Kulturelle Bräuche als Modetrend
Von Kalkutta aufs Coachella
Henna Tattoos, bunte Punkte, Federn. Womit so manches Insta-Girl arglos posiert, hat für viele Menschen eine traditionelle Bedeutung.
Auf Social Media präsentieren sich Stars und Normalsterbliche mit Federschmuck und bunten Punkten auf der Stirn. Die farbenfrohen Fotos vom Holi Festival werden als Profilbild eingestellt. Zu Halloween überschwemmen zuckersüße Totenkopf-Mädchen die Sozialen Netzwerke. Was viele dabei nicht beachten: Bei diesen Trends handelt es sich um traditionelle Bräuche aus anderen Kulturen. Wir erklären euch deren Bedeutung.
1. Bindi
Der Bindi als traditioneller indischer Schmuck
„Bindi“ kommt vom sanskritischen Wort „Bindu“, das Punkt oder Tropfen bedeutet. Der zwischen den Augenbrauen aufgemalte oder aufgeklebte Punkt wird in Indien sowohl von Frauen als auch Männern getragen. Er wird an der Stelle des sogenannten dritten Auges angebracht, das für die Erkenntnis des Göttlichen steht. Nach alter Tradition tragen verheiratete Frauen einen roten Punkt als Zeichen von Liebe und Wohlstand. Witwen legen den Bindi ganz ab oder tragen einen schwarzen Punkt als Zeichen der Trauer. Manche Hindus zeigen mit ihrem Stirnzeichen, zu welcher Kaste sie gehören.
2. Federschmuck
Indianischer Federschmuck als Modeaccessoir
Frisuren und Kopfschmuck gehören zu den Bräuchen indigener Völker Nordamerikas. Es trugen allerdings nicht alle Stämme Federschmuck. Die Indianer der Prärie schmückten sich mit Steinadler-Federn als Zeichen von Tapferkeit. Die Federn hatten ihre eigene Symbolsprache. Trug beispielsweise ein Dakota-Sioux-Indianer eine Feder mit rotem Punkt, zeigte er, dass er einen Feind getötet hatte. Eine gespaltene Feder bedeutete, dass der Krieger mehrmals verwundet worden war. Eine Federhaube stand für große militärische Leistung und Weisheit. Die Häuptlinge trugen deshalb oft den auffälligsten Federschmuck.
3. Día de los Muertos-Make Up
Traditionelles Totenkopf-Motiv als Halloween-Make Up
Die intensive Auseinandersetzung mit dem Tod hat in Mexiko eine lange Tradition. Durch die Eroberung Mexikos durch die Spanier verschmolz der aztekische Totenkult mit dem christlichen Allerheiligen-Fest. Der Tag der Toten ist in Mexiko ein fröhliches Fest mit Musik, Tanz und gutem Essen. Die Mexikaner glauben, dass am 1. und 2. November die Toten aus dem Jenseits zurückkommen, um die Lebenden zu besuchen. Durch bunte Skelett-Figuren oder Totenschädel aus Zuckerguss wird der Tod als Teil des Lebens gefeiert. Die Totenköpfe sind ein beliebtes Motiv für Schminke.
4. Henna Tattoos
Henna Tattoos als Hochzeits-Tradition
Die kunstvolle Körperbemalung mit Henna, auch Mehndi genannt, wird schon seit Jahrhunderten in Indien, Pakistan, im Orient sowie in Afrika praktiziert. Die Muster sind von Land zu Land unterschiedlich. In vielen Ländern lassen sich Bräute mit Henna ihre Hände und Füßen bemalen. Das Ritual wird in der Nacht vor der Hochzeit zusammen mit Freundinnen und Verwandten durchgeführt. Zu den gängigsten Motiven zählen Blumen, Vögel und Paisley-Muster.
5. Holi Fest
Das Holi Fest als indisches Brauchtum
Das Holi Fest ist eines der ältesten und populärsten indischen Festivals. Das „Fest der Farben“ wird in Indien am letzten Vollmondtag des Monats Phalguna – zwischen Ende Februar und Mitte März – gefeiert. Es markiert das Ende des Winters und läutet den Beginn des Frühlings ein. Ursprünglich war es ein Ernte- und Fruchtbarkeitsfest, es wird aber auch der Sieg des Guten über das Böse gefeiert. Während des Fests werden alle Grenzen des Kastensystems außer Kraft gesetzt. Die Menschen reiben sich mit Farbpulver ein, werfen bunt gefärbtes Wasser und feiern mit Tanz und Musik.