Medien-Hoaxes
Spaghetti vom Baum
Am 25. August 1835 veröffentlichte die New York Sun den 'Great Moon Hoax'. Zu diesem Anlass nimmt M94.5 bekannte Medienenten unter die Lupe.
Nachts thront er am Himmel, tagsüber nicht. Außerdem verändert sich seine Form - der Mond. Vor 180 Jahren wohl noch eine Unbekannte im Leben der meisten Menschen. Jahrzehnte bzw. ein Jahrhundert trennten die wissenschaftliche Entwicklung noch von der Mondlandung der Apollo 11 und den Worten „ein kleiner Schritt für mich, ein großer für die Menschheit“.
Diese Unwissenheit nutze die 'New York Sun' am 25.August 1935 und den darauffolgenden Tagen in noch nie dagewesener Weise aus. Was später als „Great Moon Hoax“ bekannt wurde, war eine der ersten Medienenten der Geschichte.
Fledermausmenschen. Autor: unbekannt.
Die Tageszeitung berichtete über sechs Tage hinweg über die angeblichen Entdeckungen des Astronomen Sir John Herschel. Während am ersten Tag noch relativ zurückhaltend über ein neuartiges Teleskop berichtet wurde, das es möglich macht den Mond im Detail zu beobachten, war später sogar die Rede von sogenannten „Vespertilio-Homo“ – Fledermausmenschen, die den Mond bevölkern.
Was heutzutage als offensichtliche Falschmeldung abgestempelt worden wäre, sorgte damals für Aufsehen. Zwar wurde auch von einigen die Richtigkeit der Meldung angezweifelt, jedoch war diese mit genauen wissenschaftlichen Details unterfüttert, so dass viele Leser den Artikeln glauben schenkten. Das zeigt vor allem eines: den wachsenden Einfluss und die Manipulationsfähigkeit der relativ neuen Massenmedien. Wenn man Menschen vom Leben auf dem Mond überzeugen kann, warum dann nicht auch von politischen Haltungen. Vielleicht sind deshalb solche Medienschwindel auch als Lernprozess zu verstehen, da sie den unreflektierten Umgang mit den Medien veränderten. Es gibt weitere Beispiele dafür.
Krieg der Welten
Nicht als Falschmeldung geplant, entwickelte sich Orson Welles Hörspiel 'The War of the Worlds' 1938 zum Radioäquivalent des „Great Moon Hoax“. Um die Halloweenausgabe des Hörspiels dramaturgisch aufzuwerten, entschlossen sich die Produzenten die Sendung im Stile einer Live-Meldung aufzuziehen. In ein klassisches Konzert wurden immer wieder Meldungen über ungewöhnliche Aktivitäten auf dem Mars eingespielt, die sich schließlich zu einer Sondersendung zu einer Marsinvasion steigerten.
Problem an der Übertragung war, dass viele Zuhörer den Einspieler am Anfang, in dem die Sendung zur Fiktion erklärt wurde, verpassten. Angeblich löste die Übertragung deshalb eine Massenpanik aus. Allerdings wurde das mittlerweile von Historikern relativiert und korrigiert. Zwar hätten viele die Invasion geglaubt, jedoch weit nicht so viele, wie direkt im Anschluss von mehreren Medien behauptet wurde.
Pasta frisch vom Baum
„There is nothing like real homegrown Spaghetti.“ Mit dem Bericht über den Anbau von Spaghetti in der Schweiz hat sich die BBC selbst übertroffen. Der Bericht, der ein Aprilscherz aus dem Jahr 1957 war, offenbart wie leicht es ist mit bewegten Bilder falsche Tatsachen überzeugend zu verkaufen. Im Anschluss meldeten sich zahlreiche Zuschauer – zugegeben England ist nicht gerade für sein kulinarisches Interesse bekannt – und erkundigten sich, ob man denn selbst Spaghetti anbauen könne.
Allerdings hatten auch viele Zuschauer den Witz verstanden: Ein Anrufer hatte sich beispielsweise beschwert, dass Spaghetti nicht vertikal, sondern horizontal wachsen. Nichtsdestotrotz musste die BBC eine Richtigstellung senden, da viele Zuschauer den Scherz nicht verstanden.
Avant-Garde-Kunst aus dem Käfig
Affen als Kunstrichter Bild: Kimberly Vardeman auf Flickr.
Nicht nur Zuschauer und Zuhörer werden Opfer von diversen Enten, auch Fachleute sind schon Opfer falscher Tatsachen geworden. Gutes Beispiel dafür ist der Fall des französischen Malers Pierre Brassau. Dessen Ausstellung im schwedischen Göteburg wurde von Kritikern und Journalisten frenetisch gefeiert. Seine Art zu malen wurde mit der „Feinfühligkeit eines Ballettänzers“ verglichen.
Allerdings stand hinter dem Namen kein Künstler, sondern der Schimpanse Peter. Ausgedacht hatte sich das ganze der Journalist Åke Axelsson, der die Kritiker testen wollte. Seine These: Kritiker können moderne Kunst nicht von der eines Affen unterscheiden. Quod erat demonstrandum!