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Claire Jul im Interview

Musik für den guten Zweck

Autor(en): Julia Ongyerth am Mittwoch, 8. Juni 2016
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Quelle: M94.5

Claire Jul möchte ihr Gesicht im Internet nicht zeigen

Mit ihrer Musik will sie Menschen bewegen, Kindern helfen und dabei trotzdem nicht ihr Gesicht zeigen. Vor ihrem Auftritt auf dem Streetlife-Festival verrät sie warum.

Die Münchnerin Claire Jul spielt auf Benefizkonzerten und Festivals. Dabei engagiert sie sich vor allem für Kinder in Indien und Geflüchtete. Diesen Sonntag spielt sie auf der M94.5-Bühne auf dem Streetlife-Festival. Heute Nachmittag war sie zu Gast bei uns im Studio:
 
 
Claire Jul, auf deiner Website hast du ein Zitat stehen: "You're never gonna see yourself clearly". Was genau soll das heißen?
 
Eigentlich geht es darum, in den Songs beschreibe ich mich immer viel selbst, aber im Endeffekt beschreibe ich immer Sachen die ich am Anfang selbst nicht merke. Es ist so freies Schreiben, ich schreibe die Lyrics auf und wenn ich sie dann nach einem halben Jahr wiedersehe merke ich, dass ich damals schon Sachen über mich geschrieben habe, die ich noch gar nicht bemerkt hatte, das finde ich immer ganz lustig. "You're never gonna see yourself clearly" kommt auch aus der Psychologie - das habe ich im Nebenfach - und ich glaube daran, dass man sich selbst nie wirklich kennt, und voller Überraschungen ist, die man noch so erleben wird.
 
Du warst letztes Jahr im April schonmal bei uns zu Gast, damals hast du uns verraten dass du eigentlich Songwriter werden wolltest, und sich das mit dem zusätzlich noch Singen, also Singer-Songwriter nur zufällig ergeben hat. Hat sich da in der Zwischenzeit was geändert?
 
Nein, nicht wirklich. Inzwischen ist es schon so, dass ich gerne singe, aber es ist so, dass ich keine Lust habe, dass man mich wirklich kennt in der Öffentlichkeit. Das heißt: Wir gehen im Moment eine Strategie, dass mein Gesicht auf Facebook so gut wie nicht vorkommt, und ich versuche so wenig wie möglich im Vordergrund zu stehen, damit die Musik das Wichtige ist. Deshalb wollte ich eigentlich auch nie Sängerin oder Frontsängerin sein, weil mich das unglaublich nervt im Vordergrund zu sein. 
 
Woher kommt deine Motivation dich zum Beispiel für Kinder in Indien zu engagieren? Das ist ja jetzt nichts selbstverständliches, was man einfach macht, gerade wenn man noch so jung ist wie du.
 
Ich glaube, ich habe einfach immer sehr schnell ein schlechtes Gewissen, und wenn man da mal ein bisschen länger in einer Stadt wohnt und mit Kindern arbeitet, die so gut wie gar nichts haben oder keinen Zugang zu Bildung, kriege ich halt sehr schnell ein schlechtes Gewissen. Im Endeffekt ist es relativ leicht sich für diese Leute zu engagieren, es hat sich damals einfach angeboten die Hilfsorganisation zu gründen und Benefizkonzerte zu organisieren, weil ich halt viele Musiker kenne und Locations hier in München, deshalb war das dann recht zugänglich.
Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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