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Keur Gui im Interview

Die Stimme der Stimmlosen

Autor(en): Ana Jerdeva am Freitag, 27. Oktober 2017
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Quelle: M94.5

Thiat von Keur Gui

Das senegalesische Duo Keur Gui setzt ein klares Statement: Nehmt euch in Acht vor Hip-Hop. Rapper Thiat darüber, wie Musik Politik ändern kann.

 

Hörbar: Keur Gui im Interview

 

Habt ihr mit Einschränkungen zu kämpfen wenn ihr Shows spielen oder eure Musik veröffentlichen wollt? Stellt sich die Politik quer?

Sie haben ein Video von uns im staatlichen Fernsehen gezeigt. Ich wurde noch nie zu einem staatlichen Radiosender eingeladen; nirgendwo im Senegal.
Aber heute gibt es viele Wege: Soziale Medien, private Radiostationen, private Fernsehsender. Das macht es einfacher. Aber wir haben nach wie vor einige Probleme. Wenn wir zum Beispiel eine Show organisieren wollen und nach Sponsoren suchen, finden wir keine. Wenn sie mit uns assoziiert werden, könnten sie in Schwierigkeiten geraten. Das einzige, womit wir ein Problem haben, ist Geld von Weltkonzernen, die im Land angesiedelt sind, anzunehmen. Ich würde eher sterben, als Geld anzunehmen von Menschen, die mein Land ausbeuten. Wir finanzieren quasi alles selber. Was immer wir bekommen, versuchen wir in unsere Musik zu investieren, um weiter wachsen zu können.
 


Du hast die Geschichte von dem Bürgermeister erzählt, der euch aus der Stadt geworfen und zusammenschlagen lassen hat. Das ist wirklich grausam! Das ist ein Punkt im Leben, wo man knallhart mit der Realität konfrontiert wird. Hast du je darüber nachgedacht mit der Musik aufzuhören, aus Sorge um deine eigene Sicherheit?

Nein, niemals! Ich bezeichne mich selber auch nicht als Künstler. Ich denke, dass Kili Feu ein Künstler ist. Ich bin eher ein Aktivist. Wir haben also eine Kombination aus Aktivismus und Kunst. Und das ergibt Keur Gui. Hip-Hop ist das Mittel zu unserer Botschaft. Wir erzählen Geschichten von Menschen. Wir sind die Stimme der Leute. Die Stimme der Stimmlosen.  Ich opfere mein Leben für das was ich tue. Ich kann nichts anderes machen. Als Jugendliche im Alter von 17 Jahren wurden wir ins Gefängnis gesteckt. Und wir wussten danach, was der richtige Weg ist. Das ist, was wir weiter machen müssen. Und am Rande: Als wir die Band gegründet haben, sind  Kili Feu und ich einen Blutpakt eingegangen. Wir haben uns geschworen das durchzuziehen, weil wir eine Mission haben. Unsere Mission ist es, mit unserer Kunst Afrika zu verändern, die Welt zu verändern. Wir werden uns fokussieren, wir werden stark bleiben, wir werden damit weiter machen.


Eure Bewegung "Y’en a marre" hat viel Anklang gefunden und euch internationale Bekanntheit verschafft. Seid ihr zufrieden mit dem, wie die Dinge stehen ? Habt ihr in euren Augen tatsächlich was verändern können ?

Y’en a marre hat eine Menge verändert. Andere afrikanische Länder haben ähnliche Bewegungen gestartet. Es ist Hoffnung für Afrika. Aber ich erwarte kein Ergebnis, das man heute sieht. Was Menschen nicht verstehen: Es ist respektlos, dass das was im Norden Afrikas passiert ist, „Arabischen Frühling“ genannt. Menschen sind gestorben, wurden verletzt. Sie sind gleich an die Macht gekommen. Aber sie haben einen Schritt übersprungen. Dieser Schritt war die Lösung.  Am Beginn von "Y’en a marre" haben wir gesagt: Unsere Lösung wird ein neues Senegal sein. Das ist nötig um, das Land zu verändern. Politiker können das Land entwickeln. Brücken und Türme bauen. Aber die Änderung wird kommen, wenn die Bevölkerung bereit für die Veränderungen ist.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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