Maeckes im Interview
Er ist nicht Maeckes
Wer ist Maeckes dann eigentlich? im Interview spricht der Rapper über seine neue Platte "Tilt", seine Band und seinen künstlerischen Zwiespalt.
Solo warst du ja bisher nur mit Gitarre unterwegs. Warum jetzt mit Band?
Die Gitarre ist ja immer noch da. Es ist einfach ein ganz anderes Konzept, der Gitarrenabend. Es ist viel mehr als ein bisschen „Singi-Songwriti“. Es ist ein ganz theatraler Abend, der schon gar nichts mehr mit einem Konzert zu tun hat. Und jetzt ist es wieder ein Konzert. Und dafür habe ich mir eine Band gesucht. Das hat sich eigentlich so ergeben. Wenn während des Albumprozesses rausgekommen wäre, dass alles nur Samples und Drums sind, dann wäre ich wahrscheinlich einfach nur mit DJ auf Tour gegangen. Aber weil es relativ musikalisch geworden ist, war es ganz klar, dass wir mit Band auf Tour gehen.
Die Band war in den ganzen Produktionsprozess schon integriert. Du hast dir da Äh, Dings und Tristan Brusch mit ins Boot geholt. Inwieweit warst du dann selbst noch beteiligt?
Immer mal wieder. Am Anfang war ich noch der alleinige Produzent, bevor ich Äh, Dings an Bord geholt habe. Und später war es dann nur im äußersten Notfall, weil ich Äh, Dings voll vertraue und ein absoluter Fan bin, von dem was er tut. Aber manchmal kann man nicht so genau kommunizieren, was man sich vorstellt. Und dann habe ich mir in solchen Momenten das Projekt wieder auf meinen Rechner geholt und dann zum Beispiel die Drums bearbeitet. Aber sonst war ich immer froh, wenn ich nicht mehr Produzent sein musste.
Du hast in deiner bisherigen Karriere sehr viele Projekte und Mixtapes veröffentlicht. Wieso hat „Tilt“ das Privileg, ein Album zu sein?
Es war ein bisschen aufgestaut. Mir hat es die letzten Jahre einfach gereicht, meine Skizzen zu veröffentlichen. Es war erst eine kurze Überwindung, weil manche Dinge würde ich heute auch nicht mehr so machen. Das war einfach ein Experimentierfeld. Und das eröffnet ja, dass Menschen einen daran messen können. Und ich musste mir da dann eingestehen, dass es ist, wo ich gerade forsche. Und das hat mir für ein paar Jahre gereicht, weil ich ja sonst auch sehr viele Sachen gemacht habe. Eigentlich hatte ich erst nicht das Bedürfnis etwas zu machen. Aber vor ungefähr drei Jahren habe ich dann gemerkt, dass es einfach Songs gibt, die ich gerne wieder richtig machen würde. Denen einfach Zeit geben, ein bisschen Rotz auszusortieren und zu schauen, dass ich dann dazu stehen kann. Und so habe ich dann angefangen „Tilt“ zu machen.
Lohnt es sich denn überhaupt noch ein Album zu produzieren?
Ich sehe auch, dass es tot ist, mag es aber als Konsument noch sehr gerne. Ich habe gerne einen geschlossenen Kosmos und sehe gerne, wie die Lieder zueinander gehören. Aber vielleicht ist es bei mir auch das letzte Album gewesen. Für mich ist Maeckes jetzt abgeschlossen, was auch immer jetzt kommt, weiß ich nicht. Dieses Ding hat seinen Frieden gefunden. Es war immer so das Album, das ich nicht gemacht habe über die Jahre und jetzt habe ich es halt gemacht. Und ich glaube es ist auch das letzte traurige Album.
Du hast auf deinem Album viel an dein 20-jähriges Ich angeschlossen. Dann hast du aber auch fröhliche Sachen drauf. Wie erklärst du dir diesen künstlerischen Zwiespalt?
Ich hab mein ganzes Leben lang melancholische Musik gemacht, bin aber ein pupsfreundlicher, lustiger Kerl. Und das ist beides auf dem Album. Maeckes ist eigentlich ein ganz einfacher, freundlicher, netter, lustiger Kerl. Nur durch irgend so einen Umstand habe ich immer melancholische Musik gemacht.
Du behandelst in deinen Texten sehr viel, das sehr persönlich klingt. Ist das dann wirklich persönlich oder fiktiv?
Absolut nicht. Also es ist alles fiktiv. Deshalb sage ich auch immer, dass ich Maeckes bin und nicht Maeckes bin. Ich glaube diese Grenze gibt es nicht mehr. Selbst wenn man einen fiktiven Text schreibt, dann werden echte Emotionen aus dem echten Leben rüberkommen. Weil sonst steckt da nichts drin. Sonst ist es tot und das würde man sofort hören. Also irgendwas Echtes ist da drin.