Escape the Fate im Interview
Headbangen leicht gemacht!
Robert Ortiz (Schlagzeuger) und Kevin "Thrasher" Gruft (Gitarrist) von Escape the Fate
Escape the Fate sind schon durch viele Höhen und Tiefen gegangen, aber sie haben nie aufgehört Musik zu machen. Wir haben mit ihnen darüber geredet.
Ende Oktober 2015 veröffentlichte die vierköpfige Metalcore-Rock-Band Escape the Fate ihr bereits fünftes Album "Hate Me". Viel Hass hatten sie auch in ihrer Vergangenheit durchlebt - ob ständige Besetzungswechsel mit jahrelangen Streitereien oder seitens der Kritiker. Die US-Amerikaner haben sich davon allerdings nie unterkriegen lassen und sind der Musik und dem Touren treu geblieben. Auch in München haben sie auf ihrer Europa-Tournee Halt gemacht. Am Donnerstag, den 4. Februar gaben sie auf der Bühne im Strom bei zahlreichem Publikum alles. Davor haben wir Schlagzeuger Robert Ortiz - einziges übriggebliebenes Escape the Fate-Gründungsmitglied - und Lead-Gitarristen Kevin "Thrasher" Gruft zum Interview getroffen.
Seit Ende Januar seid ihr jetzt in Europa mit eurem aktuellen Album „Hate Me“ auf Tour. Wie ist es bisher gelaufen?
Robert: Die Tour läuft großartig bis jetzt. Jede Show war unglaublich und Paris war die beste Show, die wir je gespielt haben. Es war krass und die Leute mögen die neuen Lieder.
Ihr habt auch tolle Supportbands mitgebracht: Like A Storm, Fearless Vampire Killers und New Years Day. Wie ist es, sie mit auf eurer Tour zu haben?
Thrasher: Wir haben die Bands eigenhändig ausgewählt, weil wir dachten sie wären perfekt vom Budget her und unsere Fans können sich mit ihnen identifizieren. Und jede einzelne hat ihr eigenes Ding anzubieten, das sie mit zur Tour beisteuern. Mit New Years Day haben wir bereits einige Tourneen gemacht und wahrscheinlich werden wir noch eine weitere mit ihnen machen. Sie sind wirklich gute Freunde von uns hier und jetzt. Das passt und wir haben somit eine schönes Package für die Welt.
Wenn ein Song zum Leben erwacht...
Auf der Bühne gebt ihr alles, aber touren ist auch anstrengend. Woher nehmt ihr die Energie?
Robert: Wenn man einfach unglaublich gut aussieht, passiert das einfach, richtig? (lacht) Ich weiß es nicht. Das ist es einfach was wir tun. Wir sind sehr leidenschaftlich bei unseren Lieder, unserer Musik und dem, was wir zu sagen haben. Und es passiert dann einfach, wenn wir unsere Lieder spielen.
Thrasher: Es geht nur um die Energie! Und um die Kommunikation.
Robert: Und es geht um die Hüften! (grinst)
Thrasher: Und manchmal, wenn man nicht dazu kommt, Sport zu machen, muss man eben das doppelte auf der Bühne geben, um die Kalorien zu verbrennen.
Robert: (Noch zur Live-Show in Paris) Ich habe eigentlich immer mitgeholfen beim Schreiben (neuer Lieder), aber ich habe noch nie ein komplettes Lied ganz alleine geschrieben, bei dem ich wirklich gefühlt habe, dass das „mein Baby“ ist. Da war eine Zeit zu Beginn – ich erinnere mich, dass wir schon etwas gestritten haben, als wir geschrieben haben. Der einzige, der verstanden hat, was ich versucht habe zu machen, war Thrasher.
Da war nämlich dieser Stop nach einem langsamen Teil im Song. Die anderen meinten „Nein, wir können das da nicht machen. Wir müssen das rausnehmen“. Sie haben es nicht ganz verstanden. Ich habe gesagt, dass wir das drin lassen müssen und dann drehte irgendwie jeder durch. Aber es war verrückt dann zu sehen, wie es (ein Lied auf der Bühne ) zum Leben erwacht. Einmal als ich zur Toilette ging, hatte ich diese Idee und dachte mir, ich will anfangen diesen Song zu schreiben. Und jetzt – gerade in Paris – zu sehen, wie er zum Leben erwacht und zu sehen, wie er die Leute auf der anderen Seite der Welt beeinflusst, das war für mich persönlich ein sehr spezieller und einzigartiger Moment.
Also Robert hat diesmal viel mehr auch selbst geschrieben, anstatt "nur" mitzuhelfen. Inwiefern war die Rollenaufteilung generell anders bei diesem Album?
Robert: Bis jetzt war es immer so, wenn ein Lied (ins Album) reinkam, dass jeder was beigetragen hat und dann wurde der Gesang drübergelegt. Es war wie in einer Fertigungsanlage. Es war sehr dumpf – schon sehr kreativ und cool – aber dieses Mal waren wir wirklich eine Einheit und haben unsere gegenseitigen Stärken genutzt um die Lieder besser zu machen. Und es war keine Idee zu dumm oder zu gut. Da war nichts, dass wir für uns behalten sollten. Wir haben es geteilt und besprochen, was man darüber denkt. Und eines Tages habe ich sogar eine Akustikgitarre genommen und habe den Jungs vorgesungen wie mein Großvater von uns gegangen ist – und ich singe ja eigentlich nicht. Das hat es zwar nicht aufs Album geschafft, aber ich habe es versucht. Und Thrasher hat den Song „Live For Today“ vorgesungen, das ist der zweite Song auf unserem Album. Thrasher war etwas unsicher, wegen seines Gesangs. Howard Benson, unser Produzent, der uns dazu getrieben hat, mehr zu schreiben, meinte, das ist ein gutes Lied. Dann haben wir das Lied genommen und daraus gemacht, was es jetzt ist.
Thrasher: Vorbereitung ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen Album. Man plant ja auch jahrelang um Hochhäuser oder Brücken zu bauen und dasselbe gilt auch für ein Album. Das haben wir gemacht.
"Hate Me" als Befreiung
Euer Album heißt ja „Hate Me“ und es ist auch viel passiert in den letzten Jahren um euch herum…
Thrasher: „Hate Me“ ist aber mehr eine Befreiung. Eine Erleichterung wie: Pfeiff drauf! Mir ist egal, was die Kritiker denken oder mir ist es egal, verurteilt zu werden. Ob die Band Besetzungswechsel hatte oder ob eine neue Person einige neue Lieder auf dem Album schreibt. Wir tun einfach das, was richtig für uns ist. Das ist unsere Realität, die auf dem Album ist und die Leute scheinen sich damit sehr gut identifizieren zu können. Das ist toll!
Robert: Dieses Album war auch sehr befreiend! Wir haben alle über unsere Gefühle geschrieben. Wir haben alle über den Schmerz und das Leid geschrieben mit dem wir zu tun hatten und wie wir das genutzt haben, um bessere und stärkere Menschen zu werden. Wir haben aber auch über die guten Dinge des Lebens geschrieben. Wir sind jetzt eingestandene Männer, die sich auch verliebt haben – wir haben ein Liebeslied auf dem Album! Wir haben verschiedene Arten von Mitteln und Drogen genommen und haben auch darüber Songs geschrieben. Wir haben Lieder über die Wut geschrieben - gegenüber Menschen, die in unserem Leben waren.
Es war sehr befreiend – vom persönlichen Standpunkt und vom Standpunkt eines Musikers aus, wo wir schreiben konnten, über was wir wollten.
Eure Lieder haben eine weite Bandbreite – von hartem Metalcore bis hin zu Balladen. Auf eurer Deluxeversion von „Hate Me“ habt ihr auch zwei Remixes. Wer hatte die Idee dazu?
Robert: Das war die Idee von der Plattenfirma. Ich werde auch gar nicht lügen. Ich persönlich hasse es Dinge wie das zu tun, aber wir haben es gemacht, damit es auf iTunes kommt. Es ist einfach ein Geschäftsding. Man muss halt etwas machen. Aber – es ist auch cool so etwas zu hören! Die Interpretation von jemanden zu hören und wie jemand es aufgenommen hat.
Ihr hattet 40 bis 50 Demosongs für dieses Album. Wie konntet ihr euch einigen, welche Lieder aufs Album kommen?
Robert: Wir haben die anderen Songs geliebt, aber wir mussten sie gehen lassen. Letztendlich haben wir uns auf unsere Favoriten geeinigt damit wir wohin kommen. Aber da sind immer noch etwa fünf, die wir wirklich gerne genommen hätten, bei denen wir nicht einmal die Chance hatten, sie aufzunehmen. Es tut irgendwie weh, wenn man Dinge verliert, weil man eine Menge Zeit investiert hat. Es war schon hart die Lieder auszusuchen.
Im Einklang mit sich selbst
Die alten und neuen Songs sind allemal gut beim Publikum angekommen - heftiges Headbangen soweit das Auge reicht und tanzen im Moshpit. Auch Escape the Fate selbst sind wohl sichtlich wieder zu sich selbst gekommen, haben die Hürden überwunden und sich mit ihrem neuen Album weiterentwickelt.