bietet einmal im Monat einen Verhaltenskurs an und gibt dabei ein paar Beispiele an die Hand, um sicher durch Bus, Tram und Bahn zu kommen.
Fall 1:
Ich stehe an der Haltestelle und sehe, wie jemand, kurz bevor die U-Bahn einfährt, in die Gleise fällt,. Wie kann ich schnell handeln?
An den S- und U-Bahn Haltestellen gibt es Notfallsäulen. Die haben an beiden Seiten eine Notfallbremse, gekennzeichnet als "Nothalt Gleis". Wer daran zieht, stoppt die Bahn und kann der Person schnell aus den Gleisen helfen.
Fall 2:
Ich sehe, wie ein Jugendlicher ein Kind belästigt, traue mich aber nicht alleine hinzugehen. Was kann ich machen?
Gleich den Notrufknopf an der Notfallsäule drücken und das Problem erklären. Wichtig ist, immer laut zu werden, um Aufmerksamkeit zu erregen. Das kann den Täter verschrecken. Außerdem vor Ort Unterstützung suchen, falls noch andere Personen da sind. Dabei immer gezielt einen Menschen ansprechen und nicht in die Menge rufen, da sich sonst niemand angesprochen fühlt.
Falls das ganze nicht an der Haltestelle, sondern in der S-/U-Bahn selbst passiert, dann dort auf den Notruf drücken oder die Notbremse tätigen, wenn ein schlimmerer Notfall vorliegt. Mit dem Notruf zusammen gehen automatisch die Kameras im Waggon an und alles kann mitverfolgt werden. Durch die Bremse bleibt die Bahn an der nächstbesten Haltestelle stehen, damit die Einsatzkräfte gut durchkommen.
Fall 3:
Ich sehe, wie ein Mann plötzlich umfällt und ohnmächtig zu sein scheint. Wie kann ich helfen?
Als ersten Schritt muss man die Person laut ansprechen. Zeigt er/sie keine Reaktion mehr, kann es sich um einen möglichen Herzinfarkt handeln. Hier kommt wieder die Notfallsäule zum Einsatz: Der Notrufknopf wird gedrückt und der Notfall geschildert. Wichtig ist auch hier, die W-Fragen zu beantworten: Wer spricht da, was passiert gerade, gibt es Verletzte und wenn ja, wie viele?
Dann wird der Defibrilator freigegeben und man kann ihn aus der Säule herausnehmen. Bis der Krankenwagen einfährt, muss man nach den Anweisungen des Defibrilators handeln. Aus diesem ertönt eine Stimme, die alle wichtigen Schritte deutlich und einfach erklärt.
Mit Herz und Verstand handeln
Ein Tipp zum Schluss: Hört auf euer Bauchgefühl und traut euch, zu handeln! Ihr müsst die vorhandenen Hemmschwellen überwinden und Zivilcourage zeigen. Falls ihr nicht wisst, wie ihr sonst handeln könnt, dann wählt immer die 110 und ruft die Polizei an.