Foto-Messaging-App
Snapchats Ambivalenz
Wie viele Snaps verschickst du? Gehörst du zu den 100 Millionen Usern, die täglich 30 Minuten damit verbringen Fotos zu schießen und anzuschauen?
Fotos mit Freunden, Fotos von Städten, Fotos vom Essen, Fotos beim Kacken!
Die Bandbreite an Bildern, bei denen keines länger als 10 Sekunden zu sehen ist, ist enorm. Leute laufen durch ihr Leben und halten dabei jedes noch so kleine und absolut unwichtige Detail fest, oder eben auch nicht. Denn sie werden das Foto wohl nie wieder zu sehen bekommen. Ich will mich gar nicht davon ausnehmen. Es ist wie eine Sucht. Vielleicht eine bessere Form der Kommunikation als über Chats wird der ein oder andere sagen. Immerhin sieht man ja ganz genau, was der „Gegenüber“ so macht. Zum Beispiel am Klo sitzen.
Geschminkt und verkleidet wie am Kinderfasching
Noch besser wird das Ganze dann, wenn dir aus dem Bildschirm ein Gesicht mit Hundeohren die Zunge rausstreckt, aussieht wie ein Toastbrot, oder das Gesicht schlimmer verzerrt ist, als im Spiegelkabinett auf der Wiesn. Und da geht man ja bekanntlich auch nur mit mindestens 1,5 Promille rein.
Das unmögliche Widerstehen
Fassen wir also zusammen. Du sitzt am Klo, schaust auf dein Handy, siehst, dass du ein Foto von deinem besten Kumpel erhalten hast. Du öffnest es und dich grinst ein Dalmatiner an, der gerade sein Geschäft verrichtet. Du willst widerstehen, aber es ist dieses seltsame Gefühl der Zusammengehörigkeit… Du antwortest an Ort und Stelle, natürlich auch vom Porzellanthron.
Snapchat im Vergleich zu anderen Social-Media Apps
Aber ist es nicht gerade diese „Unperfektheit“, dieses Ungezwungene, weshalb wir Snapchat so lieben?
Wie lange man doch überlegt bei Facebook oder bei Instagram, bis man ein Bild hochlädt. Jeder will zum Model werden. Frei von diesen Zwängen kann man bei Snapchat einfach drauf los fotografieren und seine Freunde und Bekannten belustigen und im Gegenzug von ihnen unterhalten werden.
Datenspeicherung bei Snapchat und die Konsequenzen
Snapchat speichert zwar auch alle Bilder, aber das wissen sowieso die allermeisten Nutzer. Wie schon nach den Enthüllungen von Edward Snowden vor 3 Jahren ändert sich an der Nutzung aber dadurch gar nichts. Am Ende interessiert sich wahrscheinlich sowieso keiner für deine Bilder.
Quintessenz von Snapchat
Letztendlich ist es sowieso nur zur Unterhaltung, so wie die meisten sozialen Medien und einfach unfassbar praktisch um leicht Kontakt zu halten. Ohne aufwändige Texte zu schreiben, sondern nur durch das Versenden eines Bilds hat man irgendwie das Gefühl, dem anderen exklusive Einblicke zu geben. Nämlich, dass man ein zweites Leben als Toastbrot führt.