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Kindersklaverei in der Schweiz

Verdingkinder

Autor(en): Carolin Lenk am Freitag, 30. September 2016
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Quelle: pixabay

Bauernhof

Bis 1980 gab es in der Schweiz "Verdingkinder", die als Arbeitssklaven missbraucht wurden. Nun sollen sie endlich entschädigt werden.

Seit einigen Jahren arbeitet die Schweiz eines ihrer dunkelsten Kapitel auf: Die jahrzehntelange Ausbeutung von Kindern als Arbeitssklaven, den sogenannten „Verdingkindern“. Durch Entschädigungszahlungen sollen sie endlich Wiedergutmachung erhalten.

Kindersklaven in der Schweiz

Von 1800 bis Anfang der 1980er wurden in der Schweiz Kinder, oft Waisen, Scheidungskinder aber auch Kinder von sozial schwachen Familien an Pflegefamilien „verdingt“. Die Familien, die am wenigsten Kostgeld verlangten, bekamen die Kinder zugesprochen. Oft waren das Bauern, bei denen sie dann harte Arbeit leisten mussten, meistens bis sie 16 Jahre alt waren. Die Jungen und Mädchen wurden auf den Höfen als Arbeitskräfte ausgenutzt, misshandelt und missbraucht.

Andere wurden in staatlichen, kirchlichen oder privaten Heimen zur Arbeit gezwungen und misshandelt. Es kam zu erzwungenen Sterilisationen, Abtreibungen und Kastrationen um die staatlichen Fürsorgekosten zu verringern. Viele der Verdingkinder wurden für Medikamentenversuche eingesetzt oder ohne Gerichtsurteil weggesperrt.

Aufarbeitung in der Schweiz

In der Schweiz wurden die Opfer, die immer noch unter den Folgen leiden, lange ignoriert. Erst 2013 entschuldigte sich die Schweizer Justizministerin Simonetta Sommaruga bei den ehemaligen Verdingkindern im Namen der Landesregierung.

Da von staatlicher Seite keine Entschädigung vorgesehen war, stieß der ehemalige Verdingbub und Schweizer Unternehmer Guido Fluri 2014 eine Wiedergutmachungsinitiative an: Er forderte die Einrichtung eines Fonds in Höhe von 500 Millionen Schweizer Franken für die Opfer. Der Bundesrat schlug daraufhin im Juni 2015 die Bereitstellung von 300 Millionen Schweizer Franken vor. Im April 2016 stimmte der Schweizer Nationalrat zu, fünf Monate später auch der Ständerat.

Bis zu 20.000 noch lebende Opfer

Die noch lebenden Opfer sollen jeweils bis zu 15.000 Schweizer Franken erhalten. Simonetta Sommaruga betonte die Wichtigkeit des Themas: „Wir dürfen nicht aufhören, uns zu vergegenwärtigen, was jahrzehntelang in unserem Land möglich war.“ Der Staat müsse das erlittene Unrecht der Opfer anerkennen und die heute noch spürbaren Folgen mildern.

Historiker gehen davon aus, dass insgesamt Hunderttausende Kinder betroffen waren. Während der 1930er Jahre waren allein innerhalb eines Jahres 30.000 Jungen und Mädchen verdingt worden.

Ab 2018 sollen die ersten Zahlungen an die Opfer erfolgen.

Verdingkinder auch in Deutschland

Auch im schwäbischen Allgäu gab es Kinderarbeiter, die sogenannten „Schwabenkinder“. Bis ins frühe 20. Jahrhundert wurden dort Kinder aus Bergdörfer in Vorarlberg, Tirol, Südtirol und der Südost-Schweiz an Bauern und Haushalte verkauft. Von Frühjahr bis Herbst mussten die Kinder als Saison-Arbeitskräfte auf Höfen arbeiten; die „Hütekinder“, wie sie auch genannt wurden, waren im Schnitt zwischen sieben und vierzehn Jahre alt. Im Herbst kehrten die Kinder zu ihren Familien zurück, mussten dabei aber oftmals hunderte Kilometer zu Fuß zurücklegen. Bis zu 4.000 Schwabenkinder gab es pro Jahr, die in der Hierarchie noch unter den Knechten standen. Viele Bauern sahen in den Kindern nur die Arbeitskraft.

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Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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