Dyskalkulie
Wenn Mathe zum Albtraum wird
Rund 8% der Kinder und Jugendlichen an deutschen Schulen haben Dyskalkulie, also Schwierigkeiten beim Verständnis von Mengen und den Grundrechenarten.
Was ist Dyskalkulie?
Für viele Kinder in den Grundschulklassen ist es meist sehr schwierig die Grundlagen in Mathe zu verstehen. In einigen Fällen haben Kinder mit diesen Problemen Dyskalkulie. Dyskalkulie ist eine Teilleistungsstörung und medizinisch anerkannt. Diese Störung zeigt sich meist in den ersten Jahren der Grundschule. Einfache Aufgaben sind für die Betroffenen problemlos zu lösen, doch schon etwas schwierigere Aufgaben wie z.B. der zweistellige Zahlenraum, X-Gleichungen und Mengenverständnis werden zur Herausforderung. Dies führt mit zunehmender Komplexität zu schlechten Noten und Angst bei Prüfungen in Mathematik.
Nachteilsausgleich für Dyskalkulie
Christine Sczygiel Vorstand des Landesverband Legasthenie und Dyskalkulie e. v. Bayern hat selbst eine Tochter mit starker Dyskalkulie. Sie sieht das Kultusminsterium in der Pflicht der Dyskalkulie einen Nachteilsausgleich zu gewähren:
„Wir sollten das Thema nicht auf die Grundschulen beschränken und Dyskalkulie anerkennen“. Weiter meint Sczygiel die individuelle Förderung in den Schulen gewährleisten zu wollen: „Den Kindern gibt man keine Chance, sie werden aussortiert.“
Andreas Ofenbeck, Sprecher des Kultusministerium Bayern, sieht einen Nachteilsausgleich oder Notenschutz nicht für nötig, da bei Dyskalkulie das fachliche Leistungsvermögen betroffen ist und ein Notenschutz z. B. in Physik und Rechnungswesen nicht möglich sei.
Die Therapie
Meist gibt es für die betroffenen Kinder individuelle Therapien. Diese unterscheiden sich von einer Therapie für Legasthenie, da die Fehlerart, laut Christiane Sczygiel, sehr unterschiedlich ist:
„Vor der Therapie wird eine Diagnostik von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder einem Psychotherapeuten gestellt, der sich die schulischen Leistungen und die individuelle Lernentwicklung des Kindes anschaut.“
Danach wird ein Rechentest durchgeführt, der zeigt wie das Kind mit anderen Kindern seiner Altersklasse im Verhältnis steht. Der Lösungsweg des Kindes wird dann analysiert, um eine individuelle Förderung zu gewährleisten. Empfohlen wird, laut Christiane Scygiel, ein Intelligenztest, der in der Forschung umstritten ist, jedoch von Therapeuten wegen einer noch individuelleren Förderung regelmäßig verwendet wird. Aus diesen Ergebnissen lässt sich dann eine auf das Kind angepasste Therapie erstellen.
Dyskalkulie nach der Schule
Ganz verschwinden kann die Dyskalkulie, trotz Therapie, nicht. Jedoch kann sich das Verständnis für Mathematik verbessern.
„Durch eine gezielte Förderung hat meine Tochter Strategien entwickelt mit Dyskalkulie umzugehen und kann das mathematische Verständnis, dass man im Leben braucht, z.B. Grundrechenarten, Prozentrechnen anwenden“, erzählt Scygiel.
Und in der Zukunft?
Für die Zukunft wünscht sich Christiane Scygiel, dass Dyskalkulie anerkannt und in die bayerische Schulordnung miteingebunden wird.
„Ich würde mir wünschen, dass die Kinder eine professionelle Diagnose erhalten und diese auch anerkannt wird, damit das Kind eine schnelle und rechtzeitige Diagnostik erhält, in der man auch Begleitstörungen feststellen kann, was bei Dyskalkulie häufig der Fall ist.“
In Zukunft soll es für die Dyskalkulie in Zusammenarbeit mit der LMU München eine „S3 Leitlinie“ geben, in der Diagnose und Förderung genau beschrieben werden. Im März wird es dazu einen Kongress in München geben. Weiter sagt Scygiel, dass Dyskalkulie in allen Schularten bis zum Schulende festgeschrieben sein sollte:
„Eine Dyskalkulie oder Legasthenie ist kein Grund, dass ein Kind keine Schulausbildung bekommt, die seinem Wissen entspricht“