Wiebke Puls im Interview
Die geliebte Musik
Die Schauspielerin und Sängerin schwärmt von ihrer Liebe zum Theater und betont die wichtige Verbindung zwischen Musik und Politik
Seit der Spielzeit 2005/2006 bist du Teil des Ensembles der Münchner Kammerspiele. Das ist jetzt schon über 10 Jahre hier. Bist du mittlerweile schon zu einer eingefleischten Münchnerin geworden?
Überhaupt nicht. Ich bin hier immer noch bisschen fremd. Ich habe das letztens Revue passieren lassen und gemerkt, dass ich noch nie so lange am Stück in einer Stadt war, wie in München. Nicht mal als Kind hab ich so lange in einer Stadt gelebt. Ich sollte ich mich langsam arrangieren, dass ich hier lebe. Bis jetzt hab ich immer hier gelebt und gedacht, dass es ja nur vorübergehend ist. Aber eigentlich sieht es so aus, als würde es noch eine Weile so bleiben.
Du spielst wahnsinnig viel Theater, hast aber auch schon in einigen Filmen mitgespielt,. Zum Beispiel „Sommer in Orange“ von Markus H. Rosenmüller. Hast du denn Präferenzen?
Ich bin das totale Theatertier. Film und Fernsehen sind nur ganz kleine Ausflüge. Wenn man die Listen von Filmen neben die Liste von Theaterstücken stellt, dann steht das in überhaupt keinem Verhältnis. Ich hätte Lust auf tolle Filme, aber bin da irgendwie nicht so reingerutscht. Ich bin jemand, der im Anlauf ziemlich faul ist und das mitnimmt was geht und Theater ging irgendwie immer. Es ist zu 'ner echten Liebe von mir geworden.
Was ist denn für dich das besondere am Theater?
Das ist einfach ein Ort, an dem man sich künstlerisch intelligent mit Dingen auseinandersetzten kann auch mit Tagesgeschehen und Tagesgeschäft. Und der berühmte live Moment spielt auch eine riesige Rolle. Das Spielen ist eine besondere Art zu denken. Wenn die Stimme und der Körper miteinbezogen werden, dann ist es eine ziemlich komplexe Art, sich mit dem Leben auseinanderzusetzen. Und es ist eine gute Gelegenheit, sich in ständig wechselnden Rhythmen mit Dingen zu beschäftigen, die einen sonst direkt gar nicht angehen würden. Ich finde, es hält einen ziemlich wach!
Du bist letztes Jahr bei Anti-Bagida Demos am Sendlinger Tor aufgetreten. Es ist also nicht nur Kunst, sondern es steckt auch Interesse an der Politik dahinter. Was hat dich denn dazu getrieben. Bei dieser Demo zu singen?
Deprimierend wäre ein Kunstbegriff, der das politische Tagesgeschehen ausschließt. Die Kunst ist nur ein Kanal, sich genauer damit auseinanderzusetzen. Auf einer Demo wollen und sollen Menschen direkt angesprochen werden. Ich glaube nicht, dass man ein Künstler sein kann, wenn man ausblendet, was gerade geschieht. Künstler, die unpolitisch sind, sind mir ein bisschen suspekt. Wobei ich auch nicht finde, dass die Kunst ein Ort sein muss, wo nur politisch agiert werden muss, aber diese Themen, die uns umgeben, sind genau die Themen, mit denen wir uns auch auseinandersetzen müssen.