Scott Matthew im Interview
„Zum Glück klappt es immer noch“
Scott Matthew über seine Wandlung vom Punkrocker zum Songwriter und warum er trotzdem gerne zusammenarbeitet.
Scott Matthew reiht sich nicht nahtlos in die Reihe der bärtigen, gitarrespielenden Hipster ein. Er ist zwar bärtig und spielt Gitarre- aber eben nicht nur. Manch einem könnte er musikalisch zum Beispiel durch den Soundtrack zu Cameron Mitchell's Film SHORTBUS bekannt sein. Und auch die Musik auf seinem fünften Studioalbum This Here Defeat bleibt in Erinnerung. Das Here, ein im Englischen eigentlich nicht mehr verwendetes Mittel um Wörter zu betonen, zeigt gleich, dass Scott Matthew nicht ganz in unserer Zeit zu leben scheint. Seine persönlichen, hoch emotionalen Songs scheinen so gar nicht zu der in der Popwelt vorherrschenden Überstyltheit zu passen.
Zutiefst melancholisches Songwriting, das dieses Mal nicht alleine von seiner ausdrucksstarken Stimme, sondern auch von der Zusammenarbeit mit Musikerfreunden lebt, ist seine Stärke . Das ist oft an der Grenze zum Kitsch (trotzdem gerade nicht darüber), aber Scott Matthew selbst hat keine Angst vor Klischees, wie er im Interview vor seinem Konzert in der Muffathalle verrät.
In vielen Interviews hast du erzählt, dass du ständig Angst hast, irgendwann keine Songs mehr schreiben zu können. Woher kommt diese Angst?
Naja, das ist so, weil ich keine musikalische Ausbildung hatte. Nicht dass ich das wollte, aber ich glaube die Angst kommt daher, weil ich keine intellektuelle Herangehensweise ans Songwriting habe. Und aus irgendeinem seltsamen Grund kann ich mich nie erinnern, wie ich es beim letzten Song gemacht habe. Weil es so selten und so spontan passiert, ist da immer die Angst: "Kann ich das nochmal?" Zum Glück klappt es trotzdem immer noch.
Was ist der Unterschied zwischen Melancholie und Traurigkeit?
Für mich ist Traurigkeit negativ belegt und nichts Positives. Und ich will nicht, dass meine Songs negativ sind. Ich weiß dass das ziemlich ironisch klingt, weil sie ja melancholisch sind, aber ich will dass man beim Hören ein Gefühl von Verbundenheit und Trost hat. So als ob man befreundet wäre.
Wo beginnt für dich Kitsch?
Kitsch? Ich habe keine Angst vor Klischees. Ich habe nie versucht, besonders originelle, experimentelle oder avantgardistische Musik zu machen. Ich versuche nur, Songs zu schreiben, die ehrlich sind und die ich schön finde. Deswegen beschäftige ich mich nicht wirklich mit Kitsch oder Klischees. Und manchmal sind das ja sogar gute Dinge!