Grämsn im Monaco Breaks-Interview
Kaputt und Neuanfang
Mit seiner neuen Platte „Requiem" wagt sich Grämsn an Autotune. Trotzdem bleibt er seinen bayerischen Wurzeln treu.
Grämsn hat mit seiner Crew Doppel D den bayerischen Rap mitgeprägt. Mittlerweile ist er Solo unterwegs. Seine dritte Platte „Requiem“ klingt sehr düster und reflektiert. Ein großer Unterschied zu früheren Projekten. Neue Wege geht Grämsn auch in Sachen Beats. Im bayerischen Rap dominiert immer noch der klassische Boom Bap-Hip Hop. Auf seinem Album tobt er sich an Autotune aus. Erstmal mag das ungewohnt erscheinen, aber beim Anhören klingt das nicht erzwungen. Ein Bayer würde vermutlich zu diesem Album einfach „Basst scho!“ sagen.
Deine Platte heißt „Requiem". Du sprichst dort vom Ende und vom Neuanfang. Worauf bezieht sich das? [01:35]
Ich hatte schon eine kleine Krise. Schon vor dem Album „84/14". Mit einen gewissen Abstand kann ich jetzt offener darüber reden. Das ist jetzt schon vier bis fünf Jahre her. War jetzt nicht so tragisch, aber hat mich schon ein bis zwei Jahre beschäftigt. Da lernt man sich neu selber kennen. Bei „Requiem", wenn man zwischen den Zeilen mithört, geht’s da weniger um mich persönlich sondern mehr um die Beziehung zu Rap und Hip Hop.
Du bist in Hengersberg groß geworden. Wie kamst du in der niederbayerischen Provinz mit Hip Hop in Berührung? [06:22]
Durch meine Schwester. Die ist fünf Jahre älter als ich. Sie war eigentlich mehr in der Punkszene unterwegs. Aber früher war´s so, dass Punk und Hip Hop mehr miteinander zu tun gehabt haben. Plötzlich kam sie mit House of Pain , Cypress Hill und De La Soul um die Ecke. Sie meinte: „Hey, das musst du dir anhören." „Jump Arround" ist der Song, bei dem ich mich noch erinnere, dass ich ihn als Winzling gehört habe und so geflasht war.
Du meintest, ob du noch überhaupt Bock auf Musik hattest. Meinst du damit, dass der Punkt gekommen ist, an dem die Leute nicht mehr verstanden haben, was du da machst. Hattest du das Gefühl, nicht mehr am Puls der Zeit zu sein? [21:40]
Das ist keine Alters- oder Zeitgeistfrage. Eher so: Wie viel Liebe und Kraft steckst du da rein? Und wie viel kommt zurück. Du kannst niemanden dazu zwingen, dass sie deinen Sound geil finden. Das geht einfach nicht. Du brauchst ein bisschen Glück. Einen coolen Sound. Dann brauchst du noch ein bisschen Kontakte. Wir waren vor allem mit Doppel D schon sehr eigenständig. Wir haben das komplett selber gemacht. Einfach, weil wir es machen mussten. Es kam nicht einfach ein Label her und hat gesagt : "Boah, geil! Dialekt-Rap. Darauf haben wir gewartet!" Je mehr du selber machst, umso mehr Zeit geht flöten und umso mehr magst du das im Optimalfall zurück bekommen. Und wenn das immer weniger wird - aus welchen Gründen auch immer - dann kann man schon mal frustriert sein. Da muss man einfach irgendwann drüber kommen und einfach sagen: „Fuck it! Ich mache jetzt das, worauf ich Bock habe." Und wenn ich das Glück habe, dass es jemandem gefällt, dann umso cooler. Und wenn nicht, dann mache ich das für mich und meine Homies.